Penicilline
Übersicht
Medizin
Typ
Definition
- Bezeichnung für sich aus der Ursprungssubstanz Benzylpenicillin
ableitende antibiotisch wirksame Verbindungen mit einheitlicher
chemischer Grundstruktur.
Untertypen
Bemerkungen
- Die Penicilline lassen sich medizinisch oder chemisch in Untergruppen
aufteilen. Hier erfolgt zunächst eine medizinische Kategorisierung, wobei
jedoch bereits hier auch auf chemische Parameter eingegangen wird. Die rein
chemische Unterteilung findet sich weiter unten.
Medizinisch relevante Gruppen
- Penicillinase-empfindliche Penicilline mit schmalem Wirkungsspektrum
- Benzylpenicillin
und dessen Derivate
- z.B. Benzylpenicillin
(Penicillin G), Procain-Benzylpenicillin, Clemizol-Benzylpenicillin,
Benzathin-Benzylpenicillin
- Oralpenicilline
- Penicillase-empfindliche Penicilline mit erweitertem Wirkungsspektrum
- Penicillinasefeste
Penicilline
- Breitspektrumpenicilline
- Allergien (1 - 10
%)
- Das Risiko eines anaphylaktischen
Schocks liegt ungefähr bei 1 : 20000, wobei davon rund jeder
fünfte tödlich verläuft.
- Allergieauslösend wirkt ein Spaltprodukt der Penicilline, die
Penicilloylgruppe, die ein Hapten
darstellt und sich an körpereigene Proteine
bildet, die nun als "fremd" und "gefährlich"
erkannt werden.
Anwendung
Anwendungshinweise
- Eine ausreichende antibiotische Wirkung ist an das dauerhafte Vorliegen
einer ausreichenden Arzneistoffkonzentration am Wirkort während der gesamten
Therapie gebunden. Daher ist auf eine regelmäßige, bei peroraler Applikation
in der Regel alle 8 h erforderliche, Anwendung unbedingt zu achten.
- Bei den meisten peroral verfügbaren Substanzen wird die Bioverfügbarkeit
durch gleichzeitige Einnahme zu einer Mahlzeit vermindert, weshalb meist
eine Einnahme vor einer Mahlzeit empfohlen wird.
Patientenhinweise
Pharmakologie
Typ
- Bakterizid in der Wachstumsphase.
Wirkmechanismus
- Der Wirkmechanismus der Penicilline ist die Hemmung der Mureinsynthese durch kovalente Bindung an
das für die Quervernetzung des Mureins verantwortliche Enzym
Transpeptidase, das dadurch irreversibel Inaktiviert wird.
- Penicilline können mit ihrer reaktiven β-Lactam-Struktur
auch stabile kovalente Bindungen mit körpereigenen Strukturen (Proteine,
Enzyme), was das hohe
allergische Potential der Penicilline mitbegründet.
Geschichtliches
- Die Entwicklung der Penicilline beginnt im Jahr 1928 mit einem
glücklichen Zufall. Alexander Fleming hatte mehrere Bakterienkulturen über
das Wochenende bebrüten lassen. Als er wieder ins Labor kam, waren einige
Platten verschimmelt. Zuerst wollte Fleming diese einfach wegwerfen, doch
dann erkannte er, dass in einem Bereich um den Schimmelpilz
(Penicillium notatum) keine Bakterien
gewachsen wahren.
- Ausgehend von dieser Entdeckung wurden die Penicilline entwickelt, deren
Herstellung zuerst recht schwierig und teuer war, da der Wirkstoff
aus Schimmelpilzkolonien isoliert werden musste. Richtig in Schwung kam die Forschung rund um die Penicilline
so erst mit
Beginn des zweiten Weltkrieges...
- Für seine Entdeckung wurde Fleming später geadelt und erhielt 1945 den
Nobelpreis für Medizin.
Penicillin O |
Phenethicillin,
Penicillin MV |
Butylmercaptomethylpenicillinsäure |
Flavicidin, Penicillin I, Penten(2)yl-penicillinsäure |
Benzylpenicillin,
Penicillin II |
Heptylpenicillinsäure, Penicillin IV |
Oxacillin,
Penicillin P 12 |
Phenethicillin,
Penicillin B |
Adicillin, Cephalosporin N, Synnematin B |
Almecillin, Penicillin AT, Allylmercaptomethylpenicillinsäure |
Cresoloxymethyl-Penicillin |
Oxacillin,
Penicillin MPI |
γ-Chlorcrotylthiomethylpenicillin |
Phenoxymethylpenicillin |
Penicillin III, Hydroxybenzylpenicillinsäure |
Chemie
Grundstruktur
Untertypen
Bemerkungen
- Wird der β-Lactamring von Penicillinen geöffnet,
so entsteht zunächst die antibakteriell inaktive Penicillansäure, die dann
unter spontaner Decarboxylierung in die - ebenfalls unwirksame - Penillosäure.
- Durch Einführung eines elektronenziehenden Rests in die Amid-Seitenkette
wird die Elektronendichte am C-Atom der Carbonylfunktion herabgesetzt und somit
die Säurefestigkeit erhöht. So ist Phenoxymethylpenicillin
säureresistenter, da es das
elektronegative Sauerstoffatom in der Seitenkette enthält.
- β-Lactamasen
sind nicht besonders tolerant bezüglich einer sterischen Behinderung am Amid
der Seitenkette, obwohl sie ja eigentlich die Amidbindung des β-Lactamrings
angreifen.
- Aus diesem Grund lassen sich durch Einführung verschiedener Reste in
der Nähe der Amidbindung der Seitenkette β-Lactamase-feste β-Lactam-Antibiotika
erhalten.
- Mit diesen Modifikationen geht jedoch auch die antibakterielle
Wirksamkeit der Antibiotika zurück.
- Meticillin ist im Vergleich zu Benzylpenicillin
zwar weniger anfällig gegenüber einem Angriff durch β-Lactamasen (aufgrund
der sterischen Abschirmung), jedoch empfindlicher gegenüber Säuren (aufgrund
des +I-Effektes).
Technologie
Bemerkungen
- Die meisten Penicilline sind in wässrigen Zubereitungen nicht
lagerstabil. Die bevorzugten Arzneiformen sind daher Tabletten und
Trockensubstanzen zur Zubereitung von Lösungen/Suspensionen.
- Aufgrund eines schlechten Eigengeschmacks der Penicilline sind bei den
Formulierungen zur Herstellung einer peroralen Lösung/Suspension
verschiedene Maßnahmen zur Maskierung des Geschmacks notwendig.
Beispiele
Substanzen
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