Vitamine
Übersicht
Physiologie
Definition
- Vitamine sind organische, niedermolekulare Verbindungen mit katalytischer
oder regulatorischer Funktion für den Stoffwechsel des menschlichen
Körpers, die in niedriger Dosis (µg- oder mg-Bereich) physiologisch aktiv
sind, von ihm selbst nicht oder unter bestimmten äußeren Bedingungen (z.B.
Mangel an UV-Licht) nur unzureichend produziert werden können und ihm
deshalb von außen, in der Regel mit der Nahrung, zugeführt werden müssen.
Aufgaben
- Vitamine dienen im Körper als Coenzyme
bei katalytischen Prozessen oder sie sind als Prohormone an
Steuerungsvorgängen beteiligt.
- Sie besitzen keine Bedeutung als Baustoffe oder Energieträger.
Einteilung
- Aufgrund ihrer verschiedenen Löslichkeit werden die Vitamine in zwei
Gruppen unterteilt:
- Fettlösliche Vitamine findet man v.a. in fetthaltigen Zellkompartimenten wie
der Plasmamembran,
speziellen Zellen mit der Fähigkeit zur Speicherung fettlöslicher Vitamine und
Adipozyten.
- Die zunächst recht willkürlich erscheinende Unterteilung gibt daher oft
bereits einen Hinweis,
in welchen Nahrungsmitteln oder Nahrungsmittelbestandteilen voraussichtlich
welche Vitamine vorkommen könnten.
- Fettlösliche Vitamine
können ferner nur dann resorbiert werden, wenn die Fettresorption intakt
ist, d.h. genügend Galle sezerniert wird.
Bemerkungen
- Da der Körper Vitamine nicht oder zumindest teilweise nicht ausreichend
bilden kann, müssen sie dem Organismus als "fertige" Vitamine
oder in Form ihrer Vorstufen, den Provitaminen, zugeführt werden.
- Dies erfolgt praktisch ausschließlich mit der Nahrung.
- Zwar können einige Vitamine (Vitamin B12, Vitamin K und Biotin)
auch von Darmbakterien synthetisiert und in resorbierbarer Form in den Darm
abgegeben werden, allerdings erfolgt dies zumeist in einem Bereich hinter
den wichtigen Resorptionsarealen für diese Vitamine, so dass sie nicht mehr
in größerem Umfang aufgenommen werden.
- Die Standardisierung vitaminhaltiger Präparate war zunächst nur durch
Tierversuche möglich. Geeignete Versuchstiere wurden mit einer Kost
ernährt, die alle Vitamine bis auf das eine, auf das geprüft werden
sollte, in ausreichender Menge enthielt. Es konnte dann bestimmt werden:
- Welche Menge des fraglichen Vitamins zu dieser Nahrung hinzugefügt
werden muss, um Mangelsymptome zu verhindern (Erhaltungsdosis).
- Welche Dosis nach Ausbruch der Mangelsymptome benötigt wird, um diese
wieder zum Verschwinden zu bringen (kurative Dosis).
- Seit die chemische Konstitution der Vitamine aufgeklärt ist, werden sie
gewichtsmäßig dosiert, die alte Dosierung nach Internationalen Einheiten
ist somit obsolet.
- Der Bedarf mit Vitaminen und Spurenelementen kann, anders lautenden
Angaben zum Trotz, durchaus mit einer gesunden Ernährung gedeckt werden.
- Leider sind die Vitamin nicht in allen Nahrungsmitteln gleich verteilt,
so dass manche Nahrungsmittel z.B. ein Vitamin gar nicht und ein anderes in
weit höherer Dosis als nötig enthalten.
- Darüber hinaus schwankt der Vitamingehalt in den Nahrungsmitteln je nach
Produktionsbedingungen, Lagerung und Zubereitung stark. So werden beim
Kochen einige Vitamine (z.B. Folsäure
und Ascorbinsäure)
weitgehend zerstört.
- In Kartoffeln sinkt etwa der Vitamin-C-Gehalt während 12 Monaten Lagerung
um bis zu 80 %.
