Antidepressiva

Übersicht


Medizin

Typ

Definition

  • Arzneistoffe, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Sie sind substanzabhängig in unterschiedlichem Ausmaß depressionslösend, stimmungsaufhellend und psychomotorisch aktivierend oder dämpfend.

Indikationen

Bemerkungen

  • Antidepressiva haben normalerweise kein Suchtpotential.
  • Ihre Wirkung auf die Stimmungslage von Gesunden ist normalerweise nur sehr gering oder gar nicht messbar. Die vegetativen Wirkungen (also insbesondere also die Nebenwirkungen) treten hingegen auch bei Gesunden auf.
  • Die richtige Anwendung antidepressiver Substanzen setzt eine exakte Diagnose und eine genaue Kenntnis des Wirkungsspektrums der Antidepressiva voraus.
  • In Abhängigkeit von der Art der Depression sollte zunächst ein Gesamtbehandlungsplan erstellt und in diesen die Pharmakotherapie sinnvoll eingeplant werden.
  • Für die Auswahl des Arzneistoffs zu berücksichtigende Zielsymptome sind:
    • Ängstlich psychomotorische Erregtheit
    • Depressive Verstimmtheit
    • Psychomotorische Hemmung.
  • Es ist zu beachten, dass der antriebssteigernde Effekt rascher eintritt als die Stimmungsaufhellung, und damit zu Beginn der Behandlung gehemmter Depressionen die Suizidgefahr steigt.
    • In diesen Fällen empfiehlt sich daher die vorübergehende Kombination mit einem Tranquilizer.
    • Kombinationen von Antidepressiva mit Tranquilizern bzw. Neuroleptika sind auch bei stark agitierten Depressionen indiziert.
  • Die Therapie mit Antidepressiva muss ausreichend lange durchgeführt werden, da sie die depressive Phase nicht verkürzen, sondern nur ihre Symptome verbessern.
  • In ihrer therapeutischen Wirksamkeit sind die tricyclische Antidepressiva bislang unübertroffen, die Verträglichkeit anderer (neuerer) Verbindungen ist dagegen häufig besser.
  • Neben den synthetischen Antidepressiva, kann auch Hyperici herba als gut wirksames Antidepressivum eingesetzt werden.

Untertypen


Pharmakologie

Einteilung

  • Nach pharmakologischen Gesichtspunkten werden Antidepressiva in drei Haupttypen eingeteilt. Allen dreien ist eine antidepressive Wirkung gemeinsam:
    • Antidepressiva vom Amitriptylin-Typ
      • Antidepressiva vom Amitriptylin-Typ wirken psychomotorisch dämpfend, antriebshemmend und angstlösend.
    • Antidepressiva vom Desipramin-Typ
      • Antidepressiva vom Desipramin-Typ wirken psychomotorisch aktivierend, antriebssteigernd und eher Angst fördernd als Angst nehmend.
    • Antidepressiva vom Imipramin-Typ
      • Antidepressiva vom Imipramin-Typ sind hinsichtlich ihrer psychomotorischen und den Antrieb beeinflussenden Eigenschaften weitestgehend neutral.
  • Einige schwach potente Neuroleptika, z.B. Chlorprothixen zeigen einen noch stärker ausgeprägten psychomotorisch- und Angst-dämpfenden Effekt als Antidepressiva des Amitriptylin-Typs. Außerdem sind sie schwach stimmungsaufhellend.
  • Die ältere Einteilung in Thymoleptika und Thymeretika wird kaum noch verwendet:
    • Thymoleptika
      • Substanzen mit vorwiegend stimmungsaufhellenden Eigenschaften.
    • Thymeretika
      • Substanzen mit vorwiegend antriebssteigernden Eigenschaften.

