Bioabbaubare Polymere
Synonyme
Übersicht
 
Chemie
Definition
Strukturmerkmale
  - Bioabbaubar sind allgemein Polymere, die in ihrer Polymerkette folgende
    Strukturen aufweisen (in alphabetischer Reihenfolge):
    
  
 
 
Abbau
Allgemeines
  - Das Abbauverhalten bioabbaubarer Polymere wird im allgemeinen durch
    folgende Faktoren bestimmt:
    
      - Chemische Struktur und Zusammensetzung
 
      - Verteilung der Wiederholungseinheiten der verschiedenen Monomere in
        Multimeren
 
      - Molekulargewicht
 
      - Polydispersität
 
      - Vorhandensein von eingeschlossenen Verbindungen niedrigeren
        Molekulargewichts (Monomere, Oligomere, Lösemittelreste, Weichmacher,
        ...)
 
      - Ionische Gruppen
 
      - Kettendefekte
 
      - Anteil "unerwarteter" Einheiten
 
      - Konfiguration
 
      - Morphologie (Kristallinität, Mikrostrukturen, Ausrichtung, Spannungen
        im Molekül)
 
      - Prozessbedingungen und -methoden
 
      - Bedingungen bei der Sterilisation
 
      - Aushärtung
 
      - Lagerungsbedingungen
 
      - Ort der Implantation
 
      - Absorbierte Verbindungen
 
      - Größe und Form
 
      - Mechanismus des Abbaus (enzymatisch vs. hydrolytisch)
 
     
   
  - Im Allgemeinen wird ein Abbau des Polymers durch folgende Faktoren
    gefördert:
    
      - Hydophileres Rückgrat
 
      - Hydrophilere Endgruppen
 
      - Reaktivere hydrolytische Gruppen im Rückgrat
 
      - Geringere Kristallinität
 
      - Höhere Porosität
 
     
   
 
Stadien des Abbaus
  - Der Abbau lässt sich in vier Phasen aufteilen:
    
      - Aufnahme von Wasser
 
      - Reduktion der mechanischen Festigkeit des Polymerbauteils
 
      - Abnahme der relativen Molekülmasse der Polymermoleküle durch Zerfall
        in kleinere Untereinheiten
 
      - Gewichtsverlust des gesamten Polymerbauteils
 
     
   
 
Abbau-Schemata
  - Oberflächenerosion ist typisch
    für Polyorthoester und Polyanhydride.
  
 - Hier wird die Probe von ihrer Oberfläche her Stück für Stück
    abgetragen.
  
 - Die Abbaugeschwindigkeit des Polymers muss somit größer sein, als die
    Geschwindigkeit, mit der das für die Hydrolyse erforderliche Wasser
    in die Probe vordringt.
 
 
  - Bulk-Abbau tritt auf bei z.B. PGA,
    PLA, PLGA
    und PCL.
  
 - Die Geschwindigkeit, mit der Wasser
    in die Probe eindringt ist größer, als die Auflösungsgeschwindigkeit des
    Polymers.
  
 - Hier findet der Abbau der Polymere praktisch über die gesamte Probe
    verteilt zur gleichen Zeit und in gleichem Ausmaß statt.
  
 
Analytik
Methoden zur Überwachung des Polymerabbaus
  - Morphologische Veränderungen (Anschwellen, Verformung, Blasenbildung,
    Auflösungserscheinungen)
  
 - Gewichtsverlust
  
 - Änderungen des thermisches Verhaltens
    
      - Differential Scanning Calorimetry (DSC)
 
     
   - Veränderungen des Molekulargewichts
    
  
 - Veränderungen der physiko-chemischen Eigenschaften
    
  
 
 
 
Technologie
Definition
  - Als bioabbaubare Polymere bezeichnet man in der pharmazeutischen
    Technologie alle Arten von Polymeren, die im Körper in lösliche Oligomere
    und/oder Monomere umgewandelt und so schließlich in Form ihrer
    Abbauprodukte eliminiert werden können.
 
 
Anwendung
  - Anwendung finden bioabbaubare Polymere in der pharmazeutischen Technologie
    und Medizintechnik z.B. als:
    
      - Resorbierbares chirurgisches Nahtmaterial
 
      - Material für resorbierbare (arzneistoffhaltige) Implantate
 
      - Matrixmaterial für Mikrosphären
        bzw. Wandmaterial für Mikrokapseln.
 
     
   
 
Anforderungen
  - Biokompatibel
    
      - Bioabbaubare Polymere dürfen weder in polymerer, noch in monomerer
        Form mit dem Organismus unverträglich sein. Dies beinhaltet u.a., dass
        sie ein nur äußerst geringes allergenes Potential aufweisen dürfen.
 
     
   
  - Untoxisch
    
      - Da die Toxizität hochmolekularer Polymere meist ohnehin problemlos
        ist, gilt dieser Punkt vor allem den Monomeren. Während bei vielen
        "klassischen" Polymeren die Monomere relativ toxische
        Verbindungen darstellen, bestehen bioabbaubare Polymere aus Monomeren,
        die keine toxischen Eigenschaften aufweisen. Z.T. kommen sie bereits
        natürlich im körpereigenen Stoffwechsel vor.
 
     
   
  - Lagerstabil
    
      - Bioabbaubare Polymere dürfen sich nicht bereits während ihrer
        Lagerung zersetzen.
 
     
   
  - Thermoplastisch verformbar
    
      - Besonders für größere Implantate ist eine thermoplastische
        Verformbarkeit bereits bei Körpertemperatur zu wünschen, da so
        mechanische Schädigungen des umliegenden Gewebes vermindert werden
        können.
 
     
   
  - Gut löslich in organischen Lösemitteln
    
      - Dieser Punkt gilt primär für die Herstellung von Mikrokapseln
        und Mikrosphären,
        da so relativ einfache Herstellungsverfahren wie die
        Lösungsmittelabdunstung eingesetzt werden können.
 
     
   
 
Abbau
  - Für den endgültigen Abbau der Polymere sind meist proteolytische Enzyme
    des Körpers verantwortlich, die das Polymer in die Monomere zerlegen.
 
  - Die Geschwindigkeit des Abbaus ist abhängig von Materialeigenschaften
    wie:
    
      - Stabilität der Bindungen zwischen den Monomeren
 
      - Polymerisationsgrad
 
      - Lipophilie
 
      - Kristallinität
 
      - Glasübergangstemperatur
 
     
   
  - Bei allen eben genannten Parametern sinkt die Abbaugeschwindigkeit bei
    einer Erhöhung des Parameters.
 
 
 
Beispiele
Substanzen
Natürliche, bioabbaubare Polymere
Synthetische, bioabbaubare Polymere
Substanzgruppen
  - Polyorthoester
 
  - Polydioxanon
 
  - Polyanhydride
 
  - Polytrimethylencarbonat
 
  - Polyphosphazene
 
 
Substanzen
 
 |