Ritonavir (RTV)

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

Kontraindikationen

Absolute Kontraindikationen

  • Schwere Leberfunktionsstörungen

Relative Kontraindikationen

Arzneimittelinteraktionen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Sehr häufig

  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen

Häufig

Gelegentlich

Selten

Sehr selten

  • Nierensteine

Einzelfälle

  • Nierenversagen

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis 1200 mg
Einzeldosis 600 mg

Anwendungshinweise

  • Zweimal täglich zu den Mahlzeiten.
  • Therapie einschleichend beginnen!

Patientenhinweise

Bemerkungen

  • Verschreibungspflichtig
  • Ritonavir und Ritonavir-haltige Arzneimittel müssen bei +2 bis +8 °C gelagert werden.
  • Problematisch in der Langzeittherapie können die nephrotoxischen Effekte werden.

Handelsnamen

  • Norvir

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkdauer

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) 60 - 70 %
Clearance (CLtot) 150 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 3 - 5 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) > 0,95
Plasmaproteinbindung (PB) 98 - 99 %
Verteilungsvolumen (Vapp) 0,4 L/kg

Metabolisierung

Bemerkungen

  • Ritonavir ist ein ausgesprochen starker Inhibitor des (hepatischen) Cytochroms CYP3A4. Es hemmt darüber hinaus auch CYP2D6, CYP2E1 sowie intestinales P-Glykoprotein (p-gp), was die Resorption der Substanz selbst sowie andere Substrate von P-Glykoprotein (z.B. andere HIV-Protease-Inhibitoren) verbessert.
  • Die Cytochrome CYP1A1, CYP1A4, CYP1A2 und CYP2C9 sowie GST (Glutathion-S-Transferase) und UGT (UDP-Glucuronosyl-Transferase) werden hingegen aktiviert.
  • Aus diesen Effekten ergeben sich zahlreiche, zum Teil komplexe und in ihrer individuellen Ausprägung sehr variable Interaktionsmöglichkeiten mit anderen Arzneistoffen, die vor Therapiebeginn abgeklärt werden sollten.
    • Während Ritonavir für eine Vielzahl von Arzneistoffen die AUC vergrößert (z.B. die von Clarithromycin um ca. 33 %, die von Rifabutin sogar um ein Vielfaches), erniedrigt es die AUC von z.B. Zidovudin um etwa 25 % und die von Theophyllin und Ethinylestradiol um etwa 45  %.
      • Die Veränderungen in der Kinetik des Sexualhormons sind von besonderer Bedeutung, da es in oralen Kontrazeptiva enthalten ist, deren Wirksamkeit somit beeinträchtigt werden kann.
  • Aufgrund seiner starken Hemmwirkung auf CYP3A4, über das auch viele andere HIV-Protease-Inhibitoren abgebaut werden, wird Ritonavir für diese als sogenannter Booster verwendet.
    • Selbst nur in niedriger Konzentration eingesetzt, hemmt es den Abbau der anderen Substanzen und verlängert so den Zeitraum, in dem die Konzentration der anderen Substanz im therapeutischen Bereich liegt. Die Anwendungshäufigkeit der anderen Substanzen kann somit ebenso wie deren Gesamtdosis gesenkt werden.

Toxikologie

Pregnancy category B

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C37H48N6O5S2

Molekülmasse

  • 720,946

IUPAC

  • Thiazol-5-ylmethyl{(αS)-α-[(1S,3S)-1-hydroxy-3-((2S)-2-{3-[(2-isopropylthiazol-4-yl)methyl]-3-methylureido}-3-methylbutyramido)-4-phenylbutyl]phenethyl}carbamat

CAS-Nummer

  • 155213-67-5

Eigenschaften

Schmelzpunkt  
log P 3,9
pKS  

Sonstige Eigenschaften

  • Praktisch unlöslich in Wasser.
 

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