- Dennoch ist es möglich für praktisch alle Vitamine gewisse
Nahrungsmittel zu benennen, die vergleichsweise viel von diesem Vitamin
enthalten:
Fleisch, Geflügel, Fisch, Bohnen |
Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6,
Vitamin B12, Biotin, Niacin, Pantothensäure |
Milch und Milchprodukte |
Vitamin A, Vitamin D, Vitamin B2, Vitamin B6,
Vitamin B12 |
Getreide und Getreideprodukte |
Vitamin B1, Vitamin B2, Vitamin B6,
Biotin, Folsäure, Niacin, Pantothensäure |
Obst und Gemüse |
(Pro-)Vitamin A, Vitamin K, Vitamin C, Vitamin B2,
Folsäure (außerdem Flavonoide etc.) |
Fett, Öle |
Vitamin A, Vitamin E |
- Bei Fleisch ist v.a. die Leber eine gute Quelle für Vitamin A, Vitamin D,
Vitamin E, Vitamin B12 und Folsäure, allerdings enthält sie u.U.
auch die höchsten Konzentrationen vieler unerwünschter Substanzen
(Tierarzneimittel etc.)...
- Genauere Werte zum Vitamingehalt bestimmter Lebensmittel findet man
häufig in Nährwerttabellen. Die dort angegebenen Werte sind jedoch meist zu
hoch, da sie die oben bereits erwähnten Verluste während der Lagerung und
Zubereitung nicht enthalten. Auch die anderen bereits aufgeführten Parameter
beeinflussen den tatsächlichen Vitamingehalt meist negativ.
- Es hat sich als relativ realistisch erwiesen, die in den Tabellen
angegebenen Vitaminmengen um mindestens 10 - 25 % nach unten zu korrigieren.
Bei bestimmten Nahrungsmitteln sind auch deutlich extremere Abweichungen
möglich.
- Bei älteren Nährwerttabellen kommen evtl. Abweichungen vom tatsächlichen
zum angegebenen Wert hinzu, die sich aus veralteter, fehlerhafter Analytik
ergeben haben. So konnte früher z.B. β-Carotin
nicht immer sauber von anderen Carotinoiden getrennt werden, so dass hier
deutlich zu hohe β-Carotin-Angaben vorkommen
können.
- Es ist zudem zu beachten, dass analytisch nachweisbare Mengen eines
Vitamins nicht mit den tatsächlich bioverfügbaren Mengen übereinstimmen
müssen.
- Neben einer verringerten Vitaminaufnahme aus dem Darm aufgrund von z.B.
Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, sind auch in der Nahrung selbst
verschiedene die Resorption beeinflussende Faktoren zu berücksichtigen.
- So kann Vitamin B6 an einen Zucker gebunden sein, von dem es im Darm nicht
abgespalten und somit auch nicht resorbiert werden kann.
- β-Carotin kann aus rohen Karotten praktisch
nicht resorbiert werden; Vitamin B1, Vitamin B12 und
Niacin sind in vielen Nahrungsmitteln ebenfalls nur schlecht bioverfügbar.
Zusätzliche Vitamingabe
- Einige Komponenten lassen sich häufig nicht ausreichend durch die
Nahrung zu sich nehmen, hier kann eine Supplementation sinnvoll sein.
- Gesichert ist ein positiver Effekt bei einer zusätzlichen Gabe von:
- Die Supplementation folgender Stoffe konnte bislang nicht durch
klinische Studien als positiv bewertet werden:
- Für Vitamin
C zeigen allerdings einige Querschnittstudien eine höhere
Krankheitsinzidenz bei niedrigen Vitamin-C-Konzentrationen.
- Bei stark einseitiger Ernährung, kann eine Nahrungsergänzung mit anderen
als den vorgenannten Vitaminen erforderlich werden. So sollten strenge
Veganer Vitamin B12 und von Zeit zu Zeit auch Vitamin A zu sich
nehmen, letzteres da ein vollständiger Ersatz dieses Vitamins durch
Provitamin A nicht absolut gesichert ist.
- Bei sehr fettarmer Kost kann die zusätzliche Versorgung mit dem v.a. in
pflanzlichen Ölen vorkommenden Vitamin E sinnvoll werden.
- Pflanzenkeime enthalten grundsätzlich größere Mengen an Vitamin B1,
Vitamin B2 und Niacin, sowie häufig auch Vitamin E.
