Cyclophosphamid
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Chemotherapie bei Erwachsenen
- Mammakarzinom (in Kombination mit 5-Fluoruracil und Methotrexat)
- Weichteilsarkome
- Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom
- Ewing-Sarkom
- Chemotherapie bei Kindern und Jugendlichen
- Medulloblastom
- Weichteilsarkome wie Rhabdomyosarkom, Leiomyosarkom
- Akute lymphoblastische Leukämie (in Kombination mit Cytarabin oder Methotrexat und Asparaginase)
- Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom
- Neuroblastom
- Retinoblastom
- Ewing-Sarkom
- Konditionierungsbehandlung vor Stammzelltransplantation und Immuntherapie
sowie Mobilisierung von Stammzellen zur Stammzellapherese
- Schwere und sehr schwere aplastische Anämie (bei Kindern und
Jugendlichen)
- Immunsuppression bei besonders schweren Verläufen von
Autoimmunerkrankungen, z.B. systemischer Lupus erythematodes, Sklerodermie,
Vaskulitiden und Wegener-Granulomatose; experimentell auch bei Multipler
Sklerose.
Kontraindikationen
- Schwangerschaft
- Impfungen mit Lebendimpfstoffen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Häufig
- Knochenmarksdepression (Anämie, Leukopenie, Thrombozytopenie)
- Übelkeit
Ohne Angabe der Häufigkeit
- Zweitneoplasien
- Insbesondere bei hohen kumulierten Dosen ist das Risiko für das
Auftreten anderer Krebsarten, v.a. Leukämie und Blasentumore, erhöht.
- Hämorrhagische Zystitis
- Um das Risiko dieser Nebenwirkung zu vermindern, sollte parallel zur
Applikation von Ifosfamid Mesna appliziert
werden.
- Unfruchtbarkeit
- Eine Kryokonservierung von Spermien oder Eizellen vor der Therapie
wird empfohlen.
Pharmakologie
Typ
Pharmakodynamik
Wirkmechanismus
- Cyclophosphamid ist ein Prodrug, das im Körper durch Metabolisierung in
der Leber in aktive Metaboliten umgewandelt wird.
- Das dabei entstehende eigentliche Alkylans Chlorethylphosphorsäureamid
ist bei physiologischen pH-Werten ein Zwitterion und kann daher nur schwer
die Zellmembran passieren. Die Aufnahme in die Zelle erfolgt daher meist
noch in Form des 4-Hydroxycyclophosphamids.
- In der Zelle vernetzt Chlorethylphosphorsäureamid Teile der DNA und
führt so zu Störungen bei der Zellteilung. Es kommt zu Einzel- und
Doppelstrangbrüchen mit nachfolgendem Zelluntergang.
Resorption
- Cyclophosphamid wird nach peroraler Applikation gut (> 90 %) und rasch
aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert.
- Die Resorption ist bei Einnahme auf nüchternen Magen besser. Aus
Verträglichkeitsgründen kann sie aber auch, ohne therapeutische
Auswirkungen, mit einer Mahlzeit erfolgen.
Distribution
- Die Plasmaproteinbindung von Cyclophosphamid beträgt etwa 15 %. Das durch
die Aktivierung entstehende 4-Hydroxycyclophosphamid hat hingegen
Plasmaproteinbindungen von je nach Quelle 60 - 67 %.
- Die Substanz wird insbesondere über CYP2B6
metabolisiert.
- Dabei kommt es zur Hydroxylierung der Ringposition 4 und
4-Hydroxycyclophosphamid entsteht.
- 4-Hydroxycyclophosphamid lagert sich nun teilweise zum tautomeren
Aldophosphamid um, mit dem es dann ein Gleichgewicht bildet.
- Aldophosphamid spaltet spontan Acrolein ab und wird so zu
Chlorethylphosphorsäureamid.
- Chlorethylphosphorsäueamid ist nun als bifunktionelles Alkylans
die eigentliche Wirkform des Cyclophosphamids.
- 4-Hydroxycyclophosphamid wird von Aldehyddehydrogenasen zu
Carboxyphosphamid oxidiert. Zellen mit hohen Konzentrationen an
Aldehyddehydrogenasen (z.B. hämatopoetische Stammzellen, Megakaryozyten
und Stammzellen der Schleimhäute) sind daher unempfindlicher gegenüber
Cyclophosphamid.
- Die Knochenmarksdepression ist daher beim Einsatz von
Cyclophosphamid kürzer und etwas weniger ausgeprägt als bei
anderen alkylierenden Zytostatika. Ebenso ist die toxische Wirkung
auf Schleimhäute schwächer.
Exkretion
- Etwa 5 - 25 % der resorbierten Dosis werden unverändert über den Urin
ausgeschieden.
- Beim Einsatz von radioaktiv markiertem Arzneistoff findet man ca. 31 - 66
% der ursprünglichen Radioaktivität in den Fäzes.
Chemie
Strukturformel
C7H15Cl2N2O2P
- 261,086
- 279,1 (Monohydrat)
IUPAC
- (RS)-2-[bis(2-Chlorethyl)amino]-1,3,2-oxaphosphorinan-2-oxid
- 50-18-0
- 6055-19-2 (Monohydrat)
Eigenschaften
Anforderung (Ph.Eur.)
- Cyclophosphamid hat einen Gehalt von 98,0 bis 102,0 %, berechnet auf die
wasserfreie Substanz.
Sonstige Eigenschaften
- Weißes bis fast weißes, kristallines Pulver
- Löslich in Wasser. Leicht löslich in Ethanol,
schwer löslich in Ether.
Darstellung
- N,N-(2-Chlorethyl)amin wird mit Phosphor(V)-oxichlorid umgesetzt.
- Das so erhaltene Phosphorsäureamiddichlorid wird in Gegenwart von
Triethylamin mit 3-Amino-1-propanol zum racemischen Cyclophosphamid
umgesetzt.
Bemerkungen
- Cyclophosphamid ist ein Positionsisomer von Ifosfamid.
Analytik
Gehalt
Sicherheit
GHS-Kennzeichnung
H- und P-Sätze
H-Sätze |
301-350 |
P-Sätze |
201-301+310-308+313 |
Gefahrstoffklasse
T |
R- und S-Sätze
R-Sätze |
25-45-46-61 |
S-Sätze |
22-28-36/37-38-45-53 |
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