Magnesium
Synonym
Übersicht
Medizin
Typ
Kontraindikationen
Relative Kontraindikationen
- (Schwere) Nierenfunktionsstörungen, AV-Block
- Einnahme nur nach Rücksprache mit dem Arzt und gegebenenfalls unter
ärztlicher Aufsicht!
- Stuhlaufweichung aufgrund des Wasserbindungsvermögens
- Nur bei sehr hohen Dosierungen
Normbereich
Stoffwechselstörungen
Bemerkungen
- Der normale Tagesbedarf an Magnesium beträgt min. 300 mg. Bei Migräne
zeigt die langfristige Einnahme von 600 mg/d sehr oft positive Effekte.
- Bei der Substitution sollten Verbindungen bevorzugt werden, die aufgrund
ihrer guten Löslichkeit höhere Bioverfügbarkeiten
versprechen.
- Damit sind Magnesiumaspartat, Magnesiumaspartat-HCl, Magnesiumchlorid,
Magnesiumcitrat oder Magnesiumgluconat besser geeignet als
Magnesiumcarbonat, Magnesiumoxid oder Magnesiumsulfat.
- In einer Studie erreichte Magnesiumoxid nur etwa 65 % der
Bioverfügbarkeit von Magnesiumaspartat-HCl bei einer Gabe von 30
mmol mg2+ pro Tag und nur etwa 45 % bei einer Gabe von 45
mmol mg2+ pro Tag.
- In einer anderen Studie wurde Magnesiumoxid gegen Magnesiumcitrat
getestet, wobei die Dosierung hier 25 mmol mg2+ pro Tag
war und die relative Bioverfügbarkeit von MgO mit nur 28,5 %
angegeben wurde.
- Eine weitere Studie konnte bei Anwendung von MgO überhaupt keine
vermehrte Ausscheidung von mg2+ im Urin nachweisen, so
dass hier von einer Bioverfügbarkeit nahe 0 % ausgegangen wurde.
- Magnesium scheint einen positiven Effekt bezüglich der Spätfolgen bei
Diabetes mellitus zu haben.
Pharmakologie
Pharmakokinetik
- Die Resorption von mg2+ kann aus dem gesamten
Gastrointestinaltrakt erfolgen, die höchste Resorptionskapazität hat
jedoch das Ileum, gefolgt von Kolon und Jejunum.
- Als Resorptionsmechanismen treten sowohl parazelluläre passive Diffusion,
als auch transzellulärer aktiver Transport über Carrier-Proteine auf.
- Letztere erfolgt über TRPM6, ein spezifisches Transportprotein in der
Darmwand.
- Dieser aktive Mechanismus ist zwar sehr effektiv, aber bereits bei
geringen mg2+-Konzentrationen im Darmlumen ausgelastet, so
dass er als Mechanismus des Körpers für eine Aufrechterhaltung eines
absoluten Minimums an mg2+-Resorption bei magnesiumarmer
Ernährung angesehen werden kann.
- Der wichtigere Aufnahmeweg ist somit die parazelluläre Diffusion, die
zwar weniger effektiv, dafür aber über einen großen
Konzentrationsbereicht weitgehend linear funktioniert.
- Die Überlagerung der beiden Mechanismen ergibt einen biphasischen
Verlauf der mg2+-Resorption aus dem Gastrointestinaltrakt.
- Insgesamt liegt die so erzielte Bioverfügbarkeit von peroral zugeführtem
mg2+ bei ca. 35 - 55 % für normale Nahrung. Bei magnesiumarmer
Kost kann sie auf ca. 75 % steigen, bei magnesiumreichem Darminhalt auf
deutlich unter 25 % fallen.
- Somit ist bei der Supplementation die Einnahme mehrerer kleiner Dosen
sinnvoller, als die einer einzigen Megadosis.
- Magnesium sollte nicht zusammen mit Oxalsäure,
Phytinsäure oder Phosphaten eingenommen werden, da dies durch Bildung
schwerlöslicher Komplexe die
Bioverfügbarkeit deutlich verringert. Auch die gleichzeitige Einnahme
zu sehr fettreicher Nahrung verringert die Resorption,
da mg2+ hier mit aus den Fetten freigesetzten Fettsäuren zu
ebenfalls schwer löslichen Salzen reagieren kann.
- Dies ist insbesondere von Bedeutung, als viele Nahrungsmittel mit
relativ hohem Magnesiumgehalt zugleich reich an Phytinsäure
(Vollkornprodukte) oder Fett (Nüsse, Schokolade) sind.
- Die gleichzeitige Einnahme zu anderen zweiwertigen Ionen (insbesondere Ca2+)
beeinflusst die Bioverfügbarkeit von Magnesium normalerweise kaum, da der
aktive Transport - wie beschrieben - über einen selektiven mg2+-Transporter
erfolgt und der passive Aufnahmeweg selten gesättigt sein dürfte.
