Injektionslösungen
Definition
- Bezeichnung für Parenteralia mit einem Volumen von unter 50 ml pro
Einzeldosis.
Bemerkungen
- Injektionslösungen werden innerhalb kurzer Zeiträume, schneller als
Tropfenweise appliziert.
- Die genaue Injektionsgeschwindigkeit ist u.a. abhängig vom
enthaltenen Arzneistoff sowie von Applikationsart und -ort. Bei
Arzneistoffen, die im Körper rasch inaktiviert werden (z.B. Adenosin)
ist oft eine intravenöse Bolusgabe erforderlich, bei der ein relativ
großes Volumen (> 5 ml) innerhalb weniger Sekunden appliziert werden
muss.
- Neben wirklichen Lösungen werden auch Emulsionen und Suspensionen zur
Injektion unter dieser Rubrik behandelt.
- Suspensionen sind dabei nicht für die intravasale Applikation
geeignet.
- Gleiches gilt für W/O-Emulsionen oder ölige Lösungen, die
ausschließlich s.c. oder i.m. angewendet werden dürfen.
Depotparenteralia
- Injektionslösungen, die ein Wirkstoffdepot im Gewebe aufbauen, aus dem
der Wirkstoff langsam und über einen längeren Zeitraum freigesetzt werden
soll, bezeichnet man als Depotparenteralia.
- Da sie ausschließlich subcutan und intramuskulär appliziert werden
dürfen, sind die einsetzbaren Volumina begrenzt.
- Der Depoteffekt entsteht durch eine Verringerung der
Diffusionsgeschwindigkeit des Wirkstoffs ins Blut und von dort zum Wirkort.
Eine einmal applizierte Arzneistoffmenge steht so über einen längeren
Zeitraum am Wirkort zur Verfügung, als bei einmaliger intravasaler
Applikation.
- Die Geschwindigkeit der Wirkstofffreisetzung ist abhängig von der
eingesetzten Zubereitung. Allgemein ist die Reihenfolge der
Arzneistofffreisetzung:
Wässrige Depotlösung > Wässrige Suspension > Ölige Depotlösung
> Ölige Suspension
- Wässrige Depotlösungen unterscheiden sich von normalen wässrigen
Lösungen durch ihre erhöhte Viskosität. Diese wird durch Zusatz von
Stoffen wie PVP, Celluloseether oder Gelatine erreicht.
- Wichtig ist die biologische Abbaubarkeit der verwendeten
Viskositätserhöher.
- Ölige Depotlösungen weisen bereits durch ihre Grundlage eine relativ
hohe Viskosität auf. Verwendet werden v.a. Soja-, Sesam- und Erdnussöl.
- Die Injektion öliger Zubereitungen ist meist schmerzhafter, als die
wässriger.
- Bei den verwendeten Suspensionen wird eine möglichst einheitliche
Partikelgröße angestrebt, meist im Bereich von 3 - 5 µm
(Kristallsuspensionen), da so das unerwünschte Wachstum großer Partikel
auf Kosten der kleineren vermindert werden kann.
- Gefordert wird eine Partikelgröße unter 40 µm.
- Eine evtl. unerwünschte Sedimentation kann durch
Viskositätserhöhung der äußeren Phase verringert werden.
Anforderungen
- Für Injektionslösungen gelten die allgemeinen Anforderungen an
Parenteralia.
- Werden sie in Mehrdosenbehältnissen abgegeben, so sind
Injektionslösungen zu konservieren.
- Diese Pflicht zur Konservierung gilt nicht für Infusionslösungen in
Mehrdosenbehältnissen, bei denen die normale Einzeldosis > 15 ml
ist. Hier ist die Konservierung fakultativ, es sollte jedoch darauf
geachtet werden, dass die zugesetzte Konservierungsmittelmenge keine
toxischen Nebenwirkungen erzeugt.
- Der Einsatz von Mehrdosenbehältnissen ist für so hochvolumig zu
applizierende Injektionslösungen allgemein zu überdenken, da
Volumina ab 50 ml sowieso unter die Vorschriften für
Infusionslösungen fallen und somit lediglich max. 3 Einzeldosen in
einem Mehrdosenbehältnis sein können...
- Zubereitungen, die ins Auge, Gehirn, Herz oder offene Wunden appliziert
werden sollen, dürfen nicht konserviert werden.
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