Naltrexon

Synonym

  • Naltrexonum [lat.]

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Unterstützung einer Entzugstherapie (Alkohol- oder Opioide)

Kontraindikationen

  • Therapie mit Opioid-Analgetika
  • Akute Hepatitis, schwere Leberschäden
  • Kürzer als 7 Tage zurückliegender Beginn der Opioidentzugstherapie

Arzneimittelinteraktionen

  • Opioid-Analgetika (z.B. Morphin), opioide Antitussiva (z.B. Codein), opioide Antidiarrhoika (z.B. Loperamid)
    • Verminderte bis aufgehobene Wirkung der Opioid-Agonisten, die nicht durch Dosisanpassung ausgeglichen werden darf.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Sehr häufig

  • Schlafstörungen, Angstzustände, gesteigerte Erregbarkeit
  • Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe
  • Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen

Ohne Angabe der Häufigkeit

  • Akutes Entzugssyndrom
    • Naltrexon sollte daher nicht in den ersten 7 Tagen nach Beginn eines Opioidentzugs eingesetzt werden, da ansonsten die Gefahr eines akuten Enzzugssyndroms besteht. In späteren Phasen besteht diese Gefahr nicht mehr.
  • Leberschäden
    • Wahrscheinlich erst bei Überdosierungen auftretend.

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis 50 mg
Einzeldosis 50 mg

Dosierungshinweise

  • Um die Gefahr eines akuten Entzugssyndroms zu verringern wird empfohlen (neben der Wartezeit von 7 Tagen nach Beginn der Entzugstherapie) mit einer 25 mg Dosis zu beginnen und den Patienten min. 1 h auf Entzugssymptome zu beobachten.
  • Alternativ zur einmal täglichen Gabe von 50 mg können auch 100 mg alle zwei Tage oder 150 mg alle drei Tage appliziert werden. 

Bemerkungen

  • Naltrexon wird nicht notfallmedizinisch zur Therapie einer Opioidintoxikation eingesetzt. Hier ist Naloxon das Mittel der Wahl.

Handelsnamen

  • Adepend, Naltrexon [...], Nemexin

Pharmakologie

Typ

Pharmakologie

Wirkeintritt < 45 min
Wirkhalbwertszeit 72 - 108 h

Wirkmechanismus

  • Naltrexon und sein aktiver Metabolit 6β-Naltrexol wirken als kompetitive Antagonisten an Opioid-Rezeptoren vor allem der Subtypen μ und κ. Die Affinität zum δ-Rezeptor ist schwächer ausgeprägt.
  • Durch den Antagonismus wird der Effekt von Opioid-Rezeptor-Agonisten dosisabhängig abgeschwächt bis weitgehend aufgehoben.
    • Die Wirkdauer ist länger, als aufgrund der Halbwertszeit anzunehmen. Bei der Einnahme von 50 mg sind (nach vorherigem Steady-State) nach 48 h noch immer ca. 70 - 80 % der Opioid-Rezeptoren blockiert. 
      • 50 mg Naltrexon unterdrücken den Effekt von 25 mg Diamorphin für ca. 24 h; eine Dosis von 150 mg zeigt den identischen Effekt für ca. 72 h. 
  • Die Wirksamkeit bei der Therapie des Alkoholabusus wird darauf zurückgeführt, dass Ethanol die Ausschüttung des Endorphins Tetrahydropapaverolin fördert, das ohne die Blockade durch Naltrexon sonst Opioid-Rezeptoren stimulieren würde.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) 10 - 15 %
(andere Quelle) 5 - 40 %
Clearance (CLtot) 3500 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 3 - 4 h
(aktiver Metabolit) 9 - 15 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 1,0
Plasmaproteinbindung (PB) 21 %
tmax ca. 45 min
(aktiver Metabolit) ca. 60 min
Verteilungsvolumen (Vapp) 19 L/kg

Resorption

  • Naltrexon wird nach peroraler Applikation rasch und nahezu vollsätndig aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert. 
  • Aufgrund eines ausgeprägten First-Pass-Effekts werden bis zu 95 % der resorbierten Substanz noch vor erreichen des systemischen Blutkreislaufs abgebaut, wobei vor allem der ebenfalls pharmakologisch aktive Metabolit 6β-Naltrexol entsteht.

Metabolisierung

  • Naltrexon wird in der Leber durch die Dihydrodioldehydrogenase in den ebenfalls aktiven Metaboliten 6β-Naltrexol überführt.
  • Weitere beim Abbau entstehende Metaboliten sind 2-Hydroxy-3-methoxy-6β-naltrexol und 2-Hydroxy-3-methoxynaltrexon.
  • Vor der Ausscheidung erfolgt noch eine Konjugation mit Glucuronsäure.

Exkretion

  • Naltrexon wird überwiegend renal ausgeschieden. 
    • Innerhalb von 48 h nach Einnahme finden sich etwa 60 % der applizierten Dosis im Urin, davon ca. 76 % als 6β-Naltrexol, ca. 16 % als 2-Hydroxy-3-methoxy-6β-naltrexol und ca. 8 % 2-Hydroxy-3-methoxynaltrexon, alle weit überwiegend als Glucuronide.

Toxikologie

LD50 (Ratte, p.o.) ca. 1310 mg/kg
(Maus, s.c.) 551 mg/kg
Pregnancy category  

Geschichtliches

  • Von der FDA wurde Naltrexon ursprünglich (1984) zur Unterstützung einer Entzugstherapie bei Opioidabhängigen zugelassen. Inzwischen wird die Substanz jedoch vor allem in der Entzugstherapie von Alkoholabhängigen eingesetzt.
  • Naltrexon wurde am 17.04.1990 in Deutschland zugelassen und am 02.07.1990 von Du Pont de Nemours unter dem Handelsnamen Nemexin® eingeführt.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C20H23NO4

Molekülmasse

  • 341,401

IUPAC

  • (5R,9R,13S,14S)-17-Cyclopropylmethyl-3,14-dihydroxy-4,5-epoxymorphinan-6-on
  • (-)-N-(Cyclopropylmethyl)-4,5α-epoxy-3,14-dihydroxy-6-morphinanon

CAS-Nummer

  • 16590-41-3
  • 16676-29-2 (HCl)

Eigenschaften

Schmelzpunkt 169 - 170 °C
(HCl) 274 - 276 °C
Löslichkeit 2,038 mg/mL
(andere Quelle, 25 °C) 1,63 mg/mL
(HCl) ca. 50 g/L
log P 0,7
pKS

(Stickstoff) 8,58
(Phenol) 9,48


Sicherheit

GHS-Kennzeichnung

H- und P-Sätze

H-Sätze 302
P-Sätze  

Gefahrstoffklasse

Xn

R- und S-Sätze

R-Sätze 22
S-Sätze 22-36
 

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