- Etwa 55 % des im Blutplasma befindlichen Magnesiums liegt dort frei vor.
Der Rest ist entweder an Albumin oder an niedermolekulare Liganden wie
Carbonat, Citrat, Phosphat oder Sulfat gebunden.
Exkretion
- Bei einer angenommenen Zufuhr von 300 mg/d geht man von einer Ausscheidung
von ca. 200 mg/d über den Stuhl aus, wobei etwa 170 mg aus nicht
resorbiertem Magnesium und etwa 30 mg aus Magnesiumanteilen von z.B.
Verdauungssekreten stammen. Dazu kommen etwa 100 mg/d, die renal
ausgeschieden werden, womit sich bei einer Aufnahme von 300 mg/d ein genau
ausgeglichener Magnesiumhaushalt ergäbe.
- Da bei niedrigen Magnesiumkonzentrationen im Plasma auch die renale
Ausscheidung vermindert ist, eignet sich die mit dem Urin ausgeschiedene
Magnesiummenge als Parameter zur Abschätzung des Magnesium-Status.
- Da im Schweiß Magnesium-Konzentrationen von 1,5 - 5 mmol/l auftreten
können, kann durch starkes Schwitzen die Magnesiumausscheidung deutlich
erhöht werden.
Physiologie
Typ
Vorkommen & Funktion
- Ein Erwachsener enthält etwa 24 - 28 g Magnesium.
- Der größte Magnesiumspeicher im Körper befindet sich
dabei in den Knochen,
wo etwa 60 % der Gesamtmenge eingelagert sind. Weitere 25 - 30 % finden sich
in der quergestreiften Skelettmuskulatur, 5 - 10 % in den restlichen Geweben
und etwa 1 % im Blutserum.
- Die physiologische Magnesiumkonzentration im Plasma liegt bei 0,75 -
1,1 mmol/l. Gewünscht werden meist jedoch Werte oberhalb 0,8 mmol/l.
- Nach Kalium ist Magnesium somit das mengenmäßig wichtigste
intrazellulär vorkommende Metall im Körper.
- Magnesium dient in über 300 Enzymen als Cofaktor. Es aktiviert die
meisten ATP-abhängigen Enzyme und ist so an Reaktionen zur
Energiebereitstellung sowie der Protein- und Nukleinsäurebiosynthese
beteiligt.
- Bekannter dürfte sein Funktion als Antagonist von Calcium in der Erregung
und Kontraktion von Muskelzellen sein. Hier senkt Magnesium den Tonus und
erhöht die Krampfschwelle.
- Darüber hinaus hat Magnesium eine allgemein stabilisierende Wirkung auf
Zellmembranen, moduliert die Aktivität einiger Ionenpumpen bzw.
Ionenkanäle und ist an der Mineralisierung und dem Wachstum der Knochen
beteiligt.
- Durch spezielle ATPasen kann freies mg2+ aus dem Blut ins
Gewebe aufgenommen werden.
Mangelerscheinungen
- Krämpfe (normocalcämische Tetanie)
- Tremor, Muskelzuckungen, choreiforme Bewegungen
- Schlafstörungen, Unruhe, delirante Zustände
- Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris
- Hypercholesterolämie
- Dysmenorrhoe, Spasmen der glatten Muskulatur (auch vorzeitige Wehen in der
Schwangerschaft)
- Störungen der Proteinsynthese
- Lärmempfindlichkeit
- Bei Magnesiummangel kommt es darüber hinaus leichter zu Hörschäden
- Kopfschmerzen, Nervosität
- Übelkeit
Chemie
Allgemeine Eigenschaften
Mg |
12 |
24Mg - 78,99
25Mg - 10,00
26Mg - 11,01 |
Chemische Eigenschaften
1,31 (II) |
1s22s22p63s2 |
+2 |
+2 |
Physikalische Eigenschaften
24,3050 ± 6 |
1,738 |
648,79 |
1107 |
2 |
159,9 |
72 (2+) |
744 |
Sonstige Eigenschaften
- Magnesium ist ein silbern glänzendes, relativ weiches Leichtmetall.
- Es ist relativ unedel und wird bereits von schwachen Säuren aufgelöst.
- An feuchter Luft überzieht sich Magnesium mit einer grauen Oxidschicht.
- Bei 500 °C verbrennt es mit sehr heller weißer Flamme zu Magnesiumoxid.
Geschichtliches
- 1755 Entdeckung durch J. Black (Edinburgh, Großbritannien).
- Der Name Magnesium leitet sich von der kleinasiatischen Stadt Magnesia
ab.
Vorkommen
- Magnesium kommt in der Natur nur in Verbindungen vor, am häufigsten in
Silicaten (Asbest, Meerschaum, Oliven, Serpentin).
- Weitere mineralische Vorkommen sind Carbonate, z.B. Magnesit (MgCO3)
und Dolomit (MgCO3 · CaCO3), Sulfate, z.B. Kieserit
(MgSO4 · H2O), Chloride und Bromide (MgCl2 bzw. mgBr2)
- Magnesiumverbindungen finden sich auch in Salzlagerstätten sowie gelöst
im Meerwasser (ca.15 % der dort gelösten Salze)
Verwendung
- Als Legierungsbestandteil in Leichtmetalllegierungen
- Als Treibstoffzusatz in Feststoffraketen
- Als Reduktionsmittel
- Als Bestandteil von Düngemitteln und Spurenelementpräparaten
Herstellung
- Durch Schmelzflusselektrolyse aus Magnesiumchlorid
Analytik
Identität
Arzneibuchmethode
Durchführung
- Die Lösung von etwa 15 mg Substanz in 2 ml Wasser
R oder 2 ml der vorgeschriebenen Lösung werden verwendet.
- Wird die Lösung mit 1 ml verdünnter Ammoniak-Lösung R1 versetzt,
entsteht ein weißer Niederschlag, der sich nach Zusatz von 1 ml
Ammoniumchlorid-Lösung R löst.
- Nach Zusatz von 1 ml Natriummonohydrogenphosphat-Lösung R entsteht ein
weißer kristalliner Niederschlag.
Reaktion
-
Mg2+ + 2 NH3 + 2 H2O
Mg(OH)2 + 2 NH4+
-
...
-
Mg2+ + HPO42- +
NH3
Mg(NH4)PO4
Bemerkungen
- Wässriges Ammoniak fällt aus Lösungen
von mg2+-Salzen mg(OH)2 aus.
- Dieses löst sich nach Zugabe von NH4+-Ionen wieder
auf, da diese den pH-Wert
herabsetzen und somit das Löslichkeitsprodukt von mg(OH)2 nicht
mehr erreicht wird.
- Auf Zusatz von HPO42- scheidet sich schwerlösliches
mg(NH4)PO4 ab.
Als mgNH4PO4 · 6 H2O
Reaktion
Mg2+ + HPO42- + NH4+
+ OH- + 5 H2O
Mg(NH4)PO4 · 6 H2O
Bemerkungen
- Magnesium bildet mit Ammoniumhydrogenphosphat einen weißen, kristallinen
Niederschlag aus Magnesiumammoniumphosphat.
- Die Reaktion ist sehr empfindlich, wird aber durch viele andere Kationen,
z.B. Calcium, Strontium,
Barium und Schwermetallionen, die ebenfalls
Fällungen mit Phosphat
ergeben gestört.
- Die Reaktion ist u.U. relativ langsam (> 20 min).
- Der Niederschlag ist auf jeden Fall mikroskopisch zu prüfen.
Grenzprüfung
Arzneibuchmethode
Durchführung
- 10 ml der vorgeschriebenen Lösung werden mit 0,1 g Natriumtetraborat
R versetzt.
- Falls erforderlich wird die Lösung mit Hilfe verdünnter
Salzsäure R oder verdünnter
Natriumhydroxid-Lösung R auf einen pH-Wert von 8,8 bis 9,2 eingestellt.
- Die Lösung wird zweimal mit je 5 ml einer Lösung von Hydroxychinolin
R (1 g/l) in Chloroform R jeweils 1 min
lang geschüttelt und stehen gelassen.
- Nach Trennung der beiden Schichten wird die organische Phase verworfen.
- Die wässrige Lösung wird mit 0,4 ml Butylamin
R und 0,1 ml Triethanolamin R versetzt.
- Falls erforderlich wird die Lösung auf einen pH-Wert von 10,5 bis 11,5
eingestellt.
- Nach Zusatz von 4 ml der Lösung von Hydroxychinolin
R in Chloroform R wird 1 min lang
geschüttelt und stehen gelassen.
- Nach der Trennung der beiden Schichten wird die untere Phase verwendet.
- Die Referenzlösung wird in gleicher Weise mit einer Mischung von 1 ml Magnesium-Lösung
(10 ppm mg) R und 9 ml Wasser R
hergestellt.
Bedingung
- Die zu prüfende Lösung darf nicht stärker gefärbt sein als die
Referenzlösung.
Biologie
Bemerkungen
- Magnesium ist in höheren Konzentrationen für Pflanzen stark toxisch. Zur
Ausschaltung der Giftwirkung muss seine Konzentration zu der des Calciums
in einem bestimmten Verhältnis stehen.
- Magnesium dient als Cofaktor bei ATP-abhängigen Reaktionen und ist das
Zentralatom des Chlorophylls.
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