Vitamin E
Übersicht
Medizin
Typ
Definition
- Die Bezeichnung Vitamin E steht für verschiedene natürliche und
synthetische Tocopherole (Mono-, Di- und Trimethyl-Tocole) und Tocotrienole,
die qualitativ wie α-Tocopherol
wirken.
Therapeutische Bedeutung
- Über die Möglichkeiten des therapeutischen Einsatzes von Vitamin E gehen
die Auffassungen nach wie vor sehr auseinander.
- Bei den meisten Indikationen, die für Vitamin E - vor allem in der
Laienwerbung - angegeben werden (z.B. Lebererkrankungen,
Durchblutungsstörungen, Myopathien u.a.) ist die Wirksamkeit nicht belegt.
- Auch die Wirksamkeit bei der Tumorprävention ist derzeit noch nicht
gesichert. Allerdings scheint ein gewisser Effekt bei gleichzeitiger Gabe
von Ascorbinsäure zu
bestehen.
- Erfolge wurden auch bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis
(mögliche Verminderung der notwendigen Menge
nicht-steroidaler
Antiphlogistika) sowie bei der Prophylaxe der koronaren
Herzkrankheit beobachtet.
- Bei Patienten mit A-β-Lipoproteinämie können
durch Vitamin-E-Applikation das Auftreten neurologischer Symptome verhindert
oder bestehende neurologische Symptome verbessert werden.
Hypovitaminosen
- Wie bei anderen fettlöslichen Vitaminen
kann ein Vitamin-E-Mangel durch unzureichende Gallesekretion in den Dünndarm,
bei Patienten mit A-β-Lipoproteinämie oder
chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auftreten.
- Als Folgen werden eine Verkürzung der Lebensdauer der Erythrozyten,
Kreatinurie, vermehrte Lipofuscinbildung, Muskelschwäche und neurologische
Störungen (zentrale und periphere Neuropathien) genannt.
- Letztere treten bei Erwachsenen erst nach ca. 10 Jahren, bei Kindern
dagegen bereits nach 18 - 24 Monaten einer anhaltenden
Vitamin-E-Malabsorption auf.
- Außerdem gibt Hinweise für ein vermehrtes Auftreten von Atherosklerose
bzw. koronarer Herzkrankheit
und Tumoren bei Vitamin-E-armer Ernährung.
Pharmakologie
Bemerkungen
- Die folgende Tabelle zeigt die Wirkstärken verschiedener E-Vitamine im
Vergleich zu RRR-α-Tocopherol,
der am stärksten wirksamen Verbindung.
- Als biologischer Standard wird das racemische all-rac-α-Tocopherol
verwendet: 1 mg dieser Substanz entspricht 1 I.E.
- Natürliches Vitamin E enthält neben RRR-α-Tocopherol auch
β-, γ- und
δ-Tocopherole mit geringerer biologischer Aktivität.
Physiologie
Tagesbedarf
- Der genaue tägliche Bedarf an Vitamin E ist nicht bekannt. Er kann
derzeit nur geschätzt werden.
- Vermutlich liegt er über dem üblicherweise angegebenen Wert von 15 mg.
- Er ist erhöht bei vermehrter Zufuhr ungesättigter Fettsäuren sowie bei
stärkerer körperlicher oder geistiger Belastung.
- In diesem Zusammenhang gelten orale Vitamin-E-Gaben von bis zu 100
mg/d noch als physiologisch.
- Dosierungen von bis zu 400 mg/d werden ohne Nebenwirkungen vertragen,
noch höhere Dosen scheinen ebenfalls keine Schäden hervorzurufen, sind
jedoch absolut nicht erforderlich.
Bedeutung
- Vitamin E ist an Oxidations-Reduktions-Vorgängen des
Intermediärstoffwechsels beteiligt.
- Es ist vor allem für den unspezifischen Oxidationsschutz lipophiler
Substanzen (z.B. höher ungesättigter Fettsäuren in den
Membranlipiden) und Hormone sowie anderer Vitamine
verantwortlich.
- Aufgrund seiner langen Seitenkette wird Vitamin E teilweise in die
Zellmembran integriert, ferner lagert sich Tocopherol in
Low-Density-Lipoproteine
(LDL) ein, deren Bestandteile es ebenfalls vor oxidativer Zerstörung
schützt.
- Hinzu kommt - wie bei Vitamin
C - eine Hemmung der Nitrosaminbildung.
- Diskutiert wird darüber hinaus ein Einfluss auf die Membranfluidität,
die Aktivität verschiedener Enzyme
(u.a. Hemmung der Phospholipase A2), die Nukleinsäure- und Proteinbiosynthese.
Chemie
Bemerkungen
Struktur
- Chemisch betrachtet handelt es sich bei Vitamin E um verschiedene Derivate des 6-Chromanols mit gesättigter
(Tocopherole) oder dreifach ungesättigter (Tocotrienole) Phytolseitenkette
in 2-Stellung.
- Die Seitekette enthält stets 16 C-Atome. Die einzelnen Verbindungen
unterscheiden sich nur durch die Anzahl und Stellung der Methylgruppen am
Chromanolring und die Stellung der Methylgruppen in 4'- bzw. 10'-Position
der Seitenkette.
- Chemisch können die Tocopherole auch als Kondensationsprodukte methylierter Hydrochinone
mit Phytol aufgefasst werden.
Biologie
Bemerkungen
- Tocopherole werden nach heutigem Kenntnisstand nur von Pflanzen
synthetisiert.
- Zu den ergiebigsten Vitamin-E-Quellen gehören Getreidekeime, Nüsse
und Pflanzenöle. Auch Blattgemüse weisen einen hohen Vitamin-E-Gehalt
auf.
- Der hohe Vitamin-E-Gehalt von Pflanzenkeimen wird darin gesehen, dass
die Pflanze diesen besonders gut vor Oxidationsprozessen schützen will.
Beispiele
Substanzen
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