Dosisabhängige Pharmakokinetik

Definition

  • Bezeichnung für eine Pharmakokinetik, bei der sich das pharmakokinetische Verhalten einer Substanz in Abhängigkeit zu ihrer Dosierung verändert.

Bemerkungen

  • Hauptursachen eines dosisabhängigen pharmakokinetischen Verhaltens sind kapazitätslimitierte Prozesse. Diese weichen mit zunehmender Annäherung an ihre Kapazitätsgrenze immer stärker von einer Kinetik 1. Ordnung ab.
    • Als wichtige Prozesse mit einer Kapazitätsgrenze sind in diesem Zusammenhang z.B. die Bindung an Plasmaproteine, enzymatische Metabolisierungsreaktionen oder carriervermittelte Transportvorgänge zu nennen.
  • Bei diesen Prozessen sind zumeist Kinetiken wie bei Michaelis-Menten-Enzymen zu erwarten.
  • Sind die Metabolisierung oder die Elimination kapazitätslimitiert, so fällt die Konzentration im Plasma oberhalb der Kapazitätsgrenze linear über die Zeit ab (d.h. eine konstante Menge pro Zeiteinheit wird eliminiert). Ist die Kapazitätsgrenze erreicht, so geht unterhalb der Kapazitätsgrenze dieser lineare Verlauf zunehmend in einen exponentiellen über.
    • Ein bekanntes Beispiel für eine (häufig) kapazitätslimitierte Metabolisierungsreaktion ist der Abbau von Ethanol, für den die Kapazitätsgrenze bereits bei etwa 0,02 % erreicht ist.
  • Eine kapazitätslimitierte Plasmaproteinbindung lässt das Verhältnis von gebundener zu ungebundener Fraktion mit steigender Wirkstoffkonzentration absinken. Dementsprechend steigt der Anteil an freiem Arzneistoff im Bereich um und über der Kapazitätsgrenze der Plasmaproteinbindung mit zunehmender Gesamtkonzentration stärker als darunter.
    • Da nur der freie Anteil eines Wirkstoffs für Verteilungs- und Eliminationsvorgänge zur Verfügung steht, kann sich so die Plasmahalbwertszeit verändern, wobei i.A. von einer Verringerung der Plasmahalbwertszeit auszugehen ist.
    • Da zudem nur der freie Anteil aktuell wirksam ist, kann es oberhalb der Kapazitätsgrenze zu einem scheinbar überproportionalen Anstieg der Wirkung inkl. der Nebenwirkungen kommen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die dabei zu erwartenden Steigerungsfaktoren. Ein Wert von 5 bedeutet dabei, dass hier die Wirkung auf eine Konzentrationssteigerung fünfmal stärker ausfällt, als im linearen Bereich unterhalb der Kapazitätsgrenze.

Substanzen mit konzentrationsabhängiger Plasmaproteinbindung (Auswahl)

Substanz gebundener Anteil (%) Steigerungsfaktor 
Ceftriaxon  83 - 96 4,25
Disopyramid  28 - 68 2,25
Hydrocortison  75 - 95 5,0
Naproxen  97,6 - 99,9 24,0
Phenylbutazon  97 - 99 3,0
Propafenon  87 - 97 4,33
Salicylsäure  80 - 95 4,0
 

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