Pneumocystis-Pneumonie (PcP)
Synonym
- Pneumocystis-carinii-Pneumonie [veraltet, falsch]
Erreger
Kurzanamnese
- Bekannte HIV-Infektion?
- Orale Candidiasis?
- Da auch Candida-Infektionen häufig bei immungeschwächten Patienten
auftreten, kann eine bestehende orale Candidiasis ein Hinweis auf das
mögliche Vorliegen einer Pneumocystis-Pneumonie darstellen.
- Stärkerer Gewichtsverlust in den Wochen zuvor?
- Vorherige PcP-Erkrankung?
- Trockener Reizhusten
- Subfebrile Temperatur
- Belastungsdyspnoe mit langsamer Progredienz
- Kaum Schmerzen
Bemerkungen
- Die Symptome unterscheiden sich eigentlich
deutlich von denen einer bakteriellen Pneumonie mit typischerweise
produktivem Husten, Fieber, geringerer Dyspnoe und häufig Schmerzen.
Dennoch wird oft zu spät eine richtige Diagnose gestellt und eine adäquate
Therapie eingeleitet.
- Klinisches Bild
- Röntgen-Thorax und, wenn möglich, HR-CT der Lunge
- Im Röntgenbild findet sich oft ein relativ charakteristisches Bild
mit schmetterlingsförmiger, sich beidseits von hilär ausbreitender,
interstitieller Zeichnungsvermehrung, bei der in den Frühstadien die
Mittel- und Unterfelder betont sind. Auch zystische Veränderungen sind
beschrieben.
- Die unscharfen, diffusen Veränderungen sind im HR-CT besser zu
sehen als im Röntgen-Thorax. Das CT erlaubt außerdem eine relativ
sichere Abgrenzung von anderen pulmonalen Infektionen.
- Blutgasanalyse
- Eine Blutgasanalyse ist sinnvoll, da fast immer bereits im
Frühstadium eine respiratorische Partialinsuffizienz besteht.
- Erregernachweis aus bronchoalveolärer Lavage
- Sputumproben helfen oft nicht weiter und sind aufgrund der Gefahr für
das durchführende Personal bei unbekannten Begleiterkrankungen des
Patienten (z.B. Tuberkulose) abzulehnen.
- Ermöglicht auch die Diagnose von Coinfektionen (z.B. CMV,
Pneumokokken)
- Laborparameter
- LDH
- Oft erhöht und zumindest bedingt als Verlaufsparameter geeignet.
- Ein hoher LDH-Wert ist als ungünstiges Zeichen hinsichtlich der
Schwere der PcP zu werten.
- S-Adenosylmethionin
- S-Adenosylmethionin wird vom Erreger benötigt, aber nicht
selbst hergestellt, so dass eine niedrige S-Adenosylmethionin-Konzentration
im Blut auf eine Infektion mit Pneumocysten hinweisen kann.
- Antikörpernachweis
Bemerkungen
- Bei unklarer oder negativer Diagnose aufgrund Röntgenbild oder CT, sollte
bei Vorliegen der beschriebenen Symptome,
niedrigen CD4-Zellen und fehlender PcP-Prophylaxe dennoch sofort mit der
medikamentösen Therapie begonnen werden.
Prognose
- Unbehandelt praktisch immer letal, mit Therapie - abhängig vom
Immunstatus des Erkrankten - ist die Prognose günstiger, bei weiterhin
hohem Mortalitätsrisiko.
- Oft wird eine maschinelle Beatmung erforderlich, die opportunistische
Superinfektionen der Lunge begünstigen und zu weiteren Schäden der Lunge
führen kann, so z.B. einer Neigung zu rezidivierenden Pneumothoraces.
Möglicherweise sind letztere durch konsequente Beatmung mit CPAP
reduzierbar.
