Grippe

Synonyme

  • Echte Grippe, Influenza

Definition

Erreger

Epidemiologie

  • Weltweit verbreitet

Übertragung

  • Meist Tröpfcheninfektion, seltener Kontakt- bzw. Schmierinfektion mit auf Gegenständen oder Körperoberflächen haftenden infektiösen Viren, die durch Kontakt anschließend auf die Schleimhäute gelangen.
  • Andere Übertragungswege, etwa über das Trinkwasser, Kotpartikel erkrankter Wirte und mechanisch auf Haaren, Haut und Gefieder sind unwahrscheinlich.
  • Infizierte können wahrscheinlich ab etwa 2 Tagen vor dem Ausbruch der Erkrankung bei ihnen selbst den Erreger weiter verbreiten. Da die Inkubationszeit oft kürzer als 2 Tage ist, ist von einer fast unmittelbar mit dem Zeitpunkt ihrer eigenen Infektion beginnenden Infektiosität der Infizierten auszugehen. Normalerweise endet die Infektionsgefahr durch einen Erkrankten etwa eine Woche nach Krankheitsbeginn.

Bemerkungen

  • Grippeerkrankungen treten meist während der sogenannten "Grippesaison" auf. Diese dauert auf der Nordhalbkugel etwa von Dezember bis April. Grundsätzlich ist eine Infektion und Erkrankung jedoch ganzjährig möglich, so fiel z.B. das erste Auftreten der berüchtigten "Spanischen Grippe" in Europa auf den Sommer.
  • Da das per Tröpfcheninfektion übertragene Influenza-Virus sehr infektiös ist, kommt es immer wieder zu epidemieartigen Ausbrüchen der Grippe. In den letzten Jahrzehnten gab es darüber hinaus etwa alle 10 - 15 Jahre pandemische Ausbrüche der Grippe, die weltweit Millionen von Todesopfern forderten.
  • Normalerweise sind besonders Kinder, ältere Menschen mit Vorerkrankungen und Patienten mit Abwehrschwäche durch die Grippe und die möglichen auftretenden Komplikationen gefährdet. Trägt man die Mortalitätsrate gegen das Alter der Patienten auf, ergibt sich so eine U-förmige Kurve. Bei der "Spanischen Grippe" war dieser Plot jedoch eher W-förmig: Hier starben vor allem Erkrankte zwischen 20 und 40 Jahren.

Abgrenzung zur normalen Erkältung

  • Grippe und "Erkältung" sind zwar beides durch Viren verursachte Infektionskrankheiten, allerdings mit anderen Viren als Erregern. Bei einer Grippe sind die Beschwerden meist stärker und setzen schneller ein als bei einer Erkältung. Die Rekonvaleszenz dauert deutlich länger und die Gefahr von Sekundärinfektionen ist deutlich höher. Nur die Grippe kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

Inkubationszeit

  • < 1 - 5 Tage

Klinik

Akute Phase (< 1 Woche)

  • Schlagartiger Krankheitsbeginn (häufig)
  • Hohes Fieber (oft höher als 39°C) mit Frösteln bis Schüttelfrost
  • Kopfschmerzen
  • Muskel- und Gliederschmerzen
  • Allgemeine Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Schwächegefühl
  • Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
  • Trockener Husten (oft auch mit zähem Schleim)
  • Augenbrennen, Augentränen und Lichtempfindlichkeit
  • Angeschwollene Nasenschleimhäute
  • Evtl. Erbrechen, Diarrhoe

Rekonvaleszenzphase (Wochen - Monate)

  • Oft mehrere Wochen, z.T. auch mehrere Monate dauernd
  • Häufig mit quälendem Reizhusten verbunden, da das Bronchialepithel noch geschädigt ist
  • Erhöhte Anfälligkeit für Sekundärinfektionen, aufgrund des noch geschwächten Immunsystems

Diagnose

Allgemeine Verfahren

  • Die Diagnose Grippe wird anhand der typischen Symptome gestellt. Da diese z.T. denen anderer Infekte der Atemwege, relativ ähnlich sind, wird oft zunächst von einem "grippalen Infekt" gesprochen. Die Diagnose wird häufig rein "statistisch" gestellt: Bei entsprechenden Symptomen während der "Grippesaison" und in einem aktuellen "Grippegebiet", wird eher davon ausgegangen, dass auch hier eine echte Grippe vorliegt, als bei den gleichen Symptomen bei einem einzelnen Patienten außerhalb der typischen Zeit für das Auftreten der Grippe.
  • Daneben steht ein Schnelltest, der Sekret aus dem Nasen-Rachen-Raum benötigt und innerhalb der ersten drei bis vier Tagen nach Krankheitsbeginn durchgeführt werden kann zur Verfügung. Er beruht auf dem Prinzip des ELISA und liefert innerhalb von 15 min Ergebnisse.
  • Auch eine Anzucht der Erreger aus Zellkulturen ist möglich. Da es sich hierbei jedoch um eine relativ aufwändige Methode handelt, die nur in den ersten Tagen nach dem Beginn der Krankheit Erfolg verspricht, wird dies nur in Ausnahmefällen (z.B. mit dem Ziel der Bestimmung des Virusgenoms) durchgeführt.
  • Weitere mögliche Verfahren sind der direkte Erregernachweis per Elektronenmikroskopie, der Nachweis von entsprechenden Antikörpern im Blut (meist erst nach einigen Tagen möglich) oder der Erregernachweis mittels PCR.

Laborparameter

Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht
Leukozyten variabel
Serologie erst ab 2. Krankheitswoche aussagekräftig

Therapie

Allgemeinmaßnahmen

  • Bettruhe
  • Viel Trinken
    • Aufgrund des erhöhten Flüssigkeitsverlusts durch das Fieber
  • Nicht rauchen
    • Weitere Belastung des Bronchialepithels durch den Tabakrauch
  • Körperliche Schonung bis die Krankheit vollständig vorüber ist

Medikamentöse Therapie

Primärinfektion (Kausale und symptomatische Therapie)
Sekundärinfektionen
  • Je nach Art der Erreger. Da diese meist bakteriell sind meist Antibiotika.

Prophylaxe

  • Schutzimpfung
    • Der optimale Zeitraum für eine Grippeschutzimpfung ist zwischen September und November, also vor der "Grippesaison", da der Impfschutz erst etwa 2 Wochen nach der Impfung voll ausgebildet ist.
    • Da die Produktion des Impfstoffs relativ zeitaufwändig ist, wird seine Zusammensetzung bereits lange vor der "Grippesaison" von der WHO und den produzierenden Unternehmen festgelegt. Ausgehend von den Beobachtungen der letzten "Grippesaison" wird geschätzt, welche Virusstämme das größte Bedrohungspotential in der nächsten Saison entfalten werden. Dieses Verfahren beinhaltet zwar stets gewisse Gefahren nicht den tatsächlichen Erreger der nächsten Epidemie zu erfassen, hat sich aber bislang dennoch bewährt. Es kann zwar nicht in jedem Fall eine Infektion verhindert werden, die Schwere der Symptome wird aber meist deutlich verringert.
    • Da die Zusammensetzung des Impfstoffs somit jährlich an die erwartete Bedrohungslage angepasst wird, ist eine jährliche Wiederholung der Schutzimpfung nötig.
    • Die Schutzimpfung hat eine Erfolgsquote von ca. 60 - 80 %.
    • Eine Grippeschutzimpfung wird insbesondere folgenden Personen empfohlen:
      • Personen älter als 60 Jahre
      • Immungeschwächte Personen (z.B. Organtransplantierte, HIV-Infizierte)
      • Personen mit chronischen Erkrankungen (z.B. Lungen- oder Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes)
      • Sämtlichen Personen die in Krankenhäusern oder Pflegeheimen arbeiten bzw. leben
      • Personen mit besonders hoher Ansteckungsgefährdung (Apotheker, Ärzte, Lehrer, Pflegepersonal, Polizisten, Rettungsdienstpersonal)
    • Menschen, die an einer Hühnereiweißallergie leiden, sollten sich nicht impfen lassen, da der Impfstoff noch Hühnerweiß aus dem Produktionsprozess enthalten kann.
  • Meiden von Menschenansammlungen
  • Meiden von trockener, warmer Luft
  • Tragen von Mundschutz
  • Allgemeine Hygiene

Prognose

  • Bei jungen Menschen ohne zusätzliche Krankheiten verläuft die Grippe in der Regel ohne Komplikationen. Bei Kindern und älteren Menschen, sowie Immungeschwächten besteht eine erhöhte Gefahr von Komplikationen, die v.a. in viralen oder bakteriellen Sekundärinfektionen bestehen. Besonders häufig sind hier:
  • Diese Folgeerkrankungen können aufgrund des durch die Primärinfektion geschwächten Immunsystems leicht lebensbedrohlich werden. In einem normalen Jahr (ohne besonders starke "Grippewelle") sterben in Deutschland etwa 10.000  - 15.000 Patienten an den Folgen der Grippe.

Geschichtliches

  • Der Name "Influenza", italienisch für "Einfluss", geht auf die sich ins Mittelalter vorherrschenden medizinisch-astrologischen Vorstellung zurück, dass alle Krankheiten durch bestimmte Planetenstellungen beeinflusst werden.
  • Seit dem 15. Jahrhundert wird der Begriff nur noch im Zusammenhang mit der "echten" Grippe verwendet.

Achtung

  • Suchen Sie bei Verdacht auf Grippe umgehend Ihren Arzt auf, spätestens, wenn die Beschwerden nach zwei Tagen noch nicht abgenommen haben!
  • Sollten trotz Behandlung heftige Ohren- oder Halsschmerzen, schmerzender Husten, eitriger Auswurf, Fieber über 39 °C und Atembeschwerden auftreten, informieren Sie umgehend Ihren Arzt!
 

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