Kaposi-Sarkom
Synonyme
  - Pseudosarcomatosis haemorrhagica pigmentosa, Sarcoma idiopathicum multiplex haemorrhagicum,
    Retikuloangiomatose
 
 
Definition
  - Meist symmetrische, anfangs v.a. an den unteren Extremitäten auftretende,
    bräunlich-livide, noduläre bis plaqueartige Effloreszenzen im Bereich der
    Haut und des subkutanen Bindegewebes; später auch Beteiligung von
    Schleimhäuten und inneren Organen (Leber,
    Milz, Knochen, Gehirn u.a.).
 
 
Bemerkungen
  - Es kommt zu Gefäßneubildungen und der Proliferation spindelförmiger
    Zellen.
 
 
  - Wahrscheinlich induziert durch das humane
    Herpesvirus 8.
    
      - HHV-8 gilt als notwendige, aber nicht ausreichende Voraussetzung zur
        Entstehung des Kaposi-Sarkoms; es scheinen daneben Zytokine der
        Interferon-Reihe sowie, bei Vorliegen einer parallelen Infektion mit HIV,
        dessen tat-Protein eine Rolle zu spielen.
 
      - Androgene und Glukokortikoide stimulieren das Wachstum.
 
     
   
 
Formen
  - Chronisches Kaposi-Sarkom
    
      - V.a. bei Männern aus Osteuropa und Italien nach dem 50. Lebensjahr
        auftretende sogenannte klassische Form.
 
      - Die Erkrankung bleibt meist auf die Extremitäten beschränkt, selten
        kutane Dissemination sowie viszerale Beteiligung.
 
     
   
  - Lymphadenopathie-assoziiertes Kaposi-Sarkom
    
      - In Afrika südlich der Sahara gehäuft vorkommende, gutartig
        verlaufende oder aggressive, lymphadenopathische Formen (besonders bei
        Kindern).
 
     
   
  - Transplantation-assoziiertes Kaposi-Sarkom
    
      - Vorkommen bei Pat. unter Immunsuppression (z.B. nach
        Nierentransplantation), teilweise mit Rückbildung nach dem Absetzen der
        Therapie.
 
     
   
  - Kaposi-Sarkom bei Patienten mit HIV-Erkrankung
    
      - Das Kaposi-Sarkom ist der häufigste HIV-assoziierte Tumor.
 
      - Meist handelt es sich um eine, im Vergleich zu anderen
        nicht-HIV-assoziierten Formen, deutlich aggressivere,
        disseminiert-kutane bzw. in fortgeschrittenen Stadien viszerale (multilokuläre)
        Form.
 
      - Die Erstlokalisation der Effloreszenzen findet sich oft im Bereich der
        Mundhöhle und der Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts, häufig werden
        auch Lymphknoten und andere Organe befallen.
        
          - Vor dem Einsatz der HAART
            entwickelten homosexuelle Patienten im Lauf ihrer Erkrankung sehr
            häufig (ca. 30 %) Kaposi-Sarkome, Drogenkonsumenten, Hämophile
            oder heterosexuell Infizierte hingegen nur selten (weniger als 5 %).
            
              - Diese unterschiedliche Inzidenz nährte die Vermutung, dass
                ein sexuell (und über transplantierte Gewebe) übertragbarer
                Erreger im Spiel ist, der inzwischen mit HHV-8
                gefunden wurde.
 
             
           
         
       
     
   
 
Therapie
  - Lokale Exzision (meist nur zu diagnostischen Zwecken)
 
  - Lokale Chemotherapie mit Vinblastin, Kryo- und Laserchirurgie
 
  - Bei multifokalem Befall Versuch mit Strahlen- und Chemotherapie (Vinblastin,
    Adriablastin, Doxorubicin,
    evtl. in liposomaler Zubereitung)
 
  - Bei HIV-Erkrankung und einer Anzahl
    von Helferzellen über 200 µl-1 mit Interferon-α
    oder einer Kombination von Zidovudin
    und Interferon-α.
 
  - Therapie der Grunderkrankung
 
  - Symptomatische Therapie, insbesondere bei pulmonalem Befall
 
  - Lokale Camouflage
 
  - Lokale Therapie mit Alitretinoin
 
 
Geschichtliches
  - Benannt nach Moritz K. Kaposi, Dermatologe, Wien, 1837 - 1902
 
 
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