Typhus abdominalis
Synonyme
  - Febris typhoides, Unterleibstyphus, "Typhus"
  
Definition
  - Melde- und isolierpflichtige zyklische
    Infektionskrankheit mit Generalisationsstadium (mit Bakteriämie)
    und Organmanifestation (insbesondere charakteristische Veränderungen am
    lymphatischen Apparat des Dünndarms).
  
Erreger
Übertragung
  - Orale Aufnahme des Erregers im Trinkwasser oder mit Nahrungsmitteln.
  
Inkubationszeit
  - 3 - 60 Tage, durchschnittlich 10 Tage, abhängig von der aufgenommenen
    Erregerdosis (zur Infektion reichen bereits
    ca. 100 Bakterien aus)
  
  - Der oral aufgenommene Erreger dringt über die Darmschleimhaut ein und
    wandert von dort ins
    lymphatische Gewebe. 
  
 - Da Salmonella
    typhi die Phagolysosomfusion behindern kann, werden die
    Bakterien zwar vom Immunsystem erkannt, aber nur schlecht phagozytiert. 
  
 - Nach ca. 10 - 14 Tagen tritt eine Generalisierung ein, wobei die
    Lymphknoten, das Knochenmark und die Leber betroffen sind. 
  
 - Ab der 3. Woche wird das lymphatische Gewebe der Darmwand befallen. Es
    kommt zur Entzündung des Darms. 
  
Klinik
  - Zuerst relativ unspezifische Symptome mit Mattigkeit, Kopfschmerz und und
    langsamem treppenförmigen Fieberanstieg.
  
 - Nach ca. 8 Tagen tritt anhaltendes, hohes Fieber
    auf (40 - 41 °C), das eventuell mehrere Wochen anhalten kann (Febris
    continua). Dabei starke Beeinträchtigung des Sensoriums, grau-gelb belegte
    "Typhuszunge", relative Bradykardie,
    Leukopenie (2000 - 4000 1/µl),
    Linksverschiebung im Differentialblutbild, Roseolen auf der Bauchhaut,
    Milzschwellung, Haarausfall und Dekubitus.
  
 - Charakteristisch ist der Stuhl des Patienten, der auch als
    "Erbsbreistuhl" bezeichnet wird. Er besteht aus abgestorbenem
    Gewebe, Fibrin, Blut und Galle. Er ist von körniger Konsistenz und grüner
    Farbe. Dieser Stuhl tritt im Wechsel mit Obstipation auf.
  
 - Nach morgendlichen Fieberremissionen (amphiboles Stadium) kommt es zur
    stufenweisen Entfieberung, an die sich eine langdauernde Rekonvaleszenz
    anschließt.
  
 - Unter der Therapie mit Chloramphenicol
    auch atypische Verläufe.
  
 - Bei geimpften Patienten sind sehr leichte Verläufe (Typhus levissimus)
    möglich.
  
  - Klinisches Bild und bakteriologischer Erregernachweis.
  
 - Antikörpernachweis ab dem 10. Krankheitstag möglich.
  
Therapie
  - Symptomatische Behandlung der Herz- und Kreislaufsituation, Flüssigkeits-
    und Elektrolytersatz, Glukokortikoide bei toxischen Verlaufsformen.
    Außerdem Diät, gute Lagerung und Hautpflege.
  
 - Ursachliche Therapie mit Antibiotika. 
    
      - Mittel der Wahl sind derzeit Chinolone,
        alternativ können Cephalosporine
        eingesetzt werden. Eine Kontrolle der Chemotherapie ist unbedingt notwendig.
    
  
  
Komplikationen
Prognose
  - Letalität 
    
      - behandelt: ca. 1 %
      
 - unbehandelt: ca. 15 % 
    
  
   - 2 - 5 % der Erkrankten bleiben auch nach Ende der Therapie Ausscheider der
    Erregers.
  
Immunität 
  - Nach überstandenen Krankheit meist lebenslang.
  
Prophylaxe
  - Schutzimpfung
    
      - 1. Todimpfstoff (i.v.)
        
          - Nicht sehr antigenwirksam
          
 - Impfschutz: ½ Jahr 
          
 - Kein 100 %iger Schutz
        
  
       - 2. Lebendimpfstoff (p.o.)
        
          - Der Erreger, ein bestimmter  Salmonella typhi-Stamm stirbt im
            Körper nach einer Zeit aus, weil er eine bestimmte Aminosäure
            nicht synthetisieren kann.
          
 - Es handelt sich beim verwendeten Impfstamm um eine Punktmutation,
            daher kann es zu einer Rückmutation im Patienten mit
            anschließender Erkrankung kommen. 
          
 - Impfschutz: 5 Jahre
          
 - 60 - 70 %ige Wirksamkeit
        
  
      
   - Isolierung von Erkrankten und Erkrankungsverdächtigen.
  
 - Bei Dauerausscheidern ist häufig eine medikamentöse Sanierung möglich,
    evtl. Cholezystektomie, da die Erreger in der Gallenblase persistieren.
  
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