Castellanische Lösung

Synonym

  • Solutio Castallani

Übersicht


Medizin

Definition

  • Bezeichnung für mehrere obsolete und negativ beurteilte Triphenylmethanfarbstoff-Lösungen unterschiedlicher Zusammensetzungen, die früher als Antimykotika bei Dermatosen angewendet wurden.

Indikationen

Bemerkungen

  • In der HNO-Heilkunde wird der Einsatz von Solutio Castellani für manche Indikationen weiterhin empfohlen, auch wenn dies aus pharmakologischer Sicht klar abzulehnen ist.

Geschichtliches

  • Die ursprüngliche Castellanische Lösung wurde von dem italienischen Tropenarzt Aldo Castellani in den 1920er Jahren entwickelt. Als Ausgangspunkt diente ihm dazu die in der Mikrobiologie verwendete Karbol-Fuchsin-Lösung.
  • Diese Castallanische "Urlösung" enthielt als "Arzneistoffe" Borsäure, Fuchsin, Phenol und Resorcin. Sie wirkte damit
  • Aufgrund zunehmender Diskussionen um die Toxizität einzelner Inhaltstoffe, wurde die Castellanische Lösung im NRF 1983 durch eine "Farblose Castellanische Lösung" ersetzt. Diese enthielt nun keine Borsäure, kein Fuchsin und kein Phenol mehr.
  • Verständlicherweise war dadurch die Wirkung in vielen Bereichen auch erheblich geringer, so dass 1985 auch die rotgefärbte Variante wieder ins NRF aufgenommen wurde.
    • Auch Varianten ohne Borsäure oder ohne Borsäure und Fuchsin ("Solutio Castellani sine Acido borici", "Solutio Castellani sine Fuchsino et sine Acido borici") waren verbreitet.
  • Erst 1996 entschloss man sich schließlich dazu, sämtliche Castellanische Lösungen aus dem NRF zu streichen, da nun sowohl das als Ersatz für Phenol eingesetzte Chlorcresol, als auch Resorcin negativ monografiert waren. 

Ersatzrezepturen

  • Als Fertigarzneimittel ist eine Miconazol-haltige ethanolische Lösung unter dem Namen "Castellani-Lösung mit Miconazol" im Handel. Diese hat jedoch mit der echten Castellanischen Lösung, bis auf die Bestandteile Ethanol und Wasser, nichts mehr gemeinsam.
  • Auch andere Formulierungen, etwa die im NRF aufgeführte ethanolisch-wässrige Fuchsin-Lösung, können nicht wirklich wahre Nachfolger bezeichnet werden, da ihnen stets zumindest ein Teil der Wirkkomponenten der originalen Castellanischen Lösung fehlen.

Apotheke

Zusammensetzung (nach NRF bis 1996)

Ethanolische Fuchsinlösung 4 % 5,0 g
Chlorcresol 0,05 g
Resorcin 5,0 g
Natriumedetat 0,01 g
Aceton 2,5 g
Aqua purificata ad 50,0 g

Herstellung

  • Zunächst das Chlorcresol in Aceton lösen, dann mit Resorcin und Natriumedetat versetzen, mit Wasser zu 45,0 g ergänzen und bis zur Auflösung der festen Bestandteile rühren.
  • Anschließend gegebenenfalls filtrieren und erneut zu 45,0 g ergänzen.
  • Abschließend mit der ethanolischen Fuchsinlösung auf 50,0 g auffüllen.
 

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