Ritonavir (RTV)
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
- Schwere Leberfunktionsstörungen
Relative Kontraindikationen
Sehr häufig
- Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
Häufig
- Blähungen, Aufstoßen, Mundtrockenheit, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe
- Asthenie, Geschmacksstörungen, Dyspepsie,
Anorexie
- Allergische Reaktionen, Exantheme,
Pruritus
- Parästhesien (perioral und peripher)
- Schwindel, Hyperästhesie, Schläfrigkeit, Schlaflosigkeit
- Angstzustände
- Bronchospasmus
- Mundgeschwüre, Myalgie, Schwitzen
- Quincke-Ödem, Fieber, Schmerzen, Gewichtsverlust
- Erhöhte Blutungsneigung bei Hämophilen
- Anstieg folgender Laborparameter im Blut: GGT, CPK, Triglyceride, SGPT,
SGOT, Amylase, Harnsäure, eosinophile Granulozyten
- Absenkung folgender Laborparameter im Blut: Kalium, freies und gesamtes
Thyroxin, Leukozyten, Hämoglobin, neutrophile Granulozyten
Gelegentlich
Selten
Sehr selten
Einzelfälle
Anwendung
Tagesdosis |
1200 mg |
Einzeldosis |
600 mg |
Anwendungshinweise
- Zweimal täglich zu den Mahlzeiten.
- Therapie einschleichend beginnen!
Bemerkungen
- Verschreibungspflichtig
- Ritonavir und Ritonavir-haltige Arzneimittel müssen bei +2 bis +8 °C
gelagert werden.
- Problematisch in der Langzeittherapie können die nephrotoxischen Effekte
werden.
Pharmakologie
Typ
Bemerkungen
- Ritonavir ist ein ausgesprochen starker Inhibitor des (hepatischen)
Cytochroms CYP3A4. Es
hemmt darüber hinaus auch CYP2D6,
CYP2E1 sowie intestinales P-Glykoprotein
(p-gp), was die Resorption
der Substanz selbst sowie andere Substrate von P-Glykoprotein
(z.B. andere
HIV-Protease-Inhibitoren) verbessert.
- Die Cytochrome CYP1A1,
CYP1A4, CYP1A2
und CYP2C9 sowie GST (Glutathion-S-Transferase)
und UGT (UDP-Glucuronosyl-Transferase) werden hingegen aktiviert.
- Aus diesen Effekten ergeben sich zahlreiche, zum Teil komplexe und in
ihrer individuellen Ausprägung sehr variable Interaktionsmöglichkeiten mit
anderen Arzneistoffen, die vor Therapiebeginn abgeklärt werden sollten.
- Während Ritonavir für eine Vielzahl von Arzneistoffen die AUC
vergrößert (z.B. die von Clarithromycin um ca. 33 %, die von Rifabutin
sogar um ein Vielfaches), erniedrigt es die AUC von z.B. Zidovudin
um etwa 25 % und die von Theophyllin
und Ethinylestradiol um etwa 45
%.
- Die Veränderungen in der Kinetik des Sexualhormons sind von
besonderer Bedeutung, da es in oralen Kontrazeptiva enthalten ist,
deren Wirksamkeit somit beeinträchtigt werden kann.
- Aufgrund seiner starken Hemmwirkung auf CYP3A4,
über das auch viele andere HIV-Protease-Inhibitoren
abgebaut werden, wird Ritonavir für diese als sogenannter Booster
verwendet.
- Selbst nur in niedriger Konzentration eingesetzt, hemmt es den Abbau
der anderen Substanzen und verlängert so den Zeitraum, in dem die
Konzentration der anderen Substanz im therapeutischen Bereich liegt. Die
Anwendungshäufigkeit der anderen Substanzen kann somit ebenso wie deren
Gesamtdosis gesenkt werden.
Chemie
Strukturformel
C37H48N6O5S2
IUPAC
- Thiazol-5-ylmethyl{(αS)-α-[(1S,3S)-1-hydroxy-3-((2S)-2-{3-[(2-isopropylthiazol-4-yl)methyl]-3-methylureido}-3-methylbutyramido)-4-phenylbutyl]phenethyl}carbamat
Eigenschaften
Sonstige Eigenschaften
- Praktisch unlöslich in Wasser.
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