Schlafkrankheit

Synonym

  • Afrikanische Trypanosomiasis

Definition

  • Durch Trypanosoma gambiense bzw. Trypanosoma rhodesiense hervorgerufene und durch Glossinen (Tse-Tse-Fliegen) übertragene Infektionskrankheit mit unbehandelt tödlichem Verlauf.

Bemerkungen

  • Klinik und Epidemiologie werden durch das Wirt-Erreger-Überträger-Verhältnis bestimmt.
  • Erregerreservoir für Trypanosoma rhodesiense sind Wild- und Haustiere, bei Trypanosoma gambiense der Mensch.

Formen

Westafrikanische Form

Erreger
Überträger
  • Glossina-palpalis-Gruppe
Klinik
  • 1. Phase
    • 2 - 3 Wochen nach infizierendem Stich Primäraffekt an der Stichstelle (Trypanosomenschanker) mit Erregervermehrung
    • Allmählicher Beginn eines uncharakteristischen, unregelmäßig rezidivierenden Fiebers
    • Lymphknotenschwellung besonders nuchaler Lymphknoten
    • Geringe bis mäßige Parasitämie, Pruritus, Hepatosplenomegalie, Tachykardie
  • 2. Phase
Prognose
  • Unbehandelt tödlich mit einer Gesamterkrankungsdauer von 9 Monaten bis mehreren Jahre

Ostafrikanische Form

Erreger
Überträger
  • Glossina-morsitans-Gruppe (klinischer Verlauf beim Menschen rasch) oder Glossina-palpalis-Gruppe (klinischer Verlauf beim Menschen langsamer)
  • Die unterschiedlichen Überträger modifizieren die Virulenz des Erregers.
Klinik
  • 1. Phase
    • Primäraffekt ausgeprägter und häufiger als bei Trypanosoma gambiense, Inkubationszeit kürzer
    • Beginn plötzlich mit hohem Fieber, oft starke Parasitämie, akute Myokarditis, Polyserositis
  • 2. Phase
    • ZNS-Befall mit Nachweis der Erreger im Liquor cerebrospinalis schon nach Wochen, doch stehen ZNS-Symptome nicht im Vordergrund
    • Kurzer Verlauf über 3 - 9 Monate, häufige Todesursache ist Herzversagen

Diagnostik

  • Parasitennachweis im Primäraffekt, Lymphknotenpunktat, Liquor und Blut
  • ELISA
  • IgM-Erhöhung im Serum

Therapie

  • Phase 1 (ohne Beteiligung des Liquorraums, nicht liquorgängige Substanzen)
  • Phase 2 (mit Beteiligung des Liquorraums, liquorgängige Substanzen)
  • Bei Rückfällen
    • Melarsoprol (evtl. in Kombination mit Nitrofural, da überlebende Trypanosomen wahrscheinlich aus intrazellulären Formen - Ependymzellen der Plexus choroidei - stammen)

Prophylaxe

  • Eine Chemoprophylaxe mit Pentamidin ist zur Massenprophylaxe empfehlenswert, zur Individualprophylaxe jedoch weniger empfehlenswert, da es die Initialsymptomatik verschleiert, der Liquorbefall aber nicht sicher verhindert wird
  • Insect repellents
  • Insektenbekämpfung

Bemerkungen

  • In Afrika treten pro Jahr etwa 8.000 Fälle der Schlafkrankheit auf.
  • Sie kommt auch bei Tieren vor; dort wird sie als "Nagana-Seuche" bezeichnet.

 

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