Hypokalzämie

Synonym

  • Hypocalcämie, Hypocalciämie

Definition

  • Elektrolytstörung mit Absinken der freien Ca2+-Plasmakonzentration unter 2,0 mmol·l-1 (8,0 mg/dl).

Ursachen

  • Calciumarme Kost
  • Erhöhter Ca2+-Bedarf
  • Reduzierte Ca2+-Absorption
    • z.B. durch Malabsorption, bei Niereninsuffizienz, Mangel an Vitamin D3, PTH, Hypoparathyreoidismus, Pankreatitis
      • Bei Niereninsuffizienz kommt es infolge der Verringerung der glomerulären Filtration zu einem Anstieg der Phosphatkonzentration des Plasmas (Hyperphosphatämie). Auch im Darmlumen nimmt die Phosphatkonzentration zu, wodurch die Calciumresorption sinkt. Außerdem wird Calcitriol nur unzureichend gebildet und dadurch die Phosphatausscheidung und Ca2+-Resorption verringert.
      • Bei akuter Pankreatitis kommt es zur Bildung von Kalkseifen, in denen Calcium nicht resorbierbar gebunden vorliegt.
  • Gewebeverkalkung
    • z.B. bei Pankreatitis
  • Ca2+-Komplexbildung
    • z.B. bei citrathaltigen Infusionen
  • Ca2+-Proteinbindung
    • z.B. bei Alkalose und Hyperventilation
  • Als unerwünschte Arzneimittelwirkung bei z.B. Furosemid, Barbituraten, Phenytoin

Pathogenese

  • Der Grund für die unten genannten Symptome liegt in einer allgemein erhöhten Erregbarkeit von Körperzellen bei einer Hypokalzämie. Diese lässt sich aus der Funktion von Calcium im Rahmen der verschiedenen Membranpotentiale ableiten:
    • Normalerweise bindet Ca2+ an negativ geladene Gruppen auf der äußeren Zelloberfläche und erhöht so den Potentialunterschied zwischen negativ geladener innerer und positiv geladener äußerer Zellmembran zusätzlich.
    • Fehlen die Calciumionen, so ist das Ruhemembranpotential der Zelle demnach erhöht, also zu positiveren Werten und damit näher an die Reizschwelle hin verschoben.
    • Zur Auslösung eines Aktionspotentials reichen somit bereits kleinere elektrische Reize aus. 
      • Die für das Aktionspotential mitverantwortlichen spannungsabhängigen Na+-Kanäle öffnen aber nun nicht nur leichter, sondern auch länger, so dass die Dauer der einzelnen Aktionspotentiale ebenfalls verlängert wird.

Symptome

  • Es kommt zu einer allgemein gesteigerten Erregbarkeit des nervalen und muskulären Systems. Diese zeigt sich klinisch in:
    • Parästhesien
    • Tremor
    • Tetanie (etwa ab < 6 mg/dl)
    • Tonische Muskelkrämpfe (evtl. auch Angina pectoris)
    • Laryngospasmus (etwa ab < 4 mg/dl, kann durch Kontraktion der Luftwege lebensgefährlich sein und zum Ersticken führen)
  • Darüber hinaus kommt es zu:
    • EKG-Veränderungen
    • Hautveränderungen

EKG-Bild

  • EKG-Bild einer schweren Hypokalzämie mit verlängerter QT-Strecke.

Physiologische Folgen

  • Verminderte renale Phosphat-Ausscheidung
  • ...

 

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