HLB-Wert

Definition

  • Mathematisch bzw. experimentell ermittelter Zahlenwert, der zur Kennzeichnung und Klassifizierung der amphiphilen Eigenschaften von Tensiden dient.

Bemerkungen

  • Das von Griffin zunächst für die Belange der kosmetischen Industrie entwickelte HLB-System deckte zunächst nur nichtionogene Tenside ab.
  • Inzwischen findet das System breite Anwendung in allen Bereichen, in denen Grenzflächenaktivitäten eine Rolle spielen, so z.B. auch in der Pharmazeutischen Technologie oder der Nahrungsmittelindustrie.
  • HLB steht dabei als Abkürzung für "Hydrophilic Lipophilic Balance".
  • Die dimensionslosen Werte wurden zunächst aus dem stöchiometrischen Verhältnis der lipophilen zu den hydrophilen Anteile des Tensids abgeleitet bzw. empirisch ermittelt.
  • Überwiegend lipophile Substanzen erhalten kleinere HLB-Werte, überwiegend hydrophile höhere HLB-Werte.
  • Die Skala wurde von Griffin auf einen Bereich von 0 bis 20 festgelegt, eine Substanz mit einem ausgeglichenen Verhältnis hydrophiler und lipophiler Eigenschaften erhält somit einen HLB-Wert von 10.
  • Innerhalb der Skala können verschiedene Bereiche für verschiedene Einsatzzwecke von Tensiden charakterisiert werden:
HLB-Wert Einsatzzweck
1 - 3 Antischaummittel / Entschäumer
3 - 6 W/O-Emulgatoren
7 - 9 Netzmittel
8 - 18 O/W-Emulgatoren
13 - 15 waschaktive Tenside
15 - 18 Lösungsvermittler
  • Als ausgesprochen praktisch hat sich v.a. erwiesen, dass sich HLB-Werte einzelner Tenside in Gemischen entsprechend ihren Mengenverhältnissen weitgehend additiv verhalten.
    • So lässt sich der gewünschte HLB-Wert eines Tensidgemisches relativ einfach mit einem Tensid mit höherem und einem mit niedrigerem als dem gewünschten HLB-Wert einstellen.
    • Für die Einstellung eines genauen HLB-Wertes von z.B. 12,3 ist das Verfahren jedoch zu ungenau, es liefert aber einen guten ersten Anhaltspunkt für weitere Versuche.

Ermittlung des HLB-Wertes

  • Eine Berechnung des HLB-Wertes eines nichtionogenen Tensids ist nach der folgenden Formel möglich:

 

HLB : HLB-Wert
M0 : Molekülmasse des lipophilen Molekülanteils
M : Molekülmasse des gesamten Tensidmoleküls
  • Für Fettsäureestern mehrwertiger Alkohole ergibt sich der HLB-Wert nach der unten abgebildeten Formel:

HLB : HLB-Wert
VZ : Verseifungszahl
SZ : Säurezahl der isolierten Fettsäure
  • Durch Aufsummierung der Werte verschiedener Gruppen, deren Einzelbeiträge experimentell ermittelt wurden, lässt sich der HLB-Wert auch direkt aus der chemischen Struktur eines Tensids ermitteln.
  • In diesem Fall ist die zu benutzende Formel:

HLB : HLB-Wert
Xhydrophil : Wert der/einer hydrophilen Gruppe
n : Anzahl
YCH2 : Wert einer CH2-Gruppe
  • Die letztgenannte Formel lässt sich nicht auf Tenside mit ungesättigten, stereo- oder positionsisomeren Fettsäureresten anwenden.
  • Wie bereits erwähnt galt das HLB-System zunächst nur für nichtionogene Tenside und sogar hier nur mit Einschränkungen.
    • Verbindungen wie Propylenoxid, Butylenoxid, Stickstoff, Phosphor, Schwefel etc. enthalten, sind von den beschriebenen Rechenverfahren ausgeschlossen.
  • Neben den beschriebenen Rechenverfahren gibt es eine Reihe experimenteller Methoden zur Bestimmung des HLB-Wertes einer Verbindung in Vergleich zu bereits eingeordneten Tensiden.
  • Diese experimentellen Methoden erlauben es auch das HLB-System auf ionogene Tenside zu übertragen.
    • Die hier ermittelten Werte sind jedoch ausschließlich als Vergleichswerte zu betrachten, da hier auch Werte außerhalb des Bereiches 0 bis 20 auftreten können.
    • Diese lassen natürlich keine Rückschlüsse auf die chemische Zusammensetzung des Tensids zu, da z.B. reines Natriumdodecylsulfat mit einem HLB-Wert von 40 schlecht 200 % hydrophile Molekülanteile enthalten kann.
  • Emulgatoren, die Wassertröpfchen in Öl stabilisieren (W/O-Emulgatoren) haben also kleine HLB-Werte, solche die Öltröpfchen in Wasser stabilisieren (O/W) dagegen hohe.

"Erforderlicher" HLB-Wert

  • Jeder zu emulgierenden Phase kann ein sogenannter "erforderlicher" HLB-Wert zugeordnet werden.
  • Dieser Wert entspricht dem HLB-Wert, den ein Tensid aufweisen müsste, um eine Emulsion optimaler Dispersität und Stabilität der zu emulgierenden Phase in Wasser zu erreichen.
  • Da der HLB-Wert lediglich einen Hinweis auf das Verhalten des Tensids an der Grenzfläche gibt, aber noch nichts über seine Eignung als Emulgator für eine bestimmte zu emulgierende Phase, muss der "erforderliche" HLB-Wert experimentell ermittelt bzw. empirisch bestimmt werden.
  • Die empirisch ermittelten Werte einiger Emulsionen sind in der unten abgebildeten Tabelle dargestellt.
  • Ähnlich wie für den HLB-Wert selbst, gilt auch für den "erforderlichen" HLB-Wert eine ungefähre rechnerische Additivität.

"Erforderlicher" HLB-Wert für eine O/W-Emulsion mit < 20 % lipophiler Phase

Lipophile Phase "erforderlicher" HLB-Wert
Stearinsäure 17
Cetylalkohol 15
Dickflüssiges Paraffin 10
Weißes Wachs 9
Vaseline 7
 

www.BDsoft.de
pharm@zie
-
Bücher zum Thema Pharmazie bei Amazon