Anthrachinone
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
Kontraindikationen
- Durch Verschiebungen des Elektrolythaushalts (siehe UAW)
wird die Wirkung von Medikamenten, die von der Konzentration bestimmter
Elektrolyte abhängig sind, verändert. So kann es z.B. zu einer Verstärkung der Wirkung von
herzwirksamen
Glykosiden kommen.
- Bauchschmerzen
- Gewöhnungseffekte
- Verschiebungen des Elektrolythaushaltes, v.a. Hypokaliämie
Anwendung
Bemerkungen
- Kein Dauergebrauch! Anthrachinone sollten höchstens 2 Wochen, möglichst
jedoch noch kürzer eingesetzt werden.
- Alternativ sollten mildere Abführmittel
eingesetzt werden.
Pharmakologie
Typ
Wirkmechanismen
- Die abführende Wirkung beruht auf einer verstärkten Dickdarmmotilität (prokinetische
Wirkung) sowie auf einer Netto-Elektrolyt- bzw. Netto-Wasser-Sekretion in
das Darmvolumen (hydragoge Wirkung). Dies führt zu einer Verkürzung der
Zeit für die Darmpassage und einer Aufweichung des Darminhalts.
- Die hydragoge Wirkung kann auf eine aktive Sekretion von Chlorid-Ionen ins
Darmlumen zurückgeführt werden. Aus osmotischen Gründen folgen
parazellulär Natrium- und andere Ionen sowie Wasser.
- Der genaue zelluläre Wirkmechanismus ist noch unbekannt. Es scheinen
Prostaglandine, das Darmnervensystem der Submukosa (Plexus submucosus),
Calciumkanäle und Neurotransmitter wie Acetylcholin
und Serotonin beteiligt zu
sein.
- Die Wirkung tritt nach frühestens 6 - 8 Stunden ein.
- Anthrachinone stellen nur ein Prodrug
für die eigentliche Wirkform, die Anthrone dar.
- Diese sind jedoch stark magenreizend, weshalb nur die Anthrachinone
pharmazeutische Verwendung finden.
- Erst im Dickdarm werden die Anthrachinone durch bakterielle Enzyme
in die Anthrone überführt. Anthrachinone selbst werden nicht resorbiert.
- Bei der Anwendung dieser Arzneistoffe kommt es zu verstärkten Elektrolytverlusten,
v.a. von Natrium und Kalium,
bei Dauergebrauch aber auch Calcium,
Magnesium und anderen.
- Als besonders problematisch ist der Verlust von K+-Ionen
anzusehen, der in den folgenden Teufelskreis führen kann:
- Normalerweise werden etwa 10 mval K+-Ionen pro Tag mit den
Fäzes ausgeschieden.
- Unter der Therapie mit hydragog wirkenden Laxantien kann dieser Wert
auf 100 bis 140 mval pro Tag ansteigen, da vermehrt Flüssigkeit aus dem
Interstitium ins Darmlumen gelangt.
- Bereits über diesen Mechanismus besteht die Gefahr einer Hypokaliämie.
- Zusätzlich kommt es durch den erhöhten Wasserverlust des Körpers
mit dem Stuhl auch zu einer verstärkten Ausscheidung anderer
Elektrolyte, v.a. aber von Natrium.
- Dieses strömt mit dem Wasser aus dem Interstitium des Darms in dessen
Lumen und wird im Interstitium durch Natrium
aus dem Blut
ersetzt.
- So kommt es zu einem Absinken der Na+-Konzentration im
Blut, was die Ausschüttung von Aldosteron
stimuliert. Aldosteron
erhöht die Rückresorption von Na+ in der Niere.
- Eine erhöhte Na+-Rückresorption in der Niere
ist jedoch stets mit einer erhöhten renalen K+-Ausscheidung
verbunden; eine mögliche bestehende Hypokaliämie
wird so weiter verstärkt.
- Eines der Symptome einer Hypokaliämie
sind Lähmungen der Darmmuskulatur, die wiederum zur Obstipation
führen.
- Dieser Effekt wird vom Patienten nun oft durch eine Dosiserhöhung zu
bekämpfen versucht.
- Generalisierte Kaliumverluste können außerdem zu Störungen der Herz-
und Nierenfunktion führen, ebenso steigern sie die Toxizität von herzwirksamen
Glykosiden.
- Im Tierversuch zeigten Anthrachinone genotoxische und kanzerogene
Wirkungen.
- Anthrachinone führen zu einer Hyperämie des kleinen Beckens, was einige
der Kontraindikationen begründet.
Chemie
Grundstrukturen
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1,8-Dihydroxyanthrachinon |
1,8-Dihydroxyanthron |
Bemerkungen
- Für die abführende Wirkung sind die OH-Gruppen in Position 1 und 8,
sowie mindestens eine Ketofunktion im mittleren Ring notwendig.
Beispiele
Substanzen
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