Eisenstoffwechsel
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Pharmakologie
- Eine zu hohe Eisenkonzentration im Körper schädigt vor allem Leber,
Pankreas und das Myokard. Es kommt zu so
genannten Hämochromatosen.
- Eine akute Eisenvergiftung tritt jedoch praktisch nur bei der parenteralen
Gabe von Eisenpräparaten auf, obwohl sie - entgegen früherer Annahmen -
auch bei peroraler Anwendung möglich wäre.
Physiologie
Vorkommen und Bestand von Eisen im
Körper
- Der erwachsene menschliche Organismus enthält ungefähr 2 - 5 g Eisen,
wobei Frauen einen geringeren Eisenbestand aufweisen als Männer.
- Von der Gesamtmenge an Eisen im
Körper sind etwa 65 - 70 % im Hämoglobin
gebunden, etwa weitere 25 % sind Speichereisen, das an Ferritin und
Hämosiderin gebunden vorliegt. Etwa 3,5 - 4 % sind im Muskelfarbstoff Myoglobin,
weitere 2,5 % im Knochenmark und schließlich ca. 0,1 - 0,2 % in Enzymen
(z.B. Cytochromen, Peroxidasen, Katalasen) lokalisiert.
- Ein zuverlässiges Maß für den Eisenbestand im Körper ist die
Serum-Ferritin-Konzentration, die zwischen 100 und 250 µg/l liegen sollte.
Bei Werten unterhalb 12 µg/l kann ein Eisenmangel als gesichert gelten.
Eisenbedarf
- Pro Tag verliert der Mann ca. 1 mg, die Frau im gebärfähigen Alter ca. 2
mg Eisen, v.a. durch
Zellabschilferungen im Magen-Darmtrakt sowie bei der Frau zusätzlich durch
Menstruation.
- Entsprechend variiert der tägliche Eisenbedarf, der in während des
Wachstums und in der Schwangerschaft zusätzlich erhöht ist. Eine
Übersicht über den ungefähren täglichen Eisenbedarf gibt die folgende
Tabelle:
1,0 |
1,0 |
1,0 |
1,0 |
1,2 |
0,2 |
1,8 |
1,0 |
2,0 |
1,0 |
2,8 |
1,0 |
3,7 |
1,0 |
- Wie man erkennen kann beträgt der Mehrbedarf für Wachstum etwa 1 mg/d,
der für die Menstruation etwa 0,8 mg/d und der in der Schwangerschaft etwa
2,7 mg/d.
- Der deutlich erhöhte Eisenbedarf in der Schwangerschaft macht (nach
entsprechender Laborkontrolle) meist die zusätzliche Gabe von 50 mg/d
notwendig.
Eisenaufnahme im Darm
- Dem Körper sollten täglich etwa 10 - 20 mg Eisen
zugeführt werden. Dies ist bei normaler Ernährung gewährleistet.
- Die Eisenresorption findet im Duodenum und oberen Jejunum statt. Dort
werden, sofern kein Eisenmangel besteht, durchschnittlich 10 - 15 % des mit
der Nahrung ins Duodenum gelangenden Eisens resorbiert.
- Eisen aus tierischer Nahrung
ist dabei meist deutlich besser resorbierbar, als solches aus
pflanzlicher Nahrung. Der Grund dürfte darin liegen, dass das Eisen
in pflanzlicher Nahrung oft in Form schwerlöslicher Salze (z.B. Phosphate
oder Phytate) vorliegt.
- Mit der Nahrung aufgenommenes Fe2+, z.B. aus Hämoglobin,
Myoglobin und eisenhaltigen Enzymen
in Fleisch und Fisch kann im oberen Dünndarm
nach Abspaltung des Proteinrests relativ effizient als Häm-Eisen(II)
resorbiert werden.
- In der Mukosazelle wird das an Häm
gebundene Fe2+ durch die Hämoxygenase wieder abgespalten und
anschließend zu Fe3+ oxidiert.
- Fe3+ wird nun entweder ans Blut (s.u.)
abgegeben oder es verbleibt, gebunden an das etwa 450 kDa schwere Protein
Apoferritin, in der Mukosazelle. Der dabei gebildete Speicherkomplex
wird als Ferritin (s.u.) bezeichnet.
- Nicht an Häm gebundenes Eisen
kann nur als Fe2+ resorbiert werden.
- Aus diesem Grund wird Fe3+ zunächst von einer Ferriredukatse
(als Reduktionsmittel
dient Ascorbinsäure)
auf der luminalen Seite der Mukosazelle zu Fe2+ reduziert.
- Das entstandene freie Fe2+ wird wahrscheinlich durch einen
elektrogenen Fe2+-H+-Symporter (DCT1)
sekundär-aktiv in die Mukosazelle aufgenommen.
- Dabei kompetitiert Fe2+ mit anderen zweiwertigen
Schwermetall-Kationen wie Mn2+, Co2+, Cd2+
u.a.
- Wichtig für die Aufnahme ist ein niedriger pH-Wert des Chymus,
da so der H+-Gradient erhöht ist, über den der Fe2+-H+-Symporter
das Fe2+ in die Zelle treibt. Außerdem begünstigt ein
niedriger pH-Wert die Freisetzung von Eisen
aus Nahrungs-Komplexen und verhindert die Bildung von schwer löslichem
Fe(OH)3.
- Die Aufnahme des Eisens ins Blut wird durch
die Darmmukosa geregelt:
- Bei einem Eisenmangel bindet die zytosolische Aconitase (Eisen-regulierendes
Protein) an Ferritin-mRNA und hemmt so die Proteinbiosynthese
von Ferritin.
- Da so die intrazelluläre Speicherfähigkeit für Fe2+
begrenzt wird, gelangt absorbiertes Fe2+ vermehrt ins Blut.
- Entgegen früherer Annahmen bieten die beschriebenen Transportsysteme
keinen Schutz gegen eine zu hohe Eisenaufnahme in den Körper bei einem
Überangebot oral applizierten Eisens.
Transport im Blut
- Das von den Zellen der Darmmukosa ins Blut
abgegebene Fe2+ wird dort von Coeruloplasmin (+ Kupfer)
zu Fe3+ oxidiert und anschließend an Apotransferrin
gebunden.
- Das Protein Apotransferrin sorgt für den Transport des dreiwertigen
Eisens im Blut. Dabei kann ein Molekül
Apotransferrin zwei Fe3+-Ionen aufnehmen.
- Der so entstehende Komplex wird als Transferrin bezeichnet.
- Transferrin wird über Transferrin-Rezeptoren endozytotisch in
Erythroblasten sowie in Leber-, Plazenta- und andere Zellen aufgenommen.
- Nach der Abgabe des gebundenen Eisens wird Apotransferrin wieder ins Blut
entlassen, wo es erneut Eisen aus
dem Darm und Makrophagen (s.u.) aufnehmen
kann.
- Die Gesamtbindungskapazität des Transferrins für Eisen
im Blut beträgt ca. 14 mg. Im Normalfall wird
nur etwa 1/3 dieser Kapazität (ca. 4 mg) ausgeschöpft.
Speicherung
- Ferritin, das in den Zellen der Darmmukosa, der Leber,
des Knochenmarks, Erythrozyten und im Plasma
vorkommt, ist einer beiden bedeutenden Speicherkomplexe für Eisen
im Körper.
- Ein Molekül Ferritin kann in einer "Tasche" bis zu 4500 Fe3+-Ionen
aufnehmen.
- Für den gesamten Körper entspricht dies einer Menge von etwa 600 mg.
- Das in Ferritin gespeicherte Eisen
kann relativ rasch wieder freigesetzