m-Cholinozeptor-Agonisten

Synonyme

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

Systemisch

  • Postoperative Blasen- und Darmatonie
    • Die Behandlung einer postoperativen Blasen- und Darmatonie kann mit Carbachol oder Bethanechol durchgeführt werden.
  • Refluxösophagitis
    • Mit Bethanechol lässt sich eine Refluxösophagitis behandeln.

Lokal

  • Glaukom
    • Pilocarpin wird zur Senkung des intraokularen Drucks bei der Behandlung des Glaukoms eingesetzt, wobei die Substanz aufgrund der pharmakologisch induzierten Erweiterung des Kammerwinkels beim Engwinkelglaukom
      und wegen der Verbesserung des Kammerwasserabflusses durch das Trabekelwerk in den Schlemmschen Kanal beim Offenwinkelglaukom therapeutisch bedeutsam ist.
    • Ähnliches gilt für Aceclidin.
  • Anregung der Speichelsekretion
    • Pilocarpin kann ebenfalls zur Anregung der Speichelsekretion z.B. als Mundspülung angewendet werden.

Kontraindikationen

Systemische Anwendung

Lokale Anwendung

  • Erkrankungen, bei denen eine Pupillenverengung kontraindiziert ist (Iritis acuta).
  • Vorsichtige Anwendung bei Kontraindikationen für systemische Therapie.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Systemische Anwendung

  • Die systemischen Nebenwirkungen sind Ausdruck der parasympathomimetischen Wirkung. Es können auftreten:
    • Bradykardie, Blutdruckabfall
    • Hypersalivation, Schwitzen
      • In Speichel- und Schweißdrüsen wird der Speichelfluss bzw. die Schweißsekretion gesteigert.
    • Gastrointestinale Beschwerden, vermehrter Harndrang
      • In Magen-Darm-Kanal und Harnwegen können Krämpfe, Bauchschmerzen, Diarrhoe, eine Verstärkung eines Ulcus pepticum-Leidens und Harndrang auftreten.
    • Asthma bronchiale
    • Akkomodationsstörungen
      • Im Auge kommt es zu einer Beeinträchtigung der Ferneinstellung und des Dämmerungssehens.
    • Muskelzuckungen
      • Die Aktivierung von N-Rezeptoren führt zu faszikulären Muskelzuckungen und Depolarisationsblock (Myastheniebehandlung!)

Lokale Anwendung

  • Bei lokaler Anwendung am Auge können auftreten:
    • Akkomodationsstörungen, vermehrte Tränensekretion, Schmerzen durch Spasmen des Ziliarmuskels
      • Die Einschränkung des Sehvermögens, welche im wesentlichen durch eine Störung von Akkomodation und Pupillenmotorik zustande kommt, nachteilig bemerkbar.
      • Dies führt zu einer schlechten Akzeptanz der Arzneimittel. Besonders ungünstig sind die Akkomodationsstörungen bei Kurzsichtigkeit.
  • Systemische Nebenwirkungen sind möglich, werden aber nur in Einzelfällen beobachtet.

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Wirkungen

Übersicht nach Organsystemen
Organ Organteil Wirkung
Auge M. sphincter pupillae Kontraktion (Miosis)
M. ciliaris Kontraktion (Akkomodation)
Autonome Ganglienzellkörper   Depolarisierung (durch Erregung von M1-Rezeotoren)
Blutgefäße   Überwiegend vasodilatierende Effekte
Bronchialsystem Glatte Muskulatur Kontraktion
Drüsen Erhöhte Sekretion
Flimmerepithel Beschleunigung der Zilienbewegung
Gallenblase und M. sphincter Oddi   Kontraktion
Gastrointestinaltrakt Glatte Muskulatur Steigerung der Motilität und (meist) Erschlaffung der Sphincteren
Drüsen Erhöhte Sekretion
Harnblase   Kontraktion des M. detrusor vesicae mit Verminderung des Auslasswiderstandes
Harnwege   Steigerung der Motilität
Herz Sinusknoten Abnahme der Erregungsbildungsgeschwindigkeit und damit der Frequenz
Vorhof Abnahme der Kontraktionskraft
AV-Knoten Abnahme der Reizleitungsgeschwindigkeit
Purkinje-Fasern Geringe Abnahme der Reizleitungsgeschwindigkeit
Kammer Geringe Abnahme der Kontraktionskraft
Postganglionär-parasympathische Axone   Hemmung der Transmitterfreisetzung durch Erregung von Autorezeptoren
Postganglionär-sympathische Axone   Hemmung der Transmitterfreisetzung durch Erregung von M2-Rezeptoren
Schweißdrüsen   Erhöhte Sekretion
Speicheldrüsen   Erhöhte Sekretion von serösem Speichel
Tränendrüse   Erhöhte Sekretion
ZNS   Tremor, Weckreaktion
Systemisch
  • Bei systemischer Applikation von Carbachol oder Bethanechol werden im Gegensatz zu Acetylcholin nur geringfügige kardiovaskuläre Effekte beobachtet.
  • Dabei steht eine leichte Blutdrucksenkung, die von einer milden Reflextachykardie begleitet wird (Barorezeptorreflex), im Vordergrund.
  • Dagegen steigt bei der gleichen Dosis die peristaltische Aktivität des Darms, während die Darmsphincteren erschlaffen.
  • Darüber hinaus wird der Tonus des M. detrusor vesicae in der Blasenwand erhöht und der Sphincter relaxiert, so dass es zu einer Verbesserung der Miktion kommt.
  • Die Substanzen führen ebenfalls zu einer Erhöhung des Tonus der glatten Muskulatur in den Bronchien.
  • Als quartäre Ammoniumverbindungen können Carbachol und Bethanechol die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und entfalten daher keine zentralen Wirkungen.
Lokal
  • Die lokale Applikation von Parasympathomimetika in Form von Augentropfen zeigt folgende Wirkung:
    • Miosis, der eine Kontraktion des parasympathisch innervierten M. sphincter pupillae zugrunde liegt und die z.B. bei Pilocarpin zwischen 6 und 24 h anhält.
    • Senkung des intraokularen Drucks als Folge der konstriktorischen Wirkung auf den sowohl sympathisch als auch parasympathisch innervierten Ziliarmuskel.
  • Dadurch wird der Winkel zwischen Iris und Cornea erweitert.
    • Dies erleichtert den Zutritt des in den Epithelzellen des Ziliarkörpers in der hinteren Augenkammer gebildeten und in die vordere Augenkammer geflossenen Kammerwassers zum sog. Trabekelwerk (Reticulum trabeculae).
    • Dieses nunmehr gedehnte, kollagene und von Mukopolysacchariden umgebene Bindegewebe von gitterartiger Struktur nimmt das Kammerwasser jetzt leichter auf und leitet es dem eigentlichen Abflussweg, dem Schlemmschen Kanal (Sinus venosus sclerae) zu.
    • Insgesamt wird also der Kammerwasserabfluss verbessert und damit auch der intraokulare Druck gesenkt.
  • Eine Rundung der Linse (Einstellung des Auges auf die Ferne) wird unmöglich

Wirkmechanismus

Pharmakokinetik

Metabolisierung

  • Im Gegensatz zu Acetylcholin werden direkte Parasympathomimetika wesentlich langsamer metabolisiert und eignen sich daher eher für einen therapeutischen Einsatz.

Beispiele

Substanzen

 

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