HIV-Test

Definition

  • Bezeichnung für ein diagnostisches Verfahrens, das dem Nachweis von HI-Viren, meist aus Blut aber auch aus Proben anderer Quellen, dient.

Indikationen

  • Die medizinischen Indikationen für einen HIV-Test leiten sich aus allgemeinen differentialdiagnostischen Erwägungen ab. Im besonderen ist der Test indiziert bei:
    • Unklaren Fieber- und Abmagerungszuständen
    • Thrombozytopenien unklarer Genese
    • Unerklärlichen Demenzzuständen
    • Malignen Lymphomen.
  • Die Inzidenz einiger Erkrankungen wird durch eine bestehende HIV-Infektion erhöht, so dass im Einzelfall ebenfalls ein HIV-Test indiziert ist bei:
    • Tuberkulose
    • Rezidivierende bakterielle Pneumonien
    • Akute Hepatitis B oder C.
  • Auch bei der Diagnose klassischer Geschlechtskrankheiten (Lues, Gonorrhoe, Ulcus molle, Lymphogranuloma inguinale) ist daran zu denken, dass diese Indikatorerkrankungen für eine HIV-Infektion sein können.
  • Darüber hinaus gibt es weitere Hauterkrankungen, die allein oder in der ungewöhnlichen Ausprägung Hinweis auf eine vorliegende HIV-Infektion sein könnten. Hierzu sind zu rechnen:
    • Orale Haarleukoplakie (nicht abstreifbare weiße Beläge an den seitlichen Zungenrändern)
    • Kaposi-Sarkom (hellrote, livide oder braunrote "Flecke", die bei Palpation infiltriert sind, einen gelben Hof haben und in den Längsachsen der Hautspaltlinien angeordnet sind; Inspektion der Mundschleimhaut und der Genitale!)
    • Seborrhoisches Ekzem (schuppende Erytheme in den seborrhoischen Zonen, vor allem bei Neuauftreten oder massiver Verschlechterung in letzter Zeit)
    • Herpes Simplex exulcerans et persistens (nicht-heilende, schmerzhafte Ulzera, insbesondere im Genital- oder Analbereich)
    • Zoster bei jungen Erwachsenen, schwerer hämorrhagischer Zoster, Zoster über mehrere, vor allem nicht zusammenhängende Segmente, Neigung zur Zoster-Generalisation, Persistieren über mehr als zwei Wochen oder rasches Rezidiv nach Therapieende
    • Mollusca contagiosa (zentral gedellte Knoten, vor allem im Gesicht, im Erwachsenenalter)
    • Condylomata acuminata im Analbereich oder an atypischer Lokalisation, z.B. der Mundschleimhaut
    • Orale Candidiasis (weiße bis gelbliche abstreifbare Beläge auf der Mundschleimhaut, vor allem Zunge, ohne entsprechende Grunderkrankung, z.B. nach Antibiotikatherapie, bei Diabetes, Therapie mit inhalativen Glukokortikoiden etc.).

Testverfahren

Antikörpernachweis

  • Der am häufigsten - auch als Screening-Test - eingesetzte Test beruht auf dem Nachweis von im Serum enthaltenen Antikörpern gegen virale Hüllproteine.
    • Diese auf dem ELISA-Verfahren beruhende Test benutzt gezüchtete HIV-1-Viren als Substrat.
  • Die Sensitivität des HIV-Test wird mit 99,9 % angegeben, die Spezifität beträgt 99,8  %. 
    • Von 1000 HIV-positiven Patienten werden also 999 richtig als solche erkannt, während von 1000 nicht HIV-Positiven 2 ein falsch-positives Ergebnis erhalten. 
  • Daher ist bei einem positiven Ergebnis ein weiterer bestätigender Test durchzuführen. Dieser muss auf einem anderen Nachweisverfahren (z.B. Western Blot, PCR) beruhen.
    • Beim Western Blot wird eine Reihe unterschiedlicher HIV-Proteine auf einen Teststreifen als Trägermaterial nebeneinander aufgebracht. Der Streifen wird in eine weitere Serumprobe des zu Testenden eingelegt. Wenn Antikörper gegen HIV vorhanden sind, heften sich diese an die Virusproteine. Nach weiteren Arbeitsschritten werden dunkle Striche auf dem Teststreifen sichtbar. Sie zeigen an, gegen welche Virusproteine der Mensch Antikörper gebildet hat. Nach WHO-Empfehlung wird die Diagnose "HIV-positiv" auf Grund von Antikörpern gegen zwei verschiedene Virusproteine gestellt. Auf diese Weise wird der zuvor positive oder grenzwertige Suchtest widerlegt oder bestätigt.
    • Alternativ kann aus Kostengründen zunächst ein weiterer Antikörpernachweis aus einer weiteren Blutprobe durchgeführt werden. Sollte auch dieser positiv ausfallen, so ist dennoch zur endgültigen Bestätigung eines der oben bereits genannten anderen Verfahren hinzuzuziehen.
  • Da der Test Antikörper gegen das HI-Virus voraussetzt, kann er erst nach der Inkubationszeit bzw. der akuten Phase zuverlässige Ergebnisse liefern.
    • Antikörper sind durchschnittlich 3 - 4 Wochen nach der Infektion nachweisbar. Nach etwa 12 Wochen sind bei 99 % der Infizierten Antikörper im Blut zu finden, bei ca. 0,01 % der Infizierten dauert es jedoch bis zu 6 Monaten bis genügend Antikörper im Blut sind, um den Test positiv ausfallen zu lassen.
  • Eine noch geringere Anzahl von HIV-1-Trägern bleibt u.U. auch danach über den Antikörpernachweis nicht zu erfassen (falsch-seronegativ), hier müssen bei Verdacht andere Nachweise angewendet werden.
  • Obwohl zwischen HIV-1- und HIV-2-Antikörpern nur eine Kreuzreaktivität hinsichtlich der viralen Kernproteine besteht, können in der Regel auch HIV-2-Infektionen mit den HIV-1-Screening-Tests erfasst werden.
  • Für Neugeborene ist der HIV-Antikörpertest ungeeignet, da er, auch wenn das Kind nicht infiziert wäre, auf von der infizierten Mutter über die Plazenta weitergegebenes IgG ansprechen würde.