Empfohlene Mehrzufuhr von Vitaminen bei Schwangeren (ab 4. Monat) und
während der Stillperiode
38 |
125 |
100 |
100 |
17 |
42 |
25 |
42 |
20 |
53 |
13 |
33 |
63 |
38 |
100 |
53 |
33 |
33 |
33 |
67 |
- Über den täglichen Bedarf der verschiedenen Vitamine gibt es z.T. sehr
unterschiedliche Angaben. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass
Mangelsymptome erst nach langer Zeit sichtbar werden, oder nicht bekannt
sind. Ein gewisser Einfluss der Vitamin-Präparate-Hersteller auf die
jeweiligen länderspezifischen Empfehlungen ist jedoch ebenfalls nicht von
der Hand zu weisen...
- Grundsätzlich lassen sich aus den verschiedenen Aufnahme- und Speichermechanismen bzw. -fähigkeiten für
die einzelnen Vitamine Rückschlüsse auf die Verfügbarkeit der
einzelnen Vitamine während der Evolution ziehen. Seltenere Vitamine werden meist
besser, z.T. sogar über eigene spezifische Resorptionsmechanismen, aufgenommen
und/oder besser gespeichert.
- Geht man von dieser evolutionären Adaption an die normale Vitaminversorgung
aus, so bedeutet dies im Umkehrschluss, dass eine durch Nahrungsergänzungsmittel
über das normale Maß hinaus gesteigerte Vitaminversorgung keine zusätzlichen
positiven Effekte haben muss, ja sogar schädlich sein kann.
- Der "physiologische Bereich" der Vitaminzufuhr, also der, in dem der
tatsächliche Vitaminbedarf als gedeckt anzusehen ist, sollte daher von einem
"pharmakologischen Bereich" abgegrenzt werden, in dem man - tatsächliche oder
vermutete - therapeutische Effekte des Vitamins ausnutzen möchte.
- Hierbei sollte man davon ausgehen, dass die Mechanismen hinter den
pharmakologischen Effekten nicht unbedingt denen der physiologischen Wirkungen
entsprechen.
- So gibt man etwa zur Prophylaxe gibt bis zum Dreifachen, bei manifestem Mangel bis zum
Zehnfachen des normalen Tagesbedarfs.
- Einzelne Vitamine, insbesondere
Vitamin
C und Vitamin E,
ferner Provitamin A, werden auch in wesentlich höherer Dosierung
("Megadosen") angewandt.
- Dieses Vorgehen beruht auf der Vorstellung, dass durch den
hochdosierten Einsatz von antioxidativ wirkenden Stoffen den Folgen
einer verstärkten Radikalbildung vorgebeugt werden kann.
- Voraussetzung für den hochdosierten Einsatz von Vitaminen als
Radikalfänger ist allerdings eine große therapeutische Breite. Diese
ist bei den genannten Stoffen, nicht aber bei
Vitamin
A selbst, gegeben.
- Der tägliche Vitaminbedarf kann über das Maß der für einen
normalen Erwachsenen geltenden Empfehlung erhöht sein, so z.B. bei
Schwangeren und Stillenden (s.o.), Rauchern, Kranken oder Senioren.
- Eine Substitution ist auch zu überlegen, wenn z.B. die
Vitaminresorption vermindert ist [z.B. durch fehlenden intrinsic-factor
(bei Vitamin
B12) oder Behandlung mit Breitbandantibiotika,
die die Darmflora zerstören] oder, z.B. bei Niereninsuffizienz, die
Aktivierung von Vitamin
D gestört ist.
- Es lässt sich somit zusammenfassen: Wenn keine ausreichende Vitaminversorgung über die Nahrung
stattfinden kann, so ist eine eine zusätzliche Vitamingabe durchaus sinnvoll.
Abzulehnen sind extreme
Vitaminsubstitutionen, da hier evtl. der entstehende Schaden den Nutzen
übertreffen kann.
Hypervitaminosen
- Die Überdosierung der fettlöslichen
Vitamine, vor allem von Vitamin A
und Vitamin D,
steht im Verdacht schwere Gesundheitsschäden hervorrufen zu können, während
für Überdosierungen der meisten wasserlöslichen Vitamine (bei normaler
Nierenfunktion) praktisch keine nachteiligen
Folgen zu erwarten sind.
