Eisenmangelanämie
Typ
Definition
- Häufigste Form einer Anämie, bei der v.a.
die Synthese von Häm und damit nachfolgend auch die von Hämoglobin
infolge eines Eisenmangels behindert ist.
Folgen
- Bei dieser Anämieform ist der Hämoglobingehalt der einzelnen Erythrozyten
relativ stärker verringert, als ihre Anzahl.
- Aufgrund einer zusätzlich gestörten Erythropoese sind die gebildeten Erythrozyten
deutlich kleiner als normal.
- Es handelt sich also um eine hypochrome mikrozytäre Anämie.
Ursachen
- Akute oder chronische Blutverluste
- Sowohl physiologische, z.B. Menstruation, als auch pathologische, am
häufigsten gastrointestinale Blutungen (z.B. bei Ulcus
duodeni, erosiver Gastritis, evtl.
auch bei der Therapie mit NSARs
und Antikoagulantien),
Zahnfleisch- und Nasenbluten kommen hier als Ursachen in Frage. Auch zu
häufiges Blutspenden kann als Auslöser in Frage kommen.
- Pro ml Blut
gehen etwa 0,5 mg Eisen verloren.
- Ungenügende Nahrungseisenzufuhr
- Sie tritt praktisch nur bei Vegetariern auf, da Fleisch und Fisch
eigentlich hinreichend Eisen enthalten.
- Erhöhter Eisenbedarf
- Ein erhöhter Eisenbedarf ist v.a. im Wachstum sowie während der
Schwangerschaft und Stillperiode gegeben.
- Eisenresorptionsstörungen
- Eisenresorptionsstörungen können bei Magenerkrankungen,
Malabsorptionssyndrom, Diarrhoe, nach
Magen- und Darmresektionen u.a. Erkrankungen auftreten.
- Eisenverteilungsstörungen
- Mögliche Ursachen sind chronische Infektionskrankheiten, Tumoren oder
rheumatoide Arthritis.
- Eisentransport- und Eisenverwertungsstörungen
- Seltene Formen, z.B. bei Defekt des Apotransferrins.
Klinik
- Neben allgemeinen Symptomen einer Anämie
und gegebenenfalls des Grundleidens können auftreten:
- Daneben treten Zeichen einer gestörten zellulären Funktion auf, z.B.
- Trockene und spröde Haut
- Brüchige Haare und Nägel (selten Koilonychie)
- Atrophie der Nasenschleimhaut
- Mundwinkelrhagaden
- Zungenbrennen
- Glossitis mit Papillenatrophie
- Schluckbeschwerden (selten Plummer-Vinson-Syndrom)
- Gastritis (atrophische)
- Vitiligo (leichte)
- Blutbild
- Aniso-, Poikilo- und Anulozytose
- MCH < 26 pg
- MCV < 70 fl
- Hb < 110 g/l
- Retikulozytenzahl normal oder gering erhöht
- Hämoglobin, Eisen und
Ferritin im Plasma
vermindert
- Transferrin (EBK) erhöht
- Im Knochenmark Zeichen einer gesteigerten Erythropoese (Normoblasten) und
Verminderung der Sideroblasten
Differentialdiagnose
- Thalassämie
- Sideroachrestische Anämie
Therapie
- Ausschaltung der Ursachen des Eisenmangels (der Grunderkrankung).
- Ausgleich des Eisendefizits durch (orale) Eisenpräparate.
- Eine Bluttransfusionen ist als therapeutische Maßnahme meist nicht
erforderlich.
Bemerkungen
- Ein Eisendefizit manifestiert sich klinisch normalerweise erst mit einer
gewissen Latenz nach dem Verbrauch des in Form von Hämosiderin und Ferritin
im Körper gespeicherten Eisens (ca. 20 - 25 % des Gesamteisens, etwa 800 -
900 mg), daher sind viele Patienten an diesen Zustand adaptiert und oft ohne
wesentliche Beschwerden.
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