Kombitest

  • Der Kombitest auf HIV ist bereits etwa 2 - 3 Wochen nach einer Infektion sicher einsetzbar.
  • Zusätzlich zum Nachweis der gegen HIV gebildeten Antikörper wird hier das virale Protein p24 nachgewiesen, also das Protein aus dem das Viruskapsid besteht.
  • Der Kombitest ist relativ sicher. Wenn er positiv ausfallen sollte, ist eine Abklärung des Ergebnisses mittels Western Blot oder PCR erforderlich.
    • Ein weiterer Nachweis mittels eines rein auf Antikörper testenden Verfahrens darf nicht durchgeführt werden, da dieser eben nur auf Antikörper reagieren würde, der Kombitest aber auch durch p24 allein positiv geworden sein könnte.

RNA-Nachweis

  • Der Nachweis viraler RNA aus dem Blut mittels PCR oder vergleichbarer Verfahren ist der sicherste Nachweis für eine HIV-Infektion.
  • Mit Hilfe dieser Verfahren lassen sich bereits 1 - 2 Wochen nach einer Infektion (und noch vor der akuten Phase) sichere Ergebnisse erzielen.
  • Die hohen Kosten verhindern bisher einen Einsatz als Screening-Verfahren.
  • In der unten dargestellten Tabelle sind einige Nachweisverfahren aufgeführt.
Nachweisverfahren Q-PCR Q-PCR (ultra sensitiv) NASBA bDNA
RNA-Quelle Plasma aus EDTA-Blut Plasma aus EDTA-Blut Plasma Plasma aus EDTA-Blut
Probenvolumen [µl] 200 500 (100 -) 2000 1000
Sensitivität [RNA-Kopien pro ml] 200 20 40 50
Lineare Messbereich [RNA-Kopien pro ml] 200 - 7,5 · 105 20 - 3 · 104 40 - 1 · 107 50 - 8 · 105
  • Q-PCR steht als Abkürzung für quantitative Polymerase-Kettenreaktion. Nachgewiesen wird für die virale Transkriptase codierende RNA.
  • NASBA bezeichnet einen kommerziell verfügbaren Test, der auf einer isothermen quantitativen RNA-Amplifikation beruht.
  • bDNA steht als Abkürzung für "branched" DNA.

Bemerkungen

Bedeutung

  • Der HIV-Test hat - über die unmittelbare diagnostische Bedeutung hinaus - einen eminent präventiven Charakter.
  • Die Prävention zielte früher allein darauf ab, unabsichtliche Folgeinfektionen weiterer Menschen zu vermeiden und Krankheitssymptome und pathologische Befunde schnell und richtig zu deuten.
  • Ebenso wichtig ist jedoch nun mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen in der Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten der medikamentös-präventive Aspekt.
  • Nur wer von seiner HIV-Infektion weiß, kann von den jüngsten Errungenschaften der Pharmakotherapie profitieren, mit denen jetzt schon eine deutliche Lebensverlängerung von mehreren Jahren möglich ist.
  • Dadurch hat sich auch die Position des HIV-Tests von einem epidemiologischen und politischen Instrument in ein vorwiegend medizinisch therapeutisches gewandelt.
  • Plakativ ausgedrückt führt Unwissen über die HIV-Infektion zur:
    • Gefährdung der Sexualpartner und behandelnden Ärzte
    • Fehldeutung der Symptome und Befunde mit diagnostischen und therapeutischen Irrwegen
    • Ignorierung oder Verzicht auf lebensqualitätssichernde und lebensverlängernde Maßnahmen.

Anforderungen an den durchführenden Arzt

  • Ein Arzt, der auf HIV testet, muss in der Lage sein, ein sogenanntes Post-Test-Counseling anzubieten.
  • Dies setzt die Bereitschaft und Fähigkeit des Arztes voraus, die Patienten über die schwerwiegenden Folgen der Diagnose aufzuklären und die erforderliche Hilfe ggf. Dritter anzubieten.
  • Sofort nach einem positiven Befund muss ein Staging durchgeführt werden. Dies ist wesentliche Voraussetzung, um den Patienten umfassend über die Auswirkungen und die Prognose der Erkrankung aufklären zu können.
  • Ohne spezielle Kenntnisse und Erfahrung über aktuelle Behandlungsmöglichkelten sollte der Patient vom Arzt an einen der bekannten Behandlungsschwerpunkte zur Mitbetreuung weitervermittelt werden.

Negative Ergebnisse

  • Ein negativer HIV-Test 3 Monate nach vermuteter Exposition, spätestens 6 Monate danach, macht eine Infektion unwahrscheinlich und kann als definitiv bewertet werden.
  • Eine HIV-Erkrankung trotz eines negativen HIV-Tests ist extrem selten.

 

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