Quecksilber
Synonyme
- Mercurium [lat.], Mercury [engl.]
Übersicht
Pharmakologie
- Quecksilber und seine wasserlöslichen Verbindungen sind starke Gifte. So
sind bereits 0,2 - 1 g HgCl2 tödlich.
- Quecksilber reagiert mit SH-Gruppen und Imidazolstrukturen von Enzymen
und schädigt Zellmembranen.
- Relativ ungiftig sind schwerlösliche Verbindungen wie Hg2Cl2
und HgS.
Metallisches Quecksilber
- Bereits bei Raumtemperatur geht Quecksilber in giftige Quecksilberdämpfe
über. Diese werden sehr leicht endobronchial resorbiert (Bioverfügbarkeit
> 80 %). Die perorale Bioverfügbarkeit metallischen Quecksilbers ist nur
sehr gering.
- Metallisches Quecksilber wird nicht von der Blut-Hirn-Schranke
zurückgehalten, weshalb starke zentralnervöse Symptome auftreten.
- Die biologische Halbwertszeit im ZNS beträgt etwa 1 - 20 Jahre.
Anorganische Quecksilberverbindungen
- Anorganische Quecksilberverbindungen zeigen nach peroraler Aufnahme
zunächst lokale Giftwirkungen.
- Die Resorption aus dem Gastrointestinaltrakt ist hoch. Aus den Harnwegen
werden ca. 20 % der bereits abfiltrierten Quecksilbermenge wieder
resorbiert.
- Auch über die Haut werden anorganische Quecksilberverbindungen
normalerweise gut resorbiert.
- Typisch für anorganische Quecksilberverbindungen sind irreversible
Nierenschäden.
- Die biologische Halbwertszeit in den Nieren beträgt ca. 60 d.
Organische Quecksilberverbindungen
- Organische Quecksilberverbindungen werden meist mit Bioverfügbarkeiten
von > 90 % aufgenommen.
- Sie verursachen vor allem schwere Schäden am ZNS. Föten reagieren
hierbei etwa 3-4mal empfindlicher auf Hg als Erwachsene.
- Die biologische Halbwertszeit im ZNS beträgt ca. 1 - 18 Jahre.
Chemie
Allgemeine Eigenschaften
Hg |
80 |
191Hg - künstlich (49 min -> 191Au)
194Hg - künstlich (444 a -> 194Au)
195Hg - künstlich (9,9 h -> 195Au)
196Hg - 0,15
197Hg - künstlich (64,14 h -> 197Au)
198Hg - 9,97
199Hg - 16,87
200Hg - 23,10
201Hg - 13,18
202Hg - 29,86
203Hg - künstlich (46,612 d -> 203Tl)
204Hg - 6,87
206Hg - künstlich (8,1 min -> 206Tl) |
Chemische Eigenschaften
2,00 (II) |
1s22s22p63s23p63d104s24p64d104f145s25p65d106s2 |
+2, +1 |
+2 |
Physikalische Eigenschaften
200,59 ± 2 |
13,546 |
-38,89 |
356,58 |
k.A. |
151 |
110 (2+) |
1013 |
Sonstige Eigenschaften
- Quecksilber ist ein silberglänzendes, bei Zimmertemperatur flüssiges
Metall.
- Von trockener Luft wird Quecksilber nicht angegriffen, wohl aber von
oxidierenden Säuren.
- Quecksilberverbindungen sind meist farblos.
- Mit Metallen bildet Quecksilber leicht Legierungen, die Amalgame genannt
werden.
- Quecksilber und seine wasserlöslichen Verbindungen sind starke Gifte.
- Bereits bei Raumtemperatur geht Quecksilber in giftige Quecksilberdämpfe
über.
Geschichtliches
- Quecksilber wurde bereits um 4000 v.Chr. entdeckt und verwendet.
- Der Name leitet sich von griechisch-lateinisch hydrargyrum
("flüssiges Silber") ab.
Vorkommen
- Meist gediegen oder in Form des Minerals Zinnober (HgS).
Verwendung
- Zur Füllung von Thermometern (nahezu proportionale Wärmeausdehnung
zwischen 0 °C und 100 °C)
- Im Produktionsprozess von Gold und bei der
Chloralkalielektrolyse
- Silberamalgame werden als Zahnfüllung verwendet, stehen dort jedoch
aufgrund der Giftigkeit des Quecksilbers in der Kritik und werden zunehmend
durch Kunststoffe, Gold oder Keramik ersetzt.
Herstellung
- Aus Zinnober mit Hilfe von Sauerstoff.
Anschließende Reindarstellung durch Destillation.
Analytik
Identität
Arzneibuchmethode A (als Amalgam)
Durchführung (Arzneibuch)
- Werden 0,1 ml einer Lösung der Substanz auf eine blanke Kupferfolie gebracht, entsteht ein dunkelgrauer Fleck, der beim Reiben blank wird. Wird die trockene Folie in einem Reagenzglas erhitzt, verschwindet der Fleck.
Durchführung (allgemein)
- 5 - 10 mg Probensubstanz werden zusammen mit 3 Tropfen 5 molarer Salzsäure
und 1 Tropfen
Natriumchlorat-Lösung (5 mol/L) im Wasserbad erhitzt.
-
Wenn keine Substanz mehr in Lösung geht wird mit Wasser auf 0,5 ml
verdünnt.
- In etwas dieser Lösung wird ein blanker Kupferdraht gebracht
und das Lösemittel abgedampft.
- Am Kupferdraht entsteht ein grauer Belag, der nach Polieren blank
wird.
Reaktion
Hg2+ + Cu
Hg + Cu2+
Bemerkungen
- Am Kupferdraht können sich bei diesem Versuch verschiedene edlere Metalle
abscheiden .
- Ist Quecksilber das einzige edlere
Metall, so erkennt man es an einem grauen Beschlag, der nach Polieren
silberglänzend wird. Sind auch andere edlere Metalle in der Probe
vorhanden, so muss das Quecksilber durch vorsichtiges Erwärmen vom
Kupferdraht abdestilliert werden und anhand von auskondensierten
Quecksilber-Kügelchen nachgewiesen werden.
Arzneibuchmethode B
Durchführung
- Wird die vorgeschriebene Lösung mit verdünnter
Natriumhydroxid-Lösung R bis zur stark alkalischen Reaktion versetzt,
entsteht ein sich schnell absetzender, gelber Niederschlag aus
Quecksilber(II)-Salzen.
Als Quecksilber(I)-iodid
-
Hg22+ + 2 I-
Hg2I2
-
Hg2I2
Hg + HgI2
Bemerkungen
- Zunächst grünlichgelber Niederschlag aus Hg2I2,
der beim Erwärmen leicht zerfällt und dabei schwarz wird.
- Wird KI im Überschuss zugesetzt so lösen sich sowohl Hg2I2
als auch HgI2.
Als Quecksilber(II)-iodid
Reaktion
Hg2+ + 2 I-
HgI2
Bemerkungen
- Roter Niederschlag aus Quecksilber(II)-iodid, löslich in
überschüssiger KI-Lösung.
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