Anämie
Synonym
Definition
- Verminderung der Erythrozytenzahl, der Hämoglobinkonzentration und/oder
des Hämatokrits unter die altersentsprechenden und geschlechtsspezifischen
Referenzwerte.
Bemerkungen
- Die betrachteten Parameter (Erythrozytenzahl, Hämoglobinkonzentration,
Hämatokrit)
verändern sich nicht immer gleichsinnig, daher ist bei Verdacht auf Vorliegen
einer Anämie die gleichzeitige Bestimmung aller Parameter indiziert.
- Die Verminderung eines dieser Parameter ist nur dann ein Zeichen für
eine Anämie, wenn das Blutvolumen normal ist, also nicht bei akuten
stärkeren Blutverlusten, Exsikkose und
Hydrämie.
- Neben den bereits beschriebenen Parametern, sollten auch Faktoren wie
Erythrozytenform und -größe bei der Diagnose berücksichtigt werden.
- Unter Umständen ist zur exakten Differentialdiagnose zusätzlich eine
Knochenmarkspunktion durchzuführen.
- Die Bezeichnungen hypochrom, normochrom und hyperchrom beziehen sich auf
den Hämoglobingehalt der einzelnen Erythrozyten. Dieser ist (in der gleichen
Reihenfolge) entweder verringert, normal oder erhöht.
Referenzwerte
- Die Normwerte der Hämoglobinkonzentration betragen ca. 120 - 140 g/l bei
Frauen und 140 - 160 g/l bei Männern.
- Von Anämie spricht man bei Werten unter 115 g/l bei Frauen bzw. 135 g/l
bei Männern.
- Posthämorrhagische Anämie
- Schwangerschaftsanämie
- Tumoranämie
- Infektanämie
- Mangelanämien
- Durch übermäßigen Blutverlust
- Akute Blutungsanämie
- Chronische Blutungsanämie
- Infolge verminderter oder ineffektiver Erythropoese
- Hypochrome mikrozytäre Anämien
- Eisenmangelanämie
- Anämie bei Eisentransportstörungen durch Atransferrinämie
- Anämie bei Eisenverwertungsstörungen (sideroachrestische Anämie)
- Anämie bei Eisenwiederverwertungsstörungen infolge chronischer
Krankheiten
- Normochrome normozytäre Anämien
- Hypoproliferative Anämie
- Anämie bei Nierenkrankheiten (nephrogene Anämie)
- Anämie bei Endokrinopathien (Myxödem) und Hypophysenunterfunktion
- Anämie bei Eiweißmangel (Eiweißmangelanämie)
- Hypoplastische oder aplastische Anämie
- Myelopathische Anämie (bei Erkrankungen des Knochenmarks)
- z.B. durch Bleivergiftung
- Megaloblastäre Anämien
- Infolge übermäßigen Erythrozytenabbaus (hämolytische Anämie)
- Hämolytische Anämien durch vorwiegend extraerythrozytäre Störungen
- Anämie infolge Hyperaktivität des Monozyten-Makrophagen-Systems
- Anämie infolge Hypersplenismus, Splenomegalie
- Immunhämolytische Anämie
- Immunologisch bedingte hämolytische Anämie
- Autoimmunhämolytische Anämie
- Durch Wärmeantikörper
- Durch Kälteantikörper
- Kälteagglutininkrankheit
- Paroxsysmale Kältehämoglobinurie
- Paroxsysmale nächtliche
Hämoglobinurie (durch Komplementaktivierung)
- Infolge mechanischer Schädigungen der Erythrozyten
- Traumatische hämolytische Anämie (mikroangiopathische hämolytische
Anämie)
- Hämolyse durch Infektionserreger
- Hämolytische Anämien durch vorwiegend intraerythrozytäre Defekte
- Anämien durch Veränderungen an der Erythrozytenmembran
- Angeborene Erythrozytenmembrandefekte
- Erythropoetische Porphyrie
- Hereditäre Sphärozytose
- Hereditäre Elliptozytose
- Erworbene Erythrozytenmembrandefekte
- Stomatozytose
- Anämie infolge Hypophosphatämie
- Anämien infolge Störungen des Erythrozytenstoffwechsels bei
angeborenen Erythrozytenenzymopathien
- Defekte der Glykolyse
- Defekte des Pentosephosphatzyklus
(Glukose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel)
- Anämien durch Hämoglobinsynthesestörungen (Hämoglobinopathien)
- Sichelzellenanämie
- Hämoglobin-C-Krankheit
- Hämoglobin-S-C-Krankheit
- Hämoglobin-E-Krankheit
- Thalassämien
- Hämoglobin-S-Beta-Thalassämie
Klinik
- Infolge der verminderten Sauerstofftransportkapazität des
Blutes kommt es vor
allem zu Störungen sauerstoffabhängiger Stoffwechsel- und Organfunktionen.
- Bei akuter Entwicklung sind Schocksymptome möglich, bei chronischer Anämie
oft langsam fortschreitender Verlauf mit zunehmendem Leistungsabfall,
Müdigkeit, Ruhe- und Belastungsdyspnoe,
Tachykardie, großer Pulsamplitude und funktionellen systolischen
Herzgeräuschen, selten auch Angina pectoris,
Claudicatio intermittens und Zeichen einer
Herzinsuffizienz.
Therapie
- Einer medikamentösen Therapie sind vor allem
Eisenmangelanämien sowie makrozytäre
und Anämien aufgrund eines Mangels an
Erythropoetin (renale
Anämien) zugänglich.
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