Therapie
Medikamentöse Therapie
- Cotrimoxazol (Mittel der
1. Wahl)
- Die perorale Anwendung ist nur in leichten Fällen sinnvoll, wobei die
dort verwendeten Dosierungen von dreimal täglich 960 mg oft zu starken
gastrointestinalen Beschwerden führen. In schweren Fällen ist die
intravenöse Applikation indiziert.
- Pentamidin (Mittel der 2.
Wahl)
- Die intravenöse Anwendung von Pentamidin
stellt aufgrund der z.T. drastischen Nebenwirkungen der Substanz
lediglich die zweite Wahl bei der medikamentösen Therapie dar.
- Während der ersten fünf Tage werden 200 - 300 mg, ab dem sechsten
Tag 100 - 150 mg appliziert.
- Atovaquon
- Clindamycin + Primaquin
Bemerkungen
- Nur bei leichter PCP mit pO2 > 70 - 80 mmHg sollte
überhaupt ein ambulanter Therapieversuch unternommen werden. Eine
regelmäßige, relativ engmaschige Überwachung ist hierbei unbedingt
erforderlich, so dass bei einer Verschlechterung der Atemfunktion umgehend
eine stationäre Behandlung eingeleitet werden kann.
- In schwereren Fällen sollte die Behandlung immer stationär erfolgen.
- Eine Verschlechterung der PcP zu Therapiebeginn, die wahrscheinlich durch
das schaumige Zerplatzen der Pneumocysten in den Alveolen entsteht, kann
innerhalb der ersten 5 - 10 Tage der Therapie mit der Applikation von
Glukokortikoiden (z.B. 40 - 80 mg/d Prednison)
verringert werden. Dennoch ist eine klinische Verschlechterung während der
ersten Therapie-Woche ist nicht ungewöhnlich.
- Die Initialtherapie sollte frühestens nach einer Woche und erst nach
Ausschluss von Coinfektionen (z.B. mit CMV) überdacht werden.
- Die Therapie sollte insgesamt mindestens 21 Tage dauern.
Prophylaxe
Primärprophylaxe
- Eine Primärprophylaxe sollte bei einer CD4-Zellanzahl von < 200 µl-1
erwogen werden.
- Die Durchführung entspricht der der Sekundärprophylaxe.
Sekundärprophylaxe
- Mittel der Wahl ist Cotrimoxazol
(p.o.), wobei eine einschleichende Dosierung über 14 Tage allergische
Reaktionen deutlich verringert.
- Dapson (p.o.) und Pentamidin
(e.b.) sind hinsichtlich ihrer prophylaktischen Wirkung gegenüber Pneumocystis
jiroveci nahezu gleich effektiv, doch ist ihre Wirkung gegenüber
potentiellen bakteriellen und protozoischen Erregern anderer
opportunistischer Erkrankungen geringer.
- Bei ausreichender Erholung der CD4-Zellanzahl (über drei Monate > 200
pro µl) kann die PcP-Prophylaxe relativ gefahrlos abgesetzt werden.
Cave
- Da es sich bei der Pneumocystis-Pneumonie um eine interstitielle Pneumonie
handelt, ist eine relativ rasche Dekompensation der Dyspnoe möglich.
Dadurch kann der Patient beatmungspflichtig werden, so dass eine stationäre
Therapie indiziert ist.
Bemerkungen
- Die Pneumocystis-Pneumonie ist eine der häufigsten opportunistische
Erkrankungen im Rahmen einer HIV-Erkrankung.
- Sie fällt, bei positivem HIV-Test, in die Kategorie der
AIDS-definierenden Erkrankungen.
Geschichtliches
- Der veraltete Name Pneumocystis-carinii-Pneumonie beruhte auf der
fälschlichen Vermutung, dass die Erkrankung durch Pneumocystis
carinii ausgelöst würde.
- Als man diesen Fehler erkannte, musste auch die Krankheit umbenannt
werden, die im klinischen Alltag weit verbreitete Abkürzung "PcP"
behielt man bei, nur dass sie nun nicht mehr für "Pneumocystis-Carinii-Pneumonie",
sondern für "PneumoCystis-Pneumonie" steht...
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