Vitaminmangel
Allgemeines
- Beim gesunden Erwachsenen tritt, da die benötigten Vitaminmengen sehr
klein sind, ein Vitamindefizit prinzipiell selten auf, wird aber durch
Rauchen, Alkoholabusus, Fehlernährung bzw. falsche Nahrungszubereitung
begünstigt.
- Am häufigsten besteht ein Mangel an Retinol
(Vitamin A), Calciferolen
(Vitamin D), Thiamin (Vitamin B1),
Pyridoxin
(Vitamin B6) und Folsäure.
- Eine unzureichende Aufnahme von Vitaminen führt zu einer Unterversorgung.
Die Speicherfähigkeit des Körpers für das jeweilige Vitamin bestimmt, wie
schnell eine unzureichende Vitaminversorgung manifest wird.
- So reicht die im Körper gespeicherte Menge an Vitamin
B1 z.B. nur für 4 bis 10 Tage, während die von Vitamin
B12 etwa 3 bis 5 Jahre ausreicht.
Einteilung
- Entsprechend ihrer Ausprägung wird eine Vitaminmangelversorgung in sechs
Stadien unterteilt. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stadien sind
fließend:
- Stadium 1 und 2
- In diesen beiden Stadien liegt nur ein geringfügiges
Unterschreiten der erforderlichen Vitaminzufuhr vor. Sie äußern
sich in der Abnahme der Vitaminkonzentration im Körper, sind
ansonsten aber asymptomatisch.
- Stadium 3
- Im Stadium 3 kommt es zu einer Funktionsstörung von Enzymen,
deren Aktivität von dem entsprechenden Vitamin abhängig ist
(suboptimale Vitaminversorgung)
- Stadium 4
- Stadium 4 ist durch uncharakteristische Mangelsymptome
gekennzeichnet, die sich in einer eingeschränkten körperlichen und
geistigen Leistungsfähigkeit äußern.
- Stadium 5 (Hypovitaminose)
- Eine noch stärkere Mangelversorgung als in Stadium 4 führt nun
zu meist charakteristischen Krankheitssymptome, die durch Zufuhr des
betreffenden Vitamins vollständig wieder beseitigt werden können.
- Stadium 6 (Avitaminose)
- Bei der Avitaminose handelt es sich um das Endstadium eines
schweren Vitaminmangels.
- Aufgetretene Schäden können irreversibel sein (z.B. Erblindung
bei anhaltendem Vitamin-A-Mangel).
Bestimmung des Vitaminstatus
- Wie erwähnt sind die Stadien 1 und 2 des Vitaminmangels ohne Symptome.
- Um sie dennoch erfassen zu können, ist die Bestimmung der individuellen
Vitaminversorgung des Organismus erforderlich.
- Diese erfolgt durch den Nachweis verschiedener Vitamine und/oder deren
Metaboliten im Plasma,
bestimmten Zellen (z.B. Erythrozyten)
oder Harn.
Geschichtliches
- 1896 stellte der niederländische Arzt Christian Eijkman fest, dass ein
wässriger Extrakt aus Reiskleie die Krankheit Beri-Beri heilen konnte.
Beri-Beri war kurz zuvor - und kurz nachdem man dort vermehrt
Reisschälmaschinen eingeführt hatte - in Japan und auf Java aufgetreten.
- 1911 konnte der polnische Chemiker Casimir Funk aus diesem Extrakt die
wirksame Verbindung isolieren. Er bezeichnete sie als "Beri-Beri-Vitamin",
wobei er den Begriff "Vitamin" aus "vita" (lat. Leben)
und "Amin" (im weitesten Sinne eine organische stickstoffhaltige
Verbindung) zusammensetzte.
- Die Bezeichnung "Vitamin" wurde in den Folgejahren auch auf
weitere (anscheinend) lebensnotwendige, natürliche Verbindungen
übertragen - unabhängig davon, ob sie Stickstoff enthielten oder nicht
(z.B. Vitamin A, C, D und E).
