Bestimmung von Wasser nach Karl Fischer
Synonym
Definition
- Titrationsverfahren zum quantitativen Nachweis geringer Mengen an Wasser
in Substanzgemischen.
Reaktion
H2O + I2 + 3
+ SO2 + CH3OH
CH3SO4- + 3
+ 2 I-
Endpunktsbestimmung
Bemerkungen
- Nach jeder Zugabe von Karl-Fischer-Reagenz (Iod, Pyridin, Schwefeldioxid)
sollte ca. 30 s gewartet werden, da es sich um eine Reaktion höherer
Ordnung handelt und sich alle benötigten Stoffe sich erst einmal
"treffen" müssen...
- Die Titration muss unter Ausschluss von Luftfeuchtigkeit erfolgen.
- Statt Pyridin werden heute
meist andere Basen wie Imidazol
oder Diethanolamin
eingesetzt, die weniger toxisch sind.
- Der Titration liegt die folgende von R.W. Bunsen beschriebene Reaktion zu
Grunde:
I2 + SO2 + 2 H2O
2 HI + H2SO4
- Karl Fischer erkannte, dass sich diese Reaktion in einem
nicht-wässrigen System mit einem Überschuss an Schwefeldioxid zur
Bestimmung des Wassergehaltes eignet. Er veröffentlichte sie 1935.
- Als Lösemittel - das allerdings wie sich später zeigte auch an der
Reaktion teilhat - verwendete er Methanol, als Base - um die entstehenden
Säuren abzufangen - Pyridin.
Reaktionen der originalen Methode nach Karl Fischer
- In methanolischer Lösung erfolgt die Umsetzung zwischen Iod und Wasser
im Verhältnis 1:1 gemäß folgender Teilreaktionen, die sich wie oben
angegeben zusammenfassen lassen:
H2O + I2 + 3
+ SO2
2
+ 2 I- + SO3
SO3
+ CH3OH
CH3SO4-
- In alkoholfreier Lösung erfolgt die Umsetzung hingegen im Verhältnis
1:2, gemäß folgender Reaktionsschritte:
H2O + I2 + 3
+ SO2
2
+ 2 I- + SO3
SO3
+ H2O
HSO4-
-
Da Pyridin letztlich nur zum Abfangen der entstehenden Protonen nötig
ist, lässt es sich durch andere Basen ersetzen.
-
Die Reaktionsgeschwindigkeit ist pH-abhängig und steigt mit zunehmendem
pH-Wert an. Als optimal wird ein pH-Wert zwischen 5,5 und 8
betrachtet.
- Bei höheren pH-Werten ist die Reaktionsgeschwindigkeit zwar im
Prinzip noch höher, allerdings kommt es durch Nebenreaktionen zwischen
Iod und Hydroxid- bzw. Methylationen zu Nebenreaktionen, die dazu
führen, dass der Endpunkt nicht mehr sauber bestimmt werden kann. Der
Endpunkt wird zu spät angezeigt, es wird mehr Iod verwendet und der
Wasserverbrauch wird zu hoch angegeben.
- Grund für die pH-Abhängigkeit ist wahrscheinlich, dass nicht
Schwefeldioxid selbst, sondern das aus Schwefeldioxid und Methanol
entstehende Methylsulfition für die Oxidation des Iods sorgt. Die Bildung
des Methylsulfitions erfolgt bei höheren pH-Werten schneller, da die
gebildeten Protonen schneller abgefangen werden.
2 CH3OH + SO2
CH3OH2+ + CH3OSO2-
Reaktionen der modifizierten Versionen
- E. Scholz entwickelte 1984 ein pyridinfreies Verfahren, bei dem Imidazol
als Base eingesetzt wurde. Auch konnte er zeigen, dass Methanol durch andere
Alkohole (z.B. Ethanol, Isopropanol, Methoxyethanol) ersetzt werden kann.
- Beide Abwandlungen verbessern die originale Methode deutlich.
- Der Einsatz von Imidazol ermöglicht eine schnellere und genauere
Titration, da Imidazol in einem günstigeren pH-Bereich puffert als
Pyridin.
- Der Einsatz anderer Alkohole ermöglichte einer höhere
Titerstabilität des Reagenzes.
- Aufgrund der neuen Erkenntnisse formulierte er die Reaktionsgleichung zu:
ROH + SO2 + RN
(RNH)·SO3R
(RNH)·SO3R
+ I2 + 2 RN + H2O (RNH)·SO4R
+ 2 (RNH)I
- Neuere Untersuchungen legen den Schluss nahe, dass nicht I2 das
tatsächliche als Oxidationsmittel agierende Agens ist, sondern dass I2
in polaren Lösemitteln (RN) teilweise zu I- und RNI+
disproportioniert und schließlich RNI+ als Oxidationsmittel
wirkt.
Ablauf
- Das verwendete Lösemittel,
z.B. Methanol, muss wasserfrei
sein. Es wird daher vor Beginn der eigentlichen
Titration mit Karl-Fischer-Reagenz (KFR) titriert.
Dies wird als Konditionierung bezeichnet.
- Nach der Konditionierung wird nun der Wirkwert des Karl-Fischer-Reagenz
bestimmt. Dazu wird eine definierte Menge Natriumtartrat-Dihydrat
(Wassergehalt: 15,66 %) eingesetzt, die nun mit KFR titriert wird.
- Der Wirkwert sollte im Bereich um 5 mg/ml KFR liegen.
- Nach der Bestimmung des Wirkwertes kann der Wassergehalt der eigentlichen
Proben bestimmt werden. Bei diesen Messungen sollte die Probenmenge so angepasst
werden, dass der Verbrauch an KFR ungefähr dem bei der Bestimmung des
Wirkwertes verwendeten entspricht.
Hinweise
- Da die Reaktionsgeschwindigkeit pH-abhängig ist, sollte der pH-Wert der
Probe zwischen 4 und 8 liegen. Zu saure oder zu basische Proben sollten
durch Zugabe von Imidazol (bei sauren) oder Salicylsäure (bei basischen
Proben) auf diesen pH-Bereich eingestellt werden.
- Soll der Wassergehalt einer Flüssigkeit gemessen werden, so reicht
bereits ein Methanolanteil von ca. 20 % in der Gesamtprobe aus, um die
Reaktion im Verhältnis 1:1 ablaufen zu lassen. Methanol sollte hier nur in
geringer Menge vorhanden sein.
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