Konduktometrie
Definition
- Die Konduktometrie ist ein Indikationsverfahren,
das auf der Messung der elektrischen Leitfähigkeit beruht.
Messprinzip
- Messgröße einer konduktometrisch indizierten Bestimmung ist der
elektrische Widerstand bzw. die Leitfähigkeit einer
Elektrolytlösung.
- Dieses Leitvermögen hängt von der Art und der Konzentration der
anwesenden Ionen ab, daher kann es quantitativen Aufschluss über die
chemische Zusammensetzung der Lösung geben.
- Die Messung der Änderung des Leitwertes kann zur Bestimmung von
Titrationsendpunkten genutzt werden.
- Der Leitwert (G) ist abhängig von:
- der Anzahl der Ionen (Konzentration in mol/l)
- der Ladungszahl der Ionen (z*)
- der Wanderungsgeschwindigkeit (v) oder Ionenbeweglichkeit
[u]
- Allgemein gilt, dass in stark verdünnten Lösungen (c < 0,1 mol/l) der
Leitwert eine lineare Funktion (G ~ c) der Konzentration des Elektrolyten
ist. Dabei muss jedoch die Temperatur konstant gehalten werden.
Leitwert
- Der Leitwert ist definiert als Kehrwert des Widerstandes:
G |
: |
Leitwert [S] |
R |
: |
Widerstand [W] |
- Zur Berechnung des elektrischen Widerstandes von Elektrolytlösungen muss
das Ohmsche Gesetz
in einer abgewandelten Form angewendet werden, da hier zusätzlich die
Polarisationsspannung berücksichtigt werden muss.
- Für Elektrolytlösungen ergibt sich für den Widerstand folgende
Gleichung:
R |
: |
Widerstand [W] |
U |
: |
angelegte Spannung [V] |
UP |
: |
Polarisationsspannung [V] |
I |
: |
Stromstärke [A] |
- Damit eine Messung des Widerstandes einer Elektrolytlösung überhaupt
möglich ist, muss folglich das Auftreten einer Polarisationsspannung
verhindert werden. Dies geschieht durch Verwendung großflächiger und damit
schwer zu polarisierender Elektroden und die Messung mit Wechselstrom.
- Der Widerstand eines elektrischen Leiters folgt der folgenden
Gleichung:
R |
: |
Widerstand [W] |
d |
: |
spezifischer Widerstand [Wm] |
s |
: |
Länge des Leiters [m] |
A |
: |
Leiterquerschnitt [m2] |
Leitfähigkeit
- Der Leitfähigkeit ist der Kehrwert des spezifischen Widerstandes. Die
Leitfähigkeit ist stark konzentrationsabhängig und keine Stoffkonstante.
- Für die Indikation einer Titration reicht die Änderung des Leitwertes
aus. Da bei solchen Titrationen meist in verdünnten Lösungen gearbeitet
wird, benutzt man zur Konstruktion konduktometrischer Titrationskurven die Grenzionenäquivalentleitfähigkeit,
die ein Maß für die Beweglichkeit oder Wanderungsgeschwindigkeit der Ionen
bei unendlicher Verdünnung darstellt.
- Beim Vergleich der Grenzionenleitfähigkeiten fällt auf, dass die von H+-
oder OH--Ionen sehr viel größer ist, als die anderer Ionen.
Dies lässt sich damit erklären, dass in wässriger Lösung nicht die Ionen
selbst, sondern nur deren Ladungen verschoben werden.
- Ionen mit hoher Ladungsdichte bilden eine stärkere Hydrathülle aus.
Dadurch werden sie effektiv schwerer und größer als eigentlich größere
und schwerere Ionen, die jedoch eine niedrigere Ladungsdichte aufweisen. Aus
diesem Grund hat z.B. Lithium
eine niedrigere Grenzionenleitfähigkeit als Natrium
oder gar Kalium.
- Die Grenzionenleitfähigkeit kann bei Konzentrationen < 0,1 mol/l
verwendet werden, obwohl sie eigentlich nur für unendliche Verdünnung
gilt. Allerdings ist die Abweichung unterhalb dieses Wertes
vernachlässigbar gering.
Apparativer Aufbau
- Die Leitfähigkeitsmesszelle besteht aus 2 planparallelen Platinblechen,
die zur Vergrößerung der Oberfläche (zur Verminderung der Polarisation)
noch platiniert sind.
- Eine idealisierte Leitfähigkeitsmesszelle umschließt einen
Flüssigkeitswürfel von 1 cm Kantenlänge. Abweichungen von diesem
Idealwert werden durch die sogenannte Zellkonstante mit Hilfe von Lösungen
bekannter Leitfähigkeit angegeben. Die Zellkonstante ist der Quotient aus
Elektrodenabstand und Elektrodenoberfläche.
- Gemessen wird mit einer Wechselspannung von 1 kHz; die Messwerte werden
direkt angezeigt und sind im Normalfall nicht kalibriert, d.h. die
Zellkonstante wird nicht extra ermittelt.
- Um eine einfache graphische Auswertung zu ermöglichen, muss mit
konzentrierter Maßlösung titriert werden, ansonsten liegen die Messpunkte
aufgrund der Volumenänderung nicht auf einer Geraden.
- Hohe Anteile an Fremd-Ionen müssen ausgeschlossen werden, da sonst der
Äquivalenzpunkt aufgrund zu geringer Änderung des Leitwertes nicht
ermittelbar ist. Aus diesem Grund sind Redoxtitrationen meist nicht
konduktometrisch indizierbar.
Einsatzbereich
- Säure-Base-Titrationen
sind besonders gut konduktometrisch bestimmbar, da hier aufgrund der hohen
Grenzionenleitfähigkeiten der Wasserstoff- und Hydroxidionen starke
Leitfähigkeitsunterschiede während der Titration auftreten. Indizierbar
sind Umsetzungen von starken mit starken und von schwachen mit starken
Protolyten.
- Der Endpunkt von Fällungstitrationen
kann konduktometrisch bestimmt werden, wenn der gebildete Niederschlag ein
Löslichkeitsprodukt < 10-8 mol/l2 aufweist.
Während der Titration bleibt hier der Leitwert G bis zum Äquivalenzpunkt
gleich, danach steigt er an.
- Redoxtitrationen
können nicht konduktometrisch indiziert werden, da sie auch nach dem
Äquivalenzpunkt praktisch keine Veränderung des Leitwertes
zeigen.
- Konduktometrische Indikation ist immer sinnvoll:
Bemerkungen
- Simultanbestimmungen (z.B. zweier Säuren) sind möglich, wenn die
Differenz der pKS-Werte > 3 ist. Dabei findet zuerst die
Reaktion der starken Säure mit der Lauge statt - und zwar nahezu
ausschließlich, da die Dissoziation der schwächeren Säure durch die
Anwesenheit der stärkeren zusätzlich behindert wird.
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