2,4-Dinitrophenol (DNP)
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Gelbbraune Trübung der Augenlinse
- Schwindel,
Schweißausbrüche, Verwirrung, Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Heißhunger
Anwendung
Tagesdosis |
2 - 3 mg/kg |
Einzeldosis |
2 - 3 mg/kg |
Handelsnamen
Pharmakologie
Typ
Pharmakodynamik
Wirkmechanismen
- 2,4-Dinitrophenol entkoppelt die oxidative Phosphorylierung in den
Mitochondrien: Es regt den Stoffwechsel in den Mitochondrien an, verhindert aber gleichzeitig die
Bildung von ATP.
- Der Körper versucht den so entstehenden ATP-Mangel durch
Bereitstellung von ATP auf anderen Wegen zu kompensieren, doch wird auch hier
die Umwandlung energiereicher Substrate in ATP
behindert - es entsteht lediglich
Wärme (sogenannte Thermogenese).
- Durch beide Mechanismen wird der Energieumsatz im Körper massiv
gesteigert; trotz gleichbleibender Nahrungsaufnahme kommt es zur
Gewichtsabnahme.
Pharmakokinetik
LD (Mensch) |
ca. 1 - 3 g, evtl. geringer bei wiederholter Aufnahme |
LDlo (mensch) |
4,3 mg/kg |
Bemerkungen
- Zum Verständnis der Toxikologie ist die Kenntnis der Wirkmechanismen der
Substanz unmittelbar erforderlich.
- Durch die ausgeprägte Thermogenese, kann es zu einer ausgeprägten Hyperthermie
kommen.
- Daneben steigt der Sauerstoffbedarf des Körpers massiv an. Dies wird
zunächst durch eine beschleunigte Atmung auszugleichen versucht.
- In schweren Fällen kann die Atmung jedoch nicht ausreichend gesteigert
werden und dann insuffizient werden. Eine Sauerstoffunterversorgung des Herzens und des Gehirns
sind die primären Folgen.
- Während der Entkopplung de oxidativen Phosphorylierung, wird die noch
nutzbare Energie der Zelle vor allem über anaerobe Wege zur Verfügung
gestellt. Dabei entstehen vermehrt saure Stoffwechselprodukte, die mit dem Blut
jedoch in schweren Fällen nicht mehr ausreichend abtransportiert werden
können. Folge ist eine ausgeprägte metabolische Azidose. Dadurch
sind Hypoglykämie, Tachykardie,
andere Herzrhythmusstörungen, Dyspnoe, Zyanose,
hämolytische Anämie und
eine Beeinträchtigung der Funktion von Nieren und Leber
möglich.
- In schweren Fällen stirbt der Patient schließlich an einem
Multiorganversagen.
- Es gibt Hinweise, dass 2,4-Dinitrophenol karzinogen, mutagen und teratogen
wirkt.
Geschichtliches
- 2,4-Dinitrophenol wird als Chemikalie in der Industrie verwendet, u.a. in
Sprengstoffen. Bei Arbeitern, die die Substanz akzidentiell aufnahmen, führte
es zu einem starken Gewichtsverlust. Aufgrund dieser Beobachtung kam 2,4-Dinitrophenol
auch als Arzneistoff zur Gewichtsreduktion zum Einsatz.
- Die arzneiliche
Anwendung wurde jedoch bereits nach ca. 5 Jahren (und noch in den 1930er Jahren) aufgrund starker
Nebenwirkungen wieder eingestellt. Dennoch findet man die Substanz noch immer in
unseriösen Gewichtsreduktionspräparaten und einschlägigen Internetforen
als Geheimtipp.
Intoxikation
Symptome
- Schweißausbrüche, heiße gerötete Haut
- Schwindel, Verwirrung, Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Tachypnoe, Dyspnoe
- Hypotonie
- Tachykardie
- Hyperthermie (bis > 40 °C)
- Krämpfe
- Bewusstlosigkeit, Koma
Bemerkungen
- Da die Substanz auch über den Schweiß wieder ausgeschieden wird, können
gelblich-braune Ränder an den Schweißflecken Hinweis auf eine Intoxikation
mit 2,4-Dinitrophenol sein.
Sofortmaßnahmen
- Symptomatische Therapie
- Kühlung des Patienten
- NOTARZT
- Beatmungs- und Intubationsbereitschaft herstellen
- Reanimationsbereitschaft herstellen
Chemie
Strukturformel
Summenformel
C6H4N2O5
Molekülmasse
IUPAC
Eigenschaften
Sonstige Eigenschaften
- Gelbes, kristallines Pulver.
Bemerkungen
- Die Substanz kann auch als pH-Indikator eingesetzt werden. Bei einem pH
< 2,6 ist sie farblos, bei pH > 4,4 gelb gefärbt.
Analytik
IR-Spektrum
Technologie
Verwendung
- Bestandteil von Sprengstoffen
- Pestizid
Sicherheit
Gefahrstoffklasse
T |
N |
R- und S-Sätze
R-Sätze |
23/24/25-33-50 |
S-Sätze |
(1/2)-28-37-45-61 |
|