Gerbstoffe
Übersicht
Medizin
Typ
Verwendung
Pharmakologie
- Die Wechselwirkungen von Gerbstoffen mit
Proteinen in der Nähe von Sinneszellen
können zu sensorischen Phänomenen führen.
- Beim Auftragen gerbstoffhaltiger Lösungen auf die Mundschleimhaut ergibt
sich ein typisches "stumpfes", adstringierendes Gefühl. Diese
Geschmacksempfindung wird durch die Ausfällung von Glykoproteinen des
Speichels ausgelöst.
- Bei systemischer Anwendung sind sie relativ toxisch. Sie schädigen vor
allem die Leber, wenn sie
in größerer Menge resorbiert werden.
Chemie
Biochemie
- Trotz der unterschiedlichen Primärstrukturen der Gallotannine,
Ellagitannine und Proanthocyanidine, weisen sie eine relativ gleiche
Raumstruktur auf.
- So sind bei allen um einen relativ kompakten Molekülkern Arylreste mit
freien phenolischen Hydroxylgruppen angeordnet, welche den Gerbstoffen ihre
Fähigkeit zur vielzähnigen Wechselwirkung mit anderen Molekülen, im Organismus
v.a. mit Proteinen, gibt.
- Proteine können an den zahlreichen
OH-Gruppen durch
Wasserstoffbrücken, kovalente oder hydrophobe Wechselwirkungen gebunden
werden. Die entstehenden Protein-Gerbstoff-Assoziate sind nach außen relativ
hydrophob. Sie weisen daher eine geringere Löslichkeit bzw. Quellbarkeit als
die reinen Proteine auf.
- Die Assoziation von Gerbstoffen mit löslichen
Proteinen führt zu nicht
kovalenten Bindungen.
- Häufig sind diese Wechselwirkungen spezifisch: Die Eigenschaften der
gebildeten Komplexe hängen sowohl vom beteiligten
Protein, als auch vom Gerbstoff ab. Oft
sind die Komplexe schwer wasserlöslich.
Biologie
Definition
- Wasserlösliche phenolische Verbindungen mit Molekülmassen von über 500 Da,
die mit Proteinen wasserunlösliche
Fällungen ergeben.
Untertypen
- Man unterscheidet drei größere Gruppen von Gerbstoffen:
- Hydrolysierbare Gerbstoffe
- Hydrolysierbare Gerbstoffe werden durch verdünnte Säuren vollständig
in kleinere Moleküle gespalten.
- Zu dieser Gruppe zählen:
- Kondensierte Gerbstoffe
- Bei der Behandlung mit Säuren kommt es bei dieser Gruppe zu einer
Polymerisation zu höhermolekularen Verbindungen. Kleinere Moleküle
(Anthocyanidine) entstehen nur zu einem geringen Teil.
- Gerbstoffe dieses Typs werden als
Proanthocyanidine
bezeichnet.
- Komplexe Gerbstoffe
- Enthalten Strukturelemente sowohl der hydrolysierbaren, als auch der
kondensierten Gerbstoffe.
Bemerkungen
- Gerbstoffe werden von vielen Pflanzen wahrscheinlich als Abwehr gegen
Fraßfeinde synthetisiert.
- Der Name der Gerbstoffe leitet sich daraus ab, dass sie früher in großem
Umfang zum Gerben tierischer Häute eingesetzt wurden, also um Leder zu
erzeugen.
- Dabei machte man sich die Tatsache zu Nutze, dass die Gerbstoffe mit den
wasserunlöslichen aber quellbaren Proteinen
in den Häuten reagieren.
- Durch Oxidation der Gerbstoffe und anschließende Reaktion der gebildeten
ortho- oder para-Chinone mit Sulfhydryl- oder Aminogruppen des
Endes der Proteinkette bzw. deren Seitenketten werden
kovalente Bindungen
gebildet.
- Die an die Oberfläche gebundenen Gerbstoffe vermindern die Quellbarkeit
der Proteine und sorgen dafür, dass die
Proteinfasern beim Trocknen weitgehend getrennt bleiben und nicht miteinander
verkleben. Es entsteht die typische lederartige Oberfläche.
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