Polymorphismus

Definition

  • Bezeichnung für das Auftreten einer (klinisch bedeutsamen) Genvariation bei mehr als 1 % der Individuen einer Population.

Bemerkungen

  • Polymorphismen an Genen, die für bestimmte Enzyme codieren, können zu erheblichen Unterschieden in der Aktivität dieser Enzyme führen.
  • Bei Enzymen, die an der Metabolisierung von Arzneistoffen beteiligt sind, kann es so zu deutlich abweichenden Plasmakonzentrationskurven nach der Anwendung ein und desselben Arzneimittels bei Personen mit und ohne diesen Polymorphismus kommen. Dies wiederum kann eine Dosisanpassung erforderlich machen, oder sogar einzelne Arzneimittelgruppen von vornherein als nur bedingt geeignet ausscheiden lassen.
    • Es sollte hier beachtet werden, dass Dosisanpassung sowohl Dosiserhöhung, als auch Dosisverminderung bedeuten kann - je nach Effekt des Polymorphismus auf die pharmakodynamischen und pharmakokinetischen Parameter des jeweiligen Arzneistoffs.
  • Der pharmakologisch wichtigste Polymorphismus dürfte der des Cytochrom-P450-Enzym CYP2D6 sein.
  • Die Häufigkeit von Polymorphismen und selteneren Mutationen in Arzneistoff-metabolisierenden Enzymen, die zu einer Defizienz beim Abbau bestimmter Arzneistoffe führen können, ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.

Häufigkeit bestimmter Polymorphismen

Enzym Anteil betroffener Personen in der mitteleuropäischen, kaukasischen Bevölkerung Substratbeispiele
N-Acetyltransferase (NAT-2) 50 % Dapson, Isoniazid, Procainamid, Amrinon, Sulfamethoxazol, Hydralazin
Aldehyddehydrogenase (ALDH2) sehr selten
(bei Asiaten bis 50 %)
Cyclophosphamid, Ifosphamid
Alkoholdehydrogenase (ADH2) 5 - 20 % Ethanol
Catecholamin-O-Methyltransferase (COMT)   l-Dopa, α-Methyldopa
CYP1A2 12 %  
CYP2A6 2 %  
CYP2C9 2 %
(andere Quelle) 11 %
 
CYP2C19 (Mephenytoin-Polymorphismus) 2 - 5 %  
CYP2D6 (unspezifiziert) 1 - 2 %  
CYP2D6 (Debrisoquin/Spartein-Polymorphismus) 5 - 10 %  
Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) 0,00001 % 5-Fluoruracil
Flavin-Monooxigenase (FMO3) / Fish-odor-Syndrom unbekannt  
Glutathion-S-Transferase (GST) GST T1 38 %
GST M1 30 - 60 %
Halogenhaltige Lösungsmittel, NO-freisetzende Substanzen
Malat-Enzym (ME)   Carbamazepin, Phenytoin
Methämoglobin-Reduktase   Anilin, Chloramphenicol, Nitrate, Sulfonamide
Paraoxonase 5 - 10 %  
Pseudo- oder Butyrylcholinesterase (PCE) 0,05 % Suxamethoniumchlorid
Thiol-S-Methyltransferase   d-Penicillamin, Captopril
Thiopurin-S-Methyltransferase (TPMT) 0,3 % Azathioprin, 6-Mercaptopurin
UGT1A1 5 - 7 %  
 

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