Isoniazid
Synonyme
- Isonicotinsäurehydrazid (INAH), Isonicotinhydrazid (INH)
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Infektionen mit Mycobakterien, insbesondere Mycobacterium
tuberculosis (Tuberkulose),
Mycobacterium bovis und Mycobacterium kansasii.
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
- Schwere Leberfunktionsstörungen
- Störungen der Hämatopoese
Relative Kontraindikationen
- Periphere Neuropathie
- Erhöhung der Transaminasen
- Akne
- Leukopenie
- Mikrohämaturie
Anwendung
Patientenhinweise
Bemerkungen
- Isoniazid reagiert im Körper mit Pyridoxal zu einem Hydrazon. Dadurch
kann es zu einem Mangel an Pyridoxalphosphat kommen, was längerfristig zu Vitamin-B6-Mangelerscheinungen
führen kann. Die zusätzliche Einnahme von Vitamin B6 während
einer Therapie mit Isoniazid wird daher empfohlen.
Pharmakologie
Pharmakodynamik
Wirktyp
- Bakteriostatisch bis bakterizid
- Der genaue Typ ist abhängig von der erreichten Konzentration am
Zielorganismus und davon, ob sich dieser schnell oder langsam teilt. Bei
sich schnell teilenden Mycobakterien ist die Substanz eher bakterizid,
bei sich langsam teilenden eher nur bakteriostatisch.
Wirkmechanismen
- Isoniazid inhibiert die Synthese von Mycolsäure in der Bakterienzelle.
Da Mycolsäure ein essentieller Bestandteil der Bakterienzellwand ist, wird
so die das Wachstum und die Vermehrung der Bakterien gehemmt.
- Eine weitere, für Isoniazid spezifische Wirkung ist eine Inhibition von
InhA, der Enoyltransferase von Mycobacterium tuberculosis. Isoniazid
bindet dafür kovalent an den Cofaktor des Enzyms, das NAD. Dieses
INH-NAD-Addukt wirkt nun als Inhibitor der InhA.
MS = schnelle Acetylierer, ML =
langsame Acetylierer
- Die Substanz wird nach peroraler Applikation fast vollständig aus dem
Gastrointestinaltrakt resorbiert, unterliegt jedoch einem First-pass-Effekt,
der die Bioverfügbarkeit herabsetzt.
- Die Einnahme zu Nahrung vermindert die Bioverfügbarkeit
signifikant, weshalb eine Einnahme mindestens 30 min vor einer
Mahlzeit zu empfehlen ist.
- Die Substanz zeigt je nach Quelle keine bis nur sehr geringe
Plasmaproteinbindungen (deutlich unter 10 %).
- Die Substanz wird in der Leber zunächst durch die N-Acetyltransferase
Typ 2 (NAT2) zu N-Acetylisoniazid metabolisiert.
- Die Geschwindigkeit dieser Reaktion ist aufgrund genetischer
Polymorphismen der N-Acetyltransferase nicht bei jedem Patienten
gleich. Man unterscheidet schnelle und langsame Metabolisierer, die stark
unterschiedliche Eliminationshalbwertszeiten zeigen.
- N-Acetylisoniazid wird anschließend in Isonicotinsäure und
Monoacetylhydrazin umgewandelt.
- Das dadurch entstandene Monoacetylhydrazin kann, katalysiert von CYP2E1,
durch N-Hydroxylierung zu einem reaktiven Metaboliten umgewandelt
werden, der mit der Lebertoxizität von Isoniazid in Verbindung gebracht
wird.
- Problematisch ist hier, dass Isoniazid
CYP2E1 induziert und so
seine eigene Toxizität verstärkt.
Bemerkungen
- Isoniazid ist ein Prodrug, das zunächst durch die bakterielle
Eisen(III)-KatG-Katalase-Peroxidase aktiviert werden muss. Das Enzym
reagiert zunächst mit dem Hydrazinteil des Moleküls und formt dann mit dem
Sauerstoff einen Sauerstoff-Eisen-Enzymkomplex.
Chemie
Strukturformel
C6H7N3O
IUPAC
Eigenschaften
Schmelzpunkt |
170 - 174 °C
(andere Quelle) 171,4 °C |
Löslichkeit (H2O) |
140 mg/mL |
log P |
-0,8 |
pKS |
(pKS1, Pyridin-Stickstoff) 1,82
(pKS2, primäres Amin) 3,54
(pKS3, NH-Gruppe) 10,77 |
Gehaltsanforderung (Ph.Eur.)
- Isoniazid enthält mindestens 99,0 und höchstens 101,0 %
Isonicotinsäurehydrazid, berechnet auf die getrocknete Substanz.
Sonstige Eigenschaften
Analytik
Identität
Gehalt
UV-Spektrum
- Absorptionsmaximum in Wasser bei 266 nm (E = 380).
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