Lithium

Synonym

  • Lithium [engl.]

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Prophylaxe affektiver Psychosen (manisch-depressiver und schizoaffektiver Psychosen), wobei sie über einen langen Zeitraum gegeben werden müssen
  • Therapie manischer Phasen
  • Thyreotoxische Krise

Kontraindikationen

  • Niereninsuffizienz
  • Schwere Herz- und Kreislauferkrankungen
  • Morbus Addison
  • Störungen des Natriumhaushaltes
  • Schwangerschaft
    • Gefahr von Missbildungen!

Arzneimittelinteraktionen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Zu Beginn der Therapie

Bei längerer Behandlung

  • Gewichtszunahme (häufig)
  • Entwicklung einer Struma (häufig)
  • Hautveränderungen
  • Veränderungen im EEG und EKG

Anwendung

Dosierungshinweise

  • Infolge der geringen therapeutischen Breite ist eine individuelle Dosierung und eine exakte Kontrolle der Konzentration des Lithiums im Serum erforderlich.
    • Bei prophylaktischer Gabe wird eine Plasmaspiegel von 0,6 - 0,8 mmol/l angestrebt.
    • Bei antimanischer, therapeutischer Gabe soll der Plasmaspiegel 1,0 - 1,2 mmol/l betragen.
  • Eine Prophylaxe mit Lithiumpräparaten wird mit 10 - 20 mmol Lithium, eine antimanische Therapie mit der hohen Dosis von 30 - 40 mmol pro Tag begonnen.
  • Eine Kontrolle der Serumkonzentration muss bei prophylaktischer Gabe nach 1 Woche, bei therapeutischer Anwendung bereits nach 2 - 3 Tagen erfolgen. Die Höhe der Erhaltungsdosis richtet sich dann nach den erreichten Serumkonzentration.

Patientenhinweise

Bemerkungen

  • Eingesetzt wird Lithium in Form seiner Salze, z.B. als Lithiumacetat, Lithiumcarbonat oder Lithiumsulfat.

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkeintritt 1 - 2 Wochen

Wirkmechanismus

Als Psychopharmakon
  • Wie bei anderen Psychopharmaka ist der Wirkmechanismus von Lithiumionen nur teilweise bekannt.
  • Nachgewiesen ist, dass Lithiumionen die Stimulierbarkeit von Adenylatzyklasen reduzieren und vor allem in den Phosphatidylinositol-Stoffwechsel (PI-Turnover) eingreifen.
    • Hierbei blockieren sie die Inositolpolyphosphat-1-Phosphatase sowie die Inositolmonophosphat-Phosphatase und damit insbesondere die Abspaltung des letzten Phosphatrestes von Inositol.
    • Als Folge davon kommt es zu einem Mangel an freiem Inositol, so dass die Bildung des Membranphospholipids Phosphatidylinositol-4,5-phosphat (PIP2) verringert und somit über den PI-Turnover vermittelte Neurotransmitterwirkungen nicht-kompetitiv abgeschwächt werden.
  • Darüber hinaus beeinflussen Lithiumionen die zirkadiane Rhythmik der Zahl verschiedener Neurotransmitter-Rezeptoren, z.B. wird die Rhythmik der Rezeptordichte von noradrenergen, cholinergen und Opiatrezeptoren verlangsamt.
Als Thyreostatikum
  • Lithium-Ionen hemmen den Freisetzungsweg der Schilddrüsenhormone. Sie können daher zur schnellen Suppression der Hormonfreisetzung aus der Schilddrüse eingesetzt werden.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) > 90 - 100 %
Clearance (CLtot) 25 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) ca. 24 h (stark schwankend)
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 0,02
Plasmaproteinbindung (PB) 0 %
Verteilungsvolumen (Vapp) 0,7 L/kg

Resorption

  • Bei oraler Applikation werden Lithiumionen gut resorbiert.

Distribution

  • Die Permeationsfähigkeit in die Zellen entspricht der von Na+, doch wird Li+ aufgrund seiner geringeren Affinität zu den Ionenpumpen wesentlich schlechter wieder (aktiv) aus der Zelle heraustransportiert und reichert sich somit intrazellulär an.

Exkretion

  • Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal.
    • Die Rückresorptionsrate im Tubulusapparat der Niere hängt vom Natriumgehalt des Harns ab. Eine hohe Na+-Konzentration erhöht auch die Ausscheidung von Li+.
    • Die mittlere Plasmahalbwertszeit
  • Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 24 Stunden, unterliegt jedoch in Abhängigkeit von der Na+-Zufuhr, der Nierenfunktion und dem Lebensalter starken Schwankungen.

Intoxikation

Symptomatik

Sofortmaßnahmen

Therapie

  • Forcierte Diurese unter gleichzeitiger Zufuhr von NaCl oder Hämodialyse.

Chemie

Allgemeine Eigenschaften

Formelzeichen Li
Ordnungszahl 3
Isotope [%] 6Li - 7,5
7Li - 92,5
Alle Isotope künstlich nein

Chemische Eigenschaften

Elektronegativität nach Pauling (Oxidationsstufe) 0,98 (I)
Elektronenkonfiguration 1s22s1
Oxidationszahlen +1
bevorzugt +1

Physikalische Eigenschaften

Mittlere Atommasse [u] 6,941 ± 2
Dichte [g/cm3] 0,534
Schmelztemperatur [°C] 180,54
Siedetemperatur [°C] 1347
Härte [Mohs] 0,6
Atomradius [pm] 152
Ionenradius [pm] (bei Ladung bzw. Oxidationszahl) 74 (1+)
1. Ionisierungsenergie [kJ/mol] (bei 25 °C) 526

Sonstige Eigenschaften

  • Lithium ist ein an frischen Schnittflächen silberweiß glänzendes Metall.
  • An der Luft läuft es rasch zunächst gelb, dann grau an. In vollständig trockener Luft ist es jedoch stabil.
  • Lithium ist das leichteste Metall.

Geschichtliches

  • Der Name leitet sich von griechisch lithos ("Stein") ab.

Vorkommen

Verwendung

  • Als Legierungszusatz, z.B. zur Erhöhung der Säure und Laugenfestigkeit von Aluminium und Magnesium.
  • Als Katalysator
  • In der Reaktortechnik u.a. als Neutronenabsorber

Herstellung

  • Durch Schmelzflusselektrolyse eines Gemisches aus Lithiumchlorid und anderer Alkalisalze.

Analytik

Identität

Atomabsorptionsspektrometrie

Atomemissionsspektrometrie

Wellenlängen
  • 670,8 nm (rot)
  • 610,4 nm (orange)
Bemerkungen
  • Die Färbung ist intensiv und kann notfalls auch ohne AES-Apparatur ausgeführt werden. Ein ausgeglühtes Magnesiastäbchen wird dazu in die Probe getaucht und anschließend in die nichtleuchtende Flamme des Bunsenbrenners gebracht. Es tritt eine deutliche karminrote Flammenfärbung auf.

Als Lithiumcarbonat

Bemerkungen
  • Carbonationen (Natrium-, Kalium-, oder Ammoniumcarbonat) geben mit Lithiumsalzlösungen beim Erhitzen einen weißen Niederschlag aus Li2CO3
 

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