- 1926 wurde dieses "Beri-Beri-Vitamin" erstmals rein
synthetisiert, die gewonnene Verbindung wurde als Vitamin B oder Thiamin
bezeichnet.
- Bereits kurze Zeit später fand man ähnliche stickstoffhaltige
Faktoren mit Vitamincharakter, die man nun durchindizierte (Vitamin B2,
B3, B4 etc.).
- Heute werden nur noch die Bezeichnungen Vitamin B1, B2,
B6 und B12 verwendet. Die Bezeichnungen Vitamin B3
für Niacin, Vitamin B5 für Pantothensäure, Vitamin B7
für Biotin und Vitamin B9 für Folsäure haben sich nicht
durchgesetzt. Die Vitamine B4, B8, B10,
B11, B13, B14, B15 und B17
erwiesen sich später allesamt als Pseudovitamine.
- Zahlreiche weitere Vitamine und Pseudovitamine wurden bis 1941 mit anderen
Buchstaben des Alphabets belegt. Bis heute überlebt haben nur die 13
Vitamine A, C, D, E und K, sowie die oben aufgeführten 8 Vertreter der
B-Gruppe.
- 1941 beschloss man keine weiteren "Vitamine" mehr zu benennen.
Verbindungen, die nach 1941 entdeckt wurden, werden daher, auch wenn sie der
obigen Definition entsprechen, nicht als "Vitamine" bezeichnet.
- Als Beispiel für solche "Nicht-Vitamin-Vitamine" seien die
Bestandteile des makulären Pigments, die beiden Carotinoide Lutin und
Zeaxanthin genannt.
Chemie
Bemerkungen
- Vitamine sind chemisch sehr heterogene Verbindungen:
- Vitamin A ist ein Diterpen.
- Vitamine der B-Gruppe enthalten alle Stickstoff, womit die
strukturellen Ähnlichkeiten aber bereits erschöpft sind.
- Vitamin C ist ein oxidierter Zucker.
- Vitamin D besteht zwei verschiedenen Seco-Steroiden, nämlich
Ergocalciferol (Vitamin D2) und Colecalceferol (Vitamin D3)
mit gleicher physiologischer Wirkung.
- Vitamin E besteht aus verschiedenen Hydrochinon-Derivaten mit
terpenoider Seitenkette. Die biologische Aktivität der einzelnen
Verbindungen ist nicht identisch.
- Vitamin K besteht aus verschiedenen alkylsubstituierten
Naphthochinonen, nämlich Phyllochinon (Vitamin K1),
Menachinon (Vitamin K2) und drei weiteren Verbindungen
(Vitamine K3 bis K5) mit gleicher physiologischer
Wirkung.
- Die Stereochemie der Vitamine ist insofern von Bedeutung, als die von
ihnen beeinflussten biochemischen Vorgänge im Körper allesamt durch
chirale Enzyme katalysiert werden und somit unterschiedliche Enantiomere
auch unterschiedliche Effekte haben.
- Sechs der zu den Vitaminen gehörenden Verbindungen sind achiral, acht
sind chiral. Die Vitamine B2, B12, Biotin,
Panthotensäure, C, D, E und K1 besitzen mehr als ein
Chiralitätszentrum.
- Da die Vitamine K2 und K3 achiral sind, ist
Vitamin K also sowohl chiral als auch achiral.
- Auch die nicht chiralen Vitamine sind in ihrer Wirkform im Organismus
chiral, da sie als Coenzyme als Bestandteil chiraler Verbindungen
auftreten.
Natürliche vs. synthetische Vitamine
- Die Herkunft der Vitamine ist egal, sofern es sich um isolierte Substanzen
handelt: Vitamin C aus biologisch angebauten Acerolakirschen Südtirols ist
genau so wirksam wie Vitamin C aus der großtechnischen Synthese der
chemischen Industrie, denn Ascorbinsäure ist Ascorbinsäure und bleibt
Ascorbinsäure.
- Im Falle der Folsäure ist die synthetisch hergestellte Folsäure sogar
etwa doppelt so wirksam wie natürlich in der Nahrung vorkommende, da
letztere dort in Form von Oligo- oder Poly-Glutamaten vorliegt, während
erstere eben schlicht isoliert vorliegende Folsäure ist.
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