Enzyminhibition

Synonym

  • Enzymhemmung

Definition

  • Bezeichnung für die Verminderung der Aktivität eines Enzyms aufgrund einer Interaktion des Enzyms mit einer anderen Substanz, dem sogenannten Enzyminhibitor.

Bemerkungen

Allgemeines

  • Pharmakologisch interessant ist vor allem die Inhibition von biotransformierenden Enzymen, da diese zu deutlichen Veränderungen in der Pharmakokinetik der applizierten Arzneistoffe führen kann.
  • Normalerweise führt eine Inhibition der metabolisierenden Enzyme zu einer verlängerten Halbwertszeit der Substanz im Körper und damit zu einer verlängerten Wirkung.
  • Während dies bei einmaliger Applikation eines Arzneistoffs noch positiv sein kann, entstehen bei der Mehrfachapplikation häufig Probleme, da bei Verwendung einer Dosis, die den verminderten Abbau nicht berücksichtigt, die Plasmakonzentration unkontrolliert ansteigen kann und dadurch toxische Effekte auftreten können.
  • Problematisch ist eine Enzyminhibition auch bei der Anwendung mehrerer Arzneistoffe. Wenn einer der applizierten Arzneistoff nicht nur seinen eigenen, sondern auch den Abbau eines anderen Arzneistoffs behindert, können schlecht zu kontrollierende Arzneimittelinteraktionen auftreten.
    • Generell wird eine Enzyminhibition daher also negativ gesehen, dennoch gibt es Beispiele, bei denen sie aktiv provoziert und ausgenutzt wird: So dient bei der Therapie mit  HIV-Protease-Inhibitoren als "Booster" eingesetztes Ritonavir nur dazu durch eine massive Enzyminhibition den Abbau des therapeutisch eingesetzten HIV-Protease-Inhibitors zu verzögern.
  • Generell lassen sich drei Typen der Enzymhemmung unterscheiden:
    • Nicht-kompetitive Enzyminhibition
    • Kompetitive Enzyminhibition
    • Irreversible Enzyminhibition durch Suizidhemmung

Nicht-kompetitive Enzyminhibition

  • Bei der nicht-kompetitiven Enzyminhibition kommt es durch die Bindung eines Enzyminhibitors außerhalb des aktiven Zentrums zu einer Konformationsänderung des Enzyms, die dessen normale Aktivität herabsetzt. Dies kann z.B. zu eine verminderte Affinität zum Substrat sein.
  • Bei Enzymen mit prosthetischer Gruppe kann die Hemmung auch durch Angriff an derselben erfolgen.
    • So ist z.B. eine nicht-kompetitive Hemmung der Enzyme des Cytochrom-P450-Systems durch Angriff am Eisenatom des als prosthetische Gruppe fungierenden Häms möglich. Diese Interaktion findet man z.B. bei Cimetidin, Kohlenstoffmonoxid und Metyrapon.

Kompetitive Enzyminhibition

  • Bei der kompetitiven Enzyminhibition bindet der Hemmstoff in der Substratbindungsstelle und blockiert sie so gegenüber anderen Substraten. Es handelt sich also prinzipiell um einen 
  • Damit diese Art der Enzyminhibition über den bloßen prinzipiellen Mechanismus des kompetitiven Antagonismus hinausgeht, muss der Enzyminhibitor mindestens entweder eine deutlich höhere Affinität zum Enzym oder aber eine deutlich höhere Bindungsdauer als ein "normales" bzw. das kompetitierende Substrat besitzen.
  • Die kompetitive Enzyminhibition ist die am häufigsten auftretende und somit bedeutsamste Form der Enzyminhibition.

Irreversible Enzyminhibition durch Suizidhemmung

  • Bei der irreversiblen Enzyminhibiton durch Suizidhemmung handelt es sich im Prinzip meist um eine kompetitive Hemmung, bei der durch die enzymatische Umwandlung der Ausgangssubstanz eine Verbindung entsteht, die irreversibel mit dem Enzym reagiert und so die Substratbindungsstelle dauerhaft besetzt hält, wodurch das Enzym ebenso dauerhaft inaktiviert wird.
  • Der ursprüngliche "Enzyminhibitor" ist also gar nicht der eigentliche Inhibitor, sondern sein Produkt.
    • Da Enzyme des Cytochrom-P450-Systems für die Oxidation von Substanzen verantwortlich sind, sind es hier also die entstehenden Oxidationsprodukte, die das Enzym "vergiften" können.
    • Ein Beispiel für eine Substanz, die zu einer Selbstmordhemmung von CYP3A4 führt ist Ethinylestradiol. Bei seiner Oxidation durch CYP3A4 entsteht intermediär ein Radikal, das irreversibel mit CYP3A4 reagieren kann. Ein weiteres Beispiel mit ähnlichem Mechanismus ist Chloramphenicol.
  • Es ist auch möglich, dass der neu gebildete, tatsächliche Enzyminhibitor als irreversibler nicht-kompetitiver Inhibitor agiert.
    • So können Alkylamine durch Cytochrom-P450-Enzyme zu Nitrosoverbindungen oxidiert werden, die dann anschließend mit dem reduzierten Eisen der Häm-Gruppe interagieren und dessen erneute Oxidation dauerhaft verhindern.

 

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