Glykolyse
Synonym
- Embden-Meyerhof-Weg, Embden-Meyerhof-Parnas-Weg
Übersicht
Biologie
Definition
- Die Glykolyse ist ein kataboler Stoffwechselweg im Zytoplasma
fast aller Organismen und Zellen zur Gewinnung von Energie in Form von ATP.
Bemerkungen
- Bei der aeroben Glykolyse wird 1 mol Glucose
zu 2 mol Pyruvat umgewandelt, bei der anaeroben Glykolyse
("Milchsäuregärung") wird 1 mol Glucose
zu 2 mol Lactat abgebaut.
- Die anaerobe Glykolyse ist der bedeutendste anaerobe Abbauweg der
Kohlenhydrate überhaupt und als solcher sowohl bei Tieren, Pflanzen und
Mikroorganismen zu finden.
- Je 1 mol umgesetzter Glucose
werden 150,72 kJ Energie erhalten, die zur Nettosynthese von 2 mol ATP
dienen.
Ablauf
- Die folgenden Schritte laufen sowohl bei der aeroben als auch bei der
anaeroben Glykolyse ab:
- Glucose, die nur in freier
Form in die Zelle aufgenommen werden kann, wird nach Passage der
Plasmamembran unter ATP-Verbrauch und mittels der Enzyme
Hexokinase bzw. Glukokinase zu Glukose-6-phosphat phosphoryliert.
- Glukose-6-phosphat wird durch die Glucose-6-phosphat-Isomerase ins
isomere Fruktose-6-phosphat umgewandelt.
- Fruktose-6-phosphat wird durch die Phosphofruktokinase erneut
phosphoryliert, wodurch Fruktose-1,6-bisphosphat entsteht.
- Bei der folgenden Spaltung durch die Aldolase entstehen zwei
phosphorylierte Triosen: Glyceron-3-phosphat und Glyceral-3-phosphat.
Beide Formen können durch die Triosephosphatisomerase ineinander
überführt werden.
- Glyceral-3-phosphat wird mit Hilfe der
Glyzeral-3-phosphat-Dehydrogenase (mit dem Coenzym
NAD+) oxidiert und durch Aufnahme eines anorganischen
Phosphats (sog. Substratstufenphosphorylierung) zu
1,3-Bisphosphoglycerat, das eine sehr energiereiche gemischte
Säureanhydridbindung enthält
- Diese Säureanhydridbindung wird mit Hilfe der Phosphoglyzeratkinase
hydrolysiert, wobei die freiwerdende Energie zur Regeneration von ATP
aus ADP genutzt wird (erster energieliefernder Schritt).
- Das dabei entstehende 3-Phosphoglycerat wird unter Katalyse der
Phosphoglyceratmutase zu 2-Phosphoglycerat isomerisiert.
- Durch H2O-Abspaltung (mit Hilfe einer Enolase) entsteht
Phosphoenolpyruvat.
- Der Phosphorylrest des gebildeten Phosphoenolpyruvat wird durch die
Pyruvatkinase in einer stark exergonischen Reaktion auf ADP übertragen
(zweiter energieliefernder Schritt), wobei Pyruvat entsteht.
- An dieser Stelle trennen sich aerobe und anaerobe Glykolyse auf:
- Bei der aeroben Glykolyse wird Pyruvat über weitere Metaboliten
(Acetyl-CoA in Mitochondrien oder Malat im Zytosol)
in den Citrat-Zyklus
eingeschleust.
- Bei der anaeroben Glykolyse folgt die Übertragung von Wasserstoff
(durch die Lactatdehydrogenase mit dem Coenzym
NADH) auf Pyruvat, wodurch Lactat entsteht, das über die Blutbahn in
die Leber
transportiert wird, wo es entweder zu CO2 und H2O
abgebaut oder bei Energieüberschuss wieder zu Glucose
und weiter zu Glykogen
aufgebaut wird (vgl. Gluconeogenese).
- Lediglich die Schritte 1, 3 und 9 gehen mit einer so hohen
Enthalpieänderung einher, dass sie praktisch irreversibel sind und bei der
formalen Umkehr der Glykolyse, der Gluconeogenese,
umgangen werden müssen. Alle anderen Reaktionen sind frei reversibel und
laufen in der Gluconeogenese unter Katalyse
der gleichen Enzymkomplexe in umgekehrter Richtung ab.
Regulation
- Schlüsselenzym der Glykolyse ist die Phosphofruktokinase, die durch hohe
Mengen an ATP allosterisch gehemmt
und durch ADP oder AMP aktiviert
wird.
- Das Produkt der Phosphofruktokinase-Reaktion, Fruktose-1,6-diphosphat,
stimuliert die Aktivität der Pyruvatkinase.
Physiologie
Bemerkungen
- Zellen und Gewebe, die unter anaeroben Bedingungen Energie benötigen
(z.B. die Skelettmuskulatur), schlecht mit Sauerstoff
versorgt sind (z.B. Retina, Knorpel oder Dünndarmmukosa) oder wie reife Erythrozyten
keine Mitochondrien und damit keine
Möglichkeit zur Energiegewinnung aus der Atmungskette
besitzen, sind auf die anaerobe Glykolyse angewiesen.
- Da die Energieausbeute aus Citrat-Zyklus
und angeschlossener Atmungskette ist
wesentlich ist, als der durch reine Glykolyse wird sie im Körper nur bei
den oben aufgeführten Ausnahmefällen eingesetzt; bei ausreichender O2-Zufuhr
wird kein Lactat gebildet (Pasteur-Effekt).
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