Übersicht

steigernd <<<< Angst >>>> dämpfend
aktivierend, steigernd <<<< Psychomotorik, Antrieb >>>> dämpfend, hemmend
Desipramin Fluoxetin Imipramin Dibenzepin Amitriptylin
Nortriptylin Fluvoxamin Clomipramin Maprotilin Amitriptylinoxid
  Moclobemid   Mianserin Dosulepin
  Paroxetin     Doxepin
  Tranylcypromin     Oxitriptan
  Viloxacin     Trazodon

Pharmakodynamik

Wirkungen

  • Die verschiedenen Antidepressiva wirken in unterschiedlichem Ausmaß:
    • Depressionslösend und stimmungsaufhellend
    • Psychomotorisch aktivierend oder dämpfend
    • Den Antrieb steigernd oder hemmend
    • Angst steigernd oder lösend

Wirkmechanismen

  • Warum Antidepressiva wirksam sind ist noch nicht abschließend geklärt.
  • Man nimmt an, dass sie längerfristig zu einer Veränderung der Rezeptordichte der verschiedenen Neurotransmitter-Rezeptoren führen (z.B. Down-Regulation von β-Rezeptoren, Up-Regulation von α1-Rezeptoren).
  • Da diese Veränderungen auf die - durch die Antidepressiva veränderten - Monoamin-Konzentrationen im synaptischen Spalt sowie eine direkte Rezeptorblockade zurückzuführen sein sollen, wäre die antidepressive Wirkung dementsprechend durch einen regulativen Eingriff in die zentrale noradrenerge und serotonerge Neurotransmission zu erklären.
    • Monoaminoxidase-Hemmer erhöhen durch Blockade des Enzyms Monoaminoxidase die Konzentration der Monoamine im Zentralnervensystem.
    • Die meisten anderen Antidepressiva hemmen die Wiederaufnahme von Noradrenalin und/oder Serotonin aus dem synaptischen Spalt ins Axoplasma, außerdem blockieren sie in unterschiedlichem Ausmaß Neurotransmitter-Rezeptoren, u.a. cholinerge, α-adrenerge und Histamin-Rezeptoren.
    • Die Reuptake-Blockade ist bei den einzelnen Substanzen verschieden stark ausgeprägt.
    • Früher brachte man die Hemmung des Noradrenalin-Reuptakes mit der Antriebssteigerung, die Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin mit der Stimmungsaufhellung in Zusammenhang. Eine solche Korrelation ist jedoch trotz der Übereinstimmung des Wirkprofils einer Reihe von Antidepressiva mit ihrer Reuptake-Beeinflussung sehr fraglich, nicht zuletzt deshalb, weil einige neuere Substanzen, z.B. Mianserin, die Neurotransmitter-Wiederaufnahme trotz guter klinischer Wirksamkeit praktisch nicht mehr unterdrücken.
    • Mit der Beeinflussung des Neurotransmitter-Reuptakes kann der antidepressive Effekt somit nur teilweise erklärt werden.
      • Dies geht auch daraus hervor, dass die Wiederaufnahmehemmung innerhalb kurzer Zeit nach Applikation, der antidepressive Effekt dagegen erst nach einer Latenz von Tagen bis Wochen eintritt.
    • Außer der Wiederaufnahme-Hemmung von Monoaminen können Antidepressiva verschiedene Neurotransmitter-Rezeptoren direkt und in unterschiedlichem Ausmaß blockieren. Ihr Wirkprofil wird dadurch wesentlich mitbestimmt (z.B. sedierende Wirkung durch Hemmung von H1-Rezeptoren, anxiolytischer Effekt durch Blockade von 5-HT2-Rezeptoren).

Intoxikation

Symptomatik

  • Erregungszustände
  • Wechsel zwischen Müdigkeit und Halluzinationen
  • Heiße, gerötete und trockene Haut (auch Schleimhäute)
  • Weite Pupillen
  • Tachykardie
  • Fieber
  • Harnverhalt
  • Myoklonien
  • Pyramidenzeichen
  • Krämpfe
  • Koma
  • AV-Block mit Kammertachykardie

Sofortmaßnahmen


Beispiele

Substanzen

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