Clopidogrel
Synonym
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Prävention thrombotischer Ereignisse bei erwachsenen Patienten
- Clopidogrel kann eingesetzt werden nach Herzinfarkt (wenige Tage bis
35 Tage danach), ischämischem Schlaganfall (7 Tage bis 6 Monate danach
und bei nachgewiesener peripherer Verschlusskrankheit.
- Daneben ist der Einsatz zugelassen bei Patienten mit akutem
Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris, Non-Q-Wave-Myokardinfarkt) in
Kombination mit Acetylsalicylsäure und bei Patienten mit akutem
Herzinfarkt mit ST-Strecken-Hebung in Kombination mit
Acetylsalicylsäure, sofern hier eine antithrombotische Therapie
indiziert scheint.
Kontraindikationen
- Schwere Leberfunktionsstörungen
- Akute pathologische Blutungen, z.B. bei Ulcus ventriculi und Ulcus duodeni
sowie bei intrakraniellen Blutungen
Arzneimittelinteraktionen
- Antithrombotika
- Gegenseitige Wirkungsverstärkung mit erhöhter Blutungsgefahr
- Nicht-steroidale Antiphlogistika
- Erhöhte Gefahr von (okkulten) gastrointestinalen Blutungen
- Inhibitoren von CYP2C19
- Da Clopidogrel durch CYP2C19
erst noch in den aktiven Metaboliten überführt werden muss, kann die
Wirkung der Substanz bei einer Inhibition dieses Isoenzyms vermindert
sein. Gleiches gilt bei Personen mit genetisch bedingter, verminderter
Aktivität von CYP2C19.
Häufig (1 - 10 %)
- Gastrointestinale Blutungen, Hämatome, Epistaxis
- Bauchschmerzen, Diarrhoe, Dyspepsie
Gelegentlich (0,1 - 1 %)
- Thrombozytopenie, Leukopenie, Eosinophilie
- Intrakranielle Blutungen, Augenblutungen, Blutungen der Haut (Purpura),
Hämaturie
- Ulcus duodeni, Ulcus ventriculi, Gastritis
- Übelkeit, Erbrechen, Blähungen, Obstipation
- Kopfschmerzen, Parästhesien, Benommenheit, Schwindel
Selten (0,01 - 0,1 %)
- Neutropenie
- Vertigo
- Retroperitoneale Blutungen
Sehr selten (< 0,01 %)
- Thrombotisch-Thrombozytopenische-Purpura (TTP)
- Diese potentiell lebensbedrohliche Nebenwirkung zeigt sich z.B. durch
Fieber, neurologische Symptome und Nierenfunktionsstörungen in
Kombination mit Thrombozytopenie und mikroangiopathischer hämolytischer
Anämie. Bei ihrem Auftreten sind die Therapie sofort abzubrechen und
entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten (z.B. Plasmapherese).
- (Aplastische) Anämie, Panzytopenie, Agranulozytose, Granulozytopenie
- Serumkrankheit, anaphylaktische Reaktionen
- Halluzinationen, Verwirrtheit
- Störungen des Geschmackssinns
- Schwere Blutungen (auch der Atemwege, der Lunge, der Muskulatur, der
Gelenke etc.), Vaskulitis, Hypotonie
- Bronchospasmus, interstitielle Pneumonie
- Pankreatitis, Colitis, Stomatitis
- Leberschäden, Hepatitis, akutes Leberversagen
- Bullöse Dermatitis (Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme,
toxische epidermale Nekrolyse), Angioödem, Exantheme, Urtikaria, Ekzem,
Lichen planus
- Arthritis, Arthralgie, Myalgie
- Glomerulonephritis
Anwendung
Tagesdosis |
75 mg |
Einzeldosis |
75 mg |
Dosierungshinweise
- Die normale Tagesdosis beträgt 75 mg und wird als eine Einzeldosis
eingenommen. Zur rascheren Aufsättigung wird eine Initialdosis von 300 mg
empfohlen.
- Bei Patienten über 75 Jahren sollte auf die erhöhte Initialdosis
verzichtet werden.
Anwendungshinweise
- Die Einnahme sollte regelmäßig und immer zur gleichen Tageszeit
erfolgen. Auf Nahrungseinnahme muss dabei keine Rücksicht genommen werden.
Bemerkungen
- Bei geplanten operativen Eingriffen sollte Clopidogrel eine Woche vor dem
Eingriff abgesetzt werden.
- Patienten, die Clopidogrel erhalten, sollten vor operativen Eingriffen
soweit möglich den Arzt darüber informieren.
Achtung
- Clopidogrel erhöht das Risiko für Blutungen erheblich. Insbesondere bei
Kombination mit anderen gerinnnungshemmenden Arzneistoffen, z.B.
Acetylsalicylsäure, Heparinen oder Glykoprotein-IIa/IIIb-Antagonisten,
sollte jegliche Blutungszeichen, insbesondere solche für okkulte Blutungen,
sorgfältig überwacht werden.
Pharmakologie
Typ
Wirkmechanismus
- Clopidogrel verhindert die ADP-induzierte Thrombozytenaggretation durch
irreversible Bindung an P2Y12.
- Clopidogrel ist ein Prodrug, das in der Leber zunächst unter Katalyse von
u.a. CYP2C19 in den aktiven Metaboliten verstoffwechselt wird.
- Neben CYP2C19 sind auch CYP1A2, CYP2B6 und CYP3A4 an der Aktivierung
beteiligt, jedoch sind sie normalerweise nicht die Umwandlung limitierend,
während bei Patienten mit einer reduzierten Aktivität von CYP2C19 eine verminderte
Wirkung auftreten kann.
- Im Rahmen der Aktivierung wird zunächst 2-Oxo-Clopidogrel gebildet, das
dann in den aktiven, ein Thiol-Derivat darstellenden, Metaboliten
umgewandelt wird.
- Insgesamt sind an der Aktivierung die Cytochrom-P450-Enzyme
- Der durch unspezifische Esterasen hauptsächlich (ca. 85 % der
aufgenommmenen Dosis) entstehende inaktive Carboxylsäure-Metabolit der Substanz kann die Aktivität von CYP2C9
inhibieren, dennoch scheinen hier keine klinisch relevanten Interaktionen
aufzutreten.
Exkretion
- Die Substanz wird zu etwa 50 % renal und 46 % biliär ausgeschieden.
Chemie
Strukturformel
C16H16ClNO2S
IUPAC
- Methyl-(RS)-α-(2-chlorphenyl)-6,7-dihydrothieno[3,2-c]pyridin-5(4H)-acetat
Eigenschaften
Analytik
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