Hyperparathyreoidismus
Definition
Formen
Primärer (autonomer) Hyperparathyreoidismus
- Die primären Form, die mit Hyperkalzämie
und Hypophosphatämie einhergeht, ist in etwa 80 % der Fälle durch ein
Nebenschilddrüsenadenom mit erhöhter Parathormonausschüttung begründet.
20 % sind auf eine Hyperplasie der Nebenschilddrüsen zurückzuführen.
- Die Symptome dieses Krankheitsbildes ergeben sich vorrangig aus dem
Ausmaß und der Dauer der Hyperkalzämie (Hyperkalzämie-Syndrom).
- Während bei vielen Patienten mit leichterer Erhöhung des PTH-Spiegels
keine Symptome auftreten, beobachtet man bei stärkerem Anstieg des
PTH-Spiegels Symptome der chronischen Hyperkalzämie.
Sekundärer (regulativer) Hyperparathyreoidismus
- Beim sekundären Hyperparathyreoidismus versucht der Organismus, durch
vermehrte Ausschüttung von PTH den
infolge anderer Erkrankungen erniedrigten Calcium- und erhöhten
Phosphatblutspiegel wieder auszugleichen.
- Zu diesen Erkrankungen gehören die Rachitis, bei der nicht ausreichend Vitamin
D zur Bildung von 1,25-Dihydroxy-Vitamin-D3 vorhanden ist,
und die chronische Niereninsuffizienz mit verringerter Phosphatausscheidung
und reduzierter Hydroxylierung von 25-Hydroxy-Vitamin-D3 zu
1,25-Dihydroxy-Vitamin-D3.
Tertiärer Hyperparathyreoidismus
- Als tertiären Hyperparathyreoidismus bezeichnet man eine Autonomie der
Nebenschilddrüsen, die sich als Folge eines langjährigen sekundären
Hyperparathyreoidismus entwickelt.
Bemerkungen
- Einen Hyperparathyreoidismus findet man auch bei paraneoplastischen
Syndromen, z.B. beim kleinzelligen PTH-bildenden Bronchialkarzinom oder bei
anderen bösartigen Tumore, die ein dem PTH
funktional ähnliches Protein sezernieren.
Therapie
- Begrenzung der Phosphatzufuhr auf ca. 600 mg pro Tag
- Gabe von Calciumcarbonat
(zur Bindung überschüssigen Phosphats
und zur Erhöhung der Calciumzufuhr)
- Die Behandlung des primären Hyperparathyreoidismus erfolgt durch
operative Entfernung des Tumors.
- Beim sekundären Hyperparathyreoidismus als Folge einer Niereninsuffizienz
sind die wichtigste therapeutische Maßnahmen:
- Begrenzung der Phosphatzufuhr auf etwa 600 mg Phosphat pro Tag durch
geeignete Diät und die Verhinderung der Phosphatresorption durch Gabe
von Calciumcarbonat
(2 - 3 g/d), das durch Bildung von nicht-resorbierbarem Calciumphosphat
Phosphat vor dessen Aufnahme aus dem Darm bindet und zugleich die
Calciumzufuhr verbessert.
- Alternativ zu Calciumcarbonat
kann Sevelamer, ein nicht-resorbierbares Polymer als Phosphatbinder
eingesetzt werden. Die übliche Dosierung beträgt 0,8 - 1,6 g zu jeder
Mahlzeit.
- Aluminiumhaltige Phosphatbinder wie Aluminiumhydroxid sollten
nicht mehr eingesetzt werden, da sie Osteopathien und
Enzephalopathien hervorrufen können.
- Sofern mit den bisher beschriebenen Maßnahmen keine Normalisierung
der Ca2+-Konzentration im Blut erzielt werden kann, sind in
1-Stellung hydroxylierte Vitamin-D-Derivate, insbesondere Calcitriol,
indiziert.
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