Monoklonale Antikörper

Übersicht


Medizin

Bemerkungen

  • Alle derzeit verfügbaren, arzneilich verwendeten monoklonalen Antikörper müssen intravenös appliziert werden, dennoch eignen sie sich meist für eine ambulante Therapie.
  • Derzeit wichtigste Anwendungs- und Forschungsgebiete monoklonaler Antikörper sind die Onkologie und die Transplantationsmedizin, aber auch allergische Erkrankungen und andere Krankheiten, die sich durch spezifische Antigenstrukturen der betroffenen Zellen auszeichnen, sind Gegenstand gegenwärtiger Forschung.

Typen


Biologie

Definition

  • Monoklonale Antikörper sind Antikörper identischen Aufbaus, die aus Immunzellen sezerniert werden, welche von einer einzigen antikörperbildenden Zelle abstammen.

Bemerkungen


Technologie

Herstellung

Herstellung der Primärkultur

  • Zunächst werden Mäuse mit dem Antigen "infiziert". Diese bilden daraufhin B-Lymphozyten, die spezifisch gegen dieses Antigen gerichtete Antikörper bilden.
  • Man isoliert nun B-Lymphozyten aus der Milz der Mäuse und fusioniert sie mit murinen Tumorzellen (also Tumorzellen von Mäusen).
  • Die erhaltenen Hybridome sind (wie Tumorzellen) potentiell unsterblich und produzieren (wie B-Lymphozyten) Antikörper.
  • Im Ansatz befinden sich jedoch zunächst auch noch normale Myelomzellen und B-Lymphozyten. Diese trennt man dadurch ab, dass man den Ansatz über eine längere Zeit mit HAT-Medium inkubiert.
    • HAT steht für Hypoxanthin, Aminopterin und Thymidin. Das HAT-Medium enthält also diese Stoffe, die nun verschiedene Funktionen wahrnehmen:
      • Aminopterin ist ein Analogon der Dihydrofolsäure und hemmt kompetitiv die Dihydrofolat-Reduktase was nachfolgend die die Biosynthese von dTMP behindert. dTMP ist nun aber für die DNA-Synthese essentiell, so die Myelozellen aufgrund des Mangels an dTMP nicht überleben.
      • Die B-Lymphozyten können den Mangel an dTMP durch einen alternativen Stoffwechselweg unter Benutzung von Hypoxanthin und Thymidin umgehen, sterben jedoch aufgrund ihrer begrenzten Lebensdauer innerhalb weiniger Wochen ab.
  • Es verbleiben nun nur noch Hybridome im Ansatz der Primärkultur, da diese sowohl unsterblich sind, als auch den alternativen Stoffwechselweg beherrschen.
  • Von den erhaltenen Hybridomen produzieren jedoch nur wenige die gewünschten Antikörper.
  • Durch Aufteilung des Ansatzes in viele einzelne Fraktionen, Klonierung der Zellen der Einzelfraktionen, Auswahl des Ansatzes mit den antikörperproduzierenden Zellen, erneute Aufteilung dieses Ansatzes, erneutes Klonieren etc. kann man die gewünschten antikörperbildenden Zellen isolieren und anschließend praktisch unbegrenzt vermehren.

