Antazida

Übersicht


Medizin

Definition

  • Pharmaka zur Neutralisation der Salzsäure des Magens.

Indikationen

  • Symptomatische Therapie bei Ulkuskrankheit, Sodbrennen und anderen säurebedingten Magenbeschwerden

Wechselwirkungen

  • Die Resorption gleichzeitig eingenommener Arzneistoffe kann aufgrund des veränderten pH-Wertes des Magens verändert sein. Aus diesem Grund sollten andere Medikamente in einem Abstand von mindestens 1 h, besser 2 h, eingenommen werden.
    • Arzneimittel mit magensaftlöslichen Schutzüberzügen können in ihrer Freisetzung behindert werden, da der Schutzüberzug nicht schnell genug aufgelöst wird.
    • Arzneistoffe mit pH-abhängiger Löslichkeit und/oder Resorption im Magen können vermindert gelöst und/oder resorbiert werden.
  • Antazida mit polyvalenten Kationen können mit einer Vielzahl von Arzneistoffen schwer lösliche Komplexe bilden und so deren Bioverfügbarkeit deutlich verringern (z.B. Eisensalze, Schilddrüsenhormone, Bisphosphonate, Tetracycline, ...).

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Antazida der ersten Generation

Wirkstoff Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Aluminiumhydroxid
Calciumcarbonat
Magnesiumhydroxid
Natriumhydrogencarbonat
  • Metabolische Alkalose; daneben CO2-Entwicklung

Antazida der zweiten Generation

Wirkstoff Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Hydrotalcit
Magaldrat
Mg-Al-Silikate
  • evtl. Nierensteine
 mg(OH)2 + Al(OH)3
  • Phosphatverarmung (bei hoher Dosis)

Anwendung

Anwendungshinweise

  • Antazida enthalten meist Hydroxide und/oder Carbonate von Aluminium, Magnesium oder Calcium, z.T. in Komplexverbindungen. Aufgrund der relativ hohen zugeführten Menge dieser Kationen können diese eigene pharmakologische Effekte zeigen.
  • Antazida sollten - insbesondere in der Selbstmedikation - nur kurzfristig eingesetzt werden.
    • Bei länger andauernden Beschwerden sollte ein Arzt konsultiert werden, um den Hintergrund der Beschwerden abklären zu lassen. Darüber hinaus stehen für die Dauerbehandlung meist effektivere Alternativen zur Verfügung.
  • Eine Anhebung des Magen-pH über 3 - 5 hinaus sollte vermieden werden, da ansonsten nach Abklingen der Wirkung eine verstärkte HCl-Sekretion erfolgen kann ("Säure-Rebound").

Dosierungshinweise

  • Eine Einzeldosis eines Antazidums sollte etwa 50 mmol HCl neutralisieren können.
  • Substanzspezifische Tageshöchstmengen sind zu beachten.

Pharmakologie

Bemerkungen

Alginate

  • Alginate wirken rein physikalisch, d.h. sie neutralisieren keine Magensäure, sondern gelieren im Sauren lediglich aus. Das so entstandene Gel schwimmt auf der Magensäure und verhindert so mechanisch deren Reflux in die Speiseröhre.
  • Mit fortschreitender Verdauung des Mageninhalts wird das Gel schließlich in den Darm transportiert, löst sich bei den dortigen schwach alkalischen pH-Werten wieder auf und wird wird schließlich unverändert mit den Fäzes ausgeschieden.

Aluminiumhaltige Antazida

  • Die derzeit verfügbaren aluminiumhaltigen Antazida zeigen einen relativ langsamen Wirkungseintritt, dafür aber eine längere Wirkdauer.
  • Etwa 1 % des enthaltenen Aluminiums wird resorbiert.
    • Zum Teil findet man Hinweise, dass aluminiumhaltige Antazida nicht mit Fruchtsäften eingenommen werden sollen, da diese sauer sind und dadurch die Aluminiumresorption erhöhen können. Inwieweit diese zusätzliche Säure - schließlich werden die Substanzen bereits gegen die Magensäure eingesetzt - die Resorption von Aluminium klinisch relevant erhöhen sei dahingestellt.
  • Bei schweren Nierenfunktionsstörungen kann es daher zu einer Hyperaluminiämie kommen, was wiederum zu Osteodystrophie, Myopathie und Enzephalopathie führen kann. Daneben wird eine Beteiligung von Aluminium bei Alzheimer Demenz diskutiert.
  • Die Aluminiumverbindungen wirken leicht obstipierend.

Natriumhydrogencarbonat

  • Natriumhydrogencarbonat ist als obsolet zu betrachten, da es nur kurz wirkt und sehr stark resorbiert wird.
  • Diese starke Resorption kann bei übermäßigem Gebrauch zu metabolischer Alkalose und Hypernatriämie führen.
  • Ein weiteres Problem stellt dir sehr rasche und ausgeprägte CO2-Entwicklung dar: Es kann zu heftigem Aufstoßen und einer Dehnung der Magenwand kommen, wobei letztere reflektorisch wiederum die Säuresekretion steigert.

Calciumhaltige Antazida

  • Die eingesetzten Calciumverbindungen (Calciumcarbonat) zeigen eine mittellange Wirkdauer bei relativ hoher Säurebindung.
  • Die Freisetzung des  entstehenden Kohlendioxids verläuft langsamer und weniger ausgeprägt als bei Natriumhydrogencarbonat, kann allerdings dennoch zu unangenehmem Aufstoßen führen.
  • Etwa 20 - 30 % des enthaltenen Calciums werden resorbiert.

Magnesiumhaltige Antazida

  • Die derzeit verfügbaren magnesiumhaltigen Antazida wirken meist sehr rasch, können jedoch abführend wirken und sind bei schweren Nierenfunktionsstörungen aufgrund der Gefahr einer Hypermagnesiämie kontraindiziert.
  • Etwa 10 % der enthaltenen mg2+-Menge werden resorbiert.

Beispiele

Substanzen

 

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