Diuretika
Übersicht
Medizin
Definition
- Als Diuretika bezeichnet man Substanzen, die die Produktion von Urin
in der Niere anregen.
Untertypen
Indikationen
- Herzinsuffizienz
(Therapie)
- Die Diuretika-induzierte Senkung des peripheren Widerstands
erleichtert dem Herzen das Auswerfen des Blutes
(Nachlastsenkung), das Herzminutenvolumen und die körperliche
Leistungsfähigkeit steigen.
- Als Folge der vermehrten Flüssigkeitsausscheidung nehmen das EZV und
damit auch das Blutangebot an das Herz
ab (Vorlastsenkung).
- Die Symptome der
Blutstauung vor dem Herzen wie Knöchelödeme und Leberschwellung bilden
sich zurück.
- Angewandt werden meist Thiazide
(ggf. kombiniert mit Cycloamidin-Derivaten
oder Aldosteron-Antagonisten)
oder Schleifendiuretika,
wobei letztere bei akuter Herzinsuffizienz
aufgrund eines gleichzeitigen vasodilatierenden Effekts mit Vorteil
einsetzbar sind.
- Hypertonie
- Ödeme
- Nach Gabe eines Diuretikums sinkt wegen der vermehrten renalen
Ausscheidung von Na+ und Wasser
das Plasmavolumen, das Blut
wird "eingedickt".
- Infolgedessen steigen im Blut
die Eiweißkonzentration und damit der kolloidosmotische Druck. Da
dieser eine flüssigkeitsanziehende Kraft darstellt, strömt im
Kapillarbett vermehrt Gewebsflüssigkeit in die Blutbahn. So sinkt der
Flüssigkeitsgehalt des Gewebes, Ödeme
gehen zurück.
- Je nach Krankheitsbild werden angewandt:
- Diuretika vermögen jedoch bei der Ödembehandlung eine spezifisch
gegen die Grundkrankheit gerichtete Therapie nur zu ergänzen, nicht
aber zu ersetzen.
- Bei renal bedingten Ödemen
können mit Diuretika zwar die Ödeme
ausgeschwemmt werden, an der Ödemursache, dem durch das
leckgewordene Nierenfilter bedingten Eiweißverlust, wird aber
nichts geändert.
- Bei der hepatogen bedingten Aszites
kann ein Diuretikum weder die ungenügende Albuminsynthese noch den
Pfortaderhochdruck beseitigen. Auch hier wird nur das Symptom
behandelt.
- Bei chronisch-indurierten Ödemen
oder ausgeprägten Abflussstörungen im Rahmen einer
Veneninsuffizienz sollten Diuretika allenfalls vorübergehend
angewandt werden. Sie können eine Kompressionsbehandlung nicht
ersetzen, sondern bestenfalls unterstützen.
- Schockniere (Prophylaxe)
- Bei einem Kreislaufversagen (Schock),
z.B. als Folge einer massiven Blutung, besteht die Gefahr, dass die Niere
ihre Harnproduktion einstellt (Anurie).
- Mittels Diuretika wird versucht, den Harnfluss aufrechtzuerhalten.
- Grund: Aufrechterhaltung der "Entgiftungsfunktion" und
Vermeidung einer Überwässerung
- Indiziert sind Osmodiuretika
oder Schleifendiuretika.
Kontraindikationen
- Ödeme bei Spätgestosen
- Ödeme bei einer
Spätgestose sind keine Indikation für Diuretika, da bei Diuretikagabe
die Gefahr einer Erhöhung der Blutviskosität mit konsekutiver
Verschlechterung der Sauerstoffversorgung der Frucht besteht.
- Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushalts
- Hypotonie,
Kollapsneigung
- Exsikkose,
Thromboseneigung
- Bei rascher Ödemausschwemmung mit stark wirkenden Diuretika kommt es
infolge des Verlusts an Plasmaflüssigkeit, der nicht schnell genug aus
dem Extravasalraum ersetzt werden kann, zu einer Exsikkose
mit einer Erhöhung des Hämatokrits
und damit zu einer Zunahme der Blutviskosität, wodurch die
Thromboseneigung gesteigert wird.
Bemerkungen
- Diuretika sind keine "Nierenpharmaka"; sie können
Nierenerkrankungen weder bessern noch heilen, auch können sie bei
Niereninsuffizienten den Beginn einer Dialyse nicht hinauszögern.
- Therapeutisch genutzt werden kann somit nur die Fähigkeit der Diuretika,
Elektrolyt- und Wasserbewegungen im Organismus zu verändern.
- Die Beeinflussung von Transportprozessen ist dabei nur scheinbar
nierenspezifisch:
- Da die Diuretikakonzentration im Tubulus während der Nephronpassage
sehr stark ansteigt, steht der renale (diuretische) Effekt im Vergleich
zu Wirkungen an anderen Organen im Vordergrund.
- Wie bei kaum einer anderen Substanzgruppe hängt somit die Pharmakodynamik
der Diuretika von ihrer Pharmakokinetik
ab.
- Bei farbigen Patienten zeigen Diuretika in der Regel eine stärkere
Wirkung, als bei weißen.
- Die heute gebräuchlichsten Diuretika sind:
- Die Entwicklung dieser hochwirksamen Saluretika
hat dazu geführt, dass die meisten älteren Präparate nahezu obsolet sind:
Pharmakologie
Wirkmechanismen
- Bis auf die Osmodiuretika
wirken alle Diuretika über eine Hemmung der NaCl-Resorption, was zur
Bezeichnung Saluretika führt.
Die Hemmung der NaCl-Resorption führt sekundär zu einer Verminderung der
Wasserresorption und somit zu einer erhöhten Harnmenge.
- Nach ihrem Angriffsort an den Nephronen
und ihren Grundprinzipien werden die Diuretika in verschiedene Typen
unterschieden.
- Neben den hier vorgestellten Diuretika gibt es noch eine ganze Reihe pflanzlicher
Drogen, die diuretisch wirken.
- Hier beruht die Wirkung meist auf einer Reizung des Nierenepithels und
somit einer verstärkten Durchblutung der Nephronen bei gleichzeitig
erhöhter Gefäßpermeabilität.
- Diese lokale "Entzündung" führt zu einer Erhöhung der
Primärharnmenge und verringerter Rückresorption.
High- und Low-ceiling-Diuretika
High-ceiling-Diuretika
- Diuretika, die über einen weiten Dosisbereich eine annähernd lineare
Dosis-Wirkungs-Beziehung aufweisen, bei denen also durch eine höhere
Dosierung auch eine proportional stärkere Diurese erreicht werden kann,
werden als High-ceiling-Diuretika bezeichnet (z.B. Schleifendiuretika).
Low-ceiling-Diuretika
- Diuretika, bei denen die Dosis-Wirkungs-Kurve rasch abflacht, bei denen
also bereits relativ früh durch eine höhere Dosis praktisch keine
Steigerung der Diurese mehr zu erreichen ist, werden als Low-ceiling-Diuretika
bezeichnet (z.B. Aldosteron-Antagonisten,
Cycloamidin-Derivate,
Thiazide).
- Zur weiteren Verdeutlichung dieser Unterscheidung soll die folgende Abbildung dienen, die die
hypothetischen Dosis-Wirkungs-Kurven eines High- und eines
Low-ceiling-Diuretikums nebeneinander zeigt:
Wirkstärke
- Die mit einem Diuretikum maximal erreichbare Wirkung (Wirkstärke) ist
nicht allein vom Wirkstoff,
sondern ebenso und u.U. noch stärker von der Nierenfunktion und dem
Krankheitszustand des Patienten abhängig.
- Bei Erkrankungen mit verringertem, effektivem (zirkulierendem)
Blutvolumen, z.B. bei Herzinsuffizienz
mit Ödemen oder
Leberzirrhose mit Aszites,
nimmt die Natrium- und Wasserresorption im proximalen Tubulus -
vorwiegend durch Stimulation des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems
- von normalerweise ca. 60 % auf 70 - 80 % zu.
- Dadurch wird das Natrium- und Wasserangebot an die weiter distal
gelegenen Tubulusabschnitte reduziert und damit natürlich auch die
mögliche Wirkung aller dort angreifenden Diuretika gemindert, in
schweren Fällen sogar aufgehoben (Diuretikaresistenz).
- Bei Nierenkranken ist die Mehrausscheidung von Kochsalz und Wasser
nach Gabe einer bestimmten Dosis eines Diuretikums aufgrund der Abnahme
der Nierenfunktion entsprechend verringert.
Beispiele
Substanzen
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