Etacrynsäure
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
Anwendung
Bemerkungen
- Etacrynsäure hat die stärksten ototoxischen Nebenwirkungen aller auf dem
Markt befindlichen Schleifendiuretika und daher eigentlich nur indiziert,
wenn andere Schleifendiuretika aufgrund substanzspezifischer
Unverträglichkeiten kontraindiziert sind.
Pharmakologie
Wirkungsmechanismen
- Etacrynsäure reagiert mit SH-Gruppen und hemmt daher
Ionentransport-Enzyme (basolateraler K+-Cl--Cotransporter
und Cl--Kanäle), die funktionell wichtige SH-Gruppen besitzen.
Hierzu gehören auch membranständige ATPasen.
- So hemmt das Cystein-Konjugat den Na+-K+-2Cl--Cotransporter.
- Daher ist die Wirkung von Etacrynsäure auch gerade in Nephronabschnitten
nachzuweisen, in denen Na+ transportiert werden muss:
- Im proximalen Tubulus
- Im dicken aufsteigenden Schenkel der Henle-Schleife
- Im Beginn des distalen Konvolut.
- Auch im Falle der Etacrynsäure verbietet sich eine Kombination mit
ototoxisch wirkenden Antibiotika,
da schon die alleinige Therapie mit Etacrynsäure zu Hörstörungen führen
kann. Die Substanz wird aus diesem Grund kaum noch verwendet.
Chemie
Strukturformel
C13H12Cl2O4
IUPAC
- 2,3-Dichlor-4-(2-ethylacryloyl)phenoxyessigsäure
Eigenschaften
Schmelzpunkt |
123 - 124 °C |
pKS |
3,5 |
λmax |
(methanolische HCl) 270 nm
(NaOH) 227, 280 nm |
Sonstige Eigenschaften
Synthese
+
+
+
HCl
- Die noch fehlende Methylengruppe wird mit Formaldehyd
und Dimethylamin über eine Mannich-Reaktion
eingeführt. Die α,β-ungesättigte
Carbonylverbindung, die die fertige Etacrynsäure darstellt, erhält man
durch anschließendes Erhitzen im Vakuum:
+ +
+
H2O
+
Analytik
Identität
- Chromotropsäure-Reaktion
(violett)
- Die Substanz muss zuvor mit Lauge versetzt werden. Es kommt zur
Anlagerung von OH- an das außen liegende positivierte C-Atom
des α,β-ungesättigten Ketons.
- Von diesem Produkt lassen sich mehrere mesomere Grenzformen
formulieren, wobei sich die negative Ladung auch am α-C-Atom
zur Carbonylfunktion befinden kann.
- Dieses greift nun nukleophil ein positiviertes C-Atom eines weiteren
Moleküls Etacrynsäure an und kuppelt mit diesem.
- Das entstandene Dimer spaltet im Alkalischen Formaldehyd
ab und wird selbst zum Diketon.
- Jetzt kann die normale Chromotropsäure-Reaktion
angeschlossen werden.
- Konzentrierte Schwefelsäure (gelbgrün)
- Kaliumpermanganat-Probe im neutralen Milieu
- Nachweis organischer Säuren
- Froehdes Reagens (lindgrün)
- Iod-Azid-Reaktion
Gehalt
UV-Spektrum
- Absorptionsmaxima in NaOH (0,1 mol/l) bei 225 nm (E = 500) und 275 nm (E =
170).
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