Carbamazepin
Synonyme
- Carbamazepine [engl.], Carbamazepinum [lat.]
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Fokale epileptische Anfälle, insbesondere fokal komplexe Anfälle
- Psychiatrische Störungen (z.B. manisch-depressive Erkrankungen,
Aggressionsstörungen aufgrund von Demenz)
- Trigeminusneuralgie
- Carba[...],. Carbamazepin [...], Carbium, Espa-Lepsin, Finlepsin,
Fokalepsin, Sirtal, Tegretal, Timonil
Pharmakologie
Pharmakodynamik
Wirkungen
-
Antikonvulsiv
-
Bei Neuralgie und anderen neuropathischen Schmerzen, analgetisch
durch Eingriff in die Signalweiterleitung.
-
Schwach anticholinerg, antiarrhythmisch, antidepressiv,
antidiuretisch, muskelrelaxierend und sedierend.
Wirkmechanismus
- Der genaue Wirkmechanismus der Substanz ist bislang noch ungeklärt.
- Man vermutet, dass Carbamazepin über eine Blockade spannungsabhängiger
Natriumkanäle an den Axonen der Nervenzellen die Signalausbreitung
behindert.
- Carbamazepin wird nach peroraler Applikation relativ langsam aber
insgesamt gut resorbiert.
- Bei der Metabolisierung wird Carbamazepin vor allem durch CYP3A4 u.a. zu
Carbamazepin-10,11-Epoxid umgewandelt.
- Dieser Metabolit wirkt ebenfalls antiepileptisch, wird jedoch vor
allem als verantwortlich für die toxischen Effekte der Substanz
angesehen.
Bemerkungen
- Carbamazepin ist ein starker Induktor von CYP3A4.
Da es auch über dieses Enzymsystem abgebaut wird, induziert es seinen
eigenen Abbau. Dies führt dazu, dass die Clearance auf bis zu 90 ml/min
ansteigt, während die Eliminationshalbwertszeit von durchschnittlich 36 h
auf ca. 15 h sinkt.
- Carbamazepin inhibiert u.a. CYP2C19
und kann so den Abbau von z.B. Phenytoin behindern.
LD50 |
(Maus, i.p.) 114 mg/kg |
Chemie
Strukturformel
C15H12N2O
Molekülmasse
IUPAC
- 5H-Dibenzol[b,f]azepin-5-carbamid
Eigenschaften
Sonstige Eigenschaften
- Weißes bis fast weißes kristallines Pulver.
- Sehr schwer löslich in Wasser. Leicht löslich in Dichlormethan, wenig
löslich in Aceton und Ethanol 96 %.
- Es existieren mehrere polymorphe Formen.
Synthese
2
- Die Behandlung mit H2 und Raney-Nickel führt zur Reduktion der
Nitrogruppen.
- Durch Erhitzen wird Ammoniak abgespalten
und so der Ring geschlossen:
+ NH3
- Um die Doppelbindung einzuführen, muss zuvor die Aminogruppe geschützt
werden. Dies geschieht durch Umsetzung mit Acetanhydrid:
+
+
- Anschließend wird durch N-Bromsuccinimid
eine radikalische Substitution durchgeführt, die zur Bromierung des
mittleren Rings führt:
- Durch Erwärmen mit KOH und Ethanol werden
HBr und Essigsäure abgespalten, wodurch
das freie 5H-Dibenzo[b,f]azepin entsteht:
- Die Behandlung mit Phosgen und
anschließend mit Ammoniak führt zum
fertigen Carbamazepin:
+
+ HCl
+
2 NH3
+ NH4Cl
Analytik
Sicherheit
Gefahrstoffklasse
Xn |
R- und S-Sätze
R-Sätze |
22-42/43 |
S-Sätze |
22-36/37/39 |
|