Herstellung monoklonaler Antikörper im Industriemaßstab

  • Die isolierten den gewünschten Antikörper produzierenden Zellen des Primäransatzes müssen zur Herstellung großer Mengen monoklonaler Antikörper ausreichend vermehrt werden. Dazu stehen verschiedene Bioreaktorsysteme zur Verfügung.
  • Rührkesselfermenter
    • Rührkesselfermenter können relativ hohe Zelldichten von bis zu 1 · 107 ml-1 und Antikörperkonzentrationen von 300 - 600 mg·l-1 erreichen.
    • In Rührkesselfermentern wird durch eine eingebaute Perfusionseinrichtung kontinuierlich verbrauchtes Nährmedium durch neues ersetzt.
    • Die Zellen können einige Wochen in einem Rührkesselfermenter herangezüchtet werden, danach wird der gesamte Ansatz aufgearbeitet und ein neuer Ansatz hergestellt.
  • Airlift-Bioreaktoren
    • Airlift-Bioreaktoren mit eingebauter Perfusionseinrichtung erreichen Zelldichten von 0,5 · 106 ml-1 und Antikörperkonzentrationen von 100 - 350 mg·l-1.
  • Hohlfaser-Bioreaktoren
    • Wichtigstes Herstellungsverfahren, das Antikörpermengen von einigen 100 g liefern kann.
    • Es lassen sich Zelldichten von 1 · 109 ml-1 erreichen, entsprechend liegen die Antikörperkonzentrationen zwischen 500 - 1000 mg·ml-1.
    • Hohlfaser-Bioreaktoren bestehen aus einer relativ kleinen Kunststoffröhre von bis zu 2 l Volumen, durch die etwa 500 feine permeable Fasern gezogen sind.
    • Meist wachsen die Hybridzellen im Raum zwischen den Fasern und werden durch Diffusionsprozesse aus den Fasern mit frischem Nährmedium versorgt.
    • Eine Umkehrung mit den Hybridzellen in den Fasern und Nährmedium im Zwischenraum ist ebenfalls möglich.
    • Da in beiden Fällen die Hybridzellen keinen mechanischen Belastungen durch Strömungen oder Gasblasen ausgesetzt sind, sind die möglichen Überlebenszeiten der Zellen deutlich länger als bei den anderen Reaktortypen.
    • Die gebildeten Antikörper werden entweder mit dem Nährstoffstrom kontinuierlich abgeführt oder verbleiben in den Zellen und werden nach dem "Abschalten" des Reaktors in konzentrierter Form isoliert.
    • Werden die gebildeten Antikörper kontinuierlich abgeführt, so können bis zu 10 Reaktoren hintereinandergeschaltet werden, um höhere Konzentrationen zu erreichen.
    • Statt Hohlfasern werden auch flache, von Kapillaren durchzogene Kammern verwendet.
    • Vorteile der Hohlfasertechnik sind die optimale Nährstoffversorgung, das Erreichen hoher Zelldichten und Antikörperkonzentrationen, sowie eine leichtere Handhabung des für das Wachstum der Hybridzellen notwendigen Serums.
    • Das benötigte fetale Kälberserum befindet sich im gleichen Raum wie die Hybridome und kann nicht durch die Poren der Fasern ins Nährmedium entweichen.
    • Dadurch ist der Verbrauch des teuren Serums relativ gering.
    • Die Aufreinigung der Antikörper aus dem reinen Nährmedium ist deutlich einfacher, als die Isolierung aus dem kompletten zellhaltigen Ansatz.
  • Man kann die produzierten Antikörper durch Fällung mit Ammoniumsulfat, Ionenaustauschchromatographie und vor allem der Affinitätschromatographie direkt aus dem antikörperhaltigen Nährmedium gewinnen.
  • Nicht mehr verwendet wird die Technik, Antikörpermengen von bis zu einigen Gramm durch Injektion von Hybridzellen in die Bauchhöhle von Mäusen herstellen zu lassen.

Rechtliches

  • Wie bei allen gentechnisch hergestellten Arzneistoffen ist - gemäß der Definition des Europäischen Arzneibuchs - auch bei den monoklonalen Antikörpern der Produktionsprozess integraler Bestandteil der Produktspezifikation.
  • Generika im klassischen Sinn kann es daher nicht geben. Auch wenn das "Generika-Molekül" genau dem "Original" entspricht, handelt es sich per dieser Definition um einen anderen Arzneistoff.
  • So sind z.B. die in Deutschland derzeit zugelassenen vier Humaninsulin-Präparate zwar molekular gleich, werden jedoch unter vier verschiedenen Monografien geführt. Ebenso haben die gegen chronische Hepatitis eingesetzten Interferone-alfa-2a und -2b, sowie die Interferone beta-1a und beta-1b jeweils die gleiche Molekülstruktur. beta-1a wird in CHO-Zellen, beta-1b in E. coli hergestellt.

Beispiele

Substanzen

Therapeutisch verwendete monoklonale Antikörper der ersten Generation

Chimäre monoklonale Antikörper

Humanisierte monoklonale Antikörper

Antikörper-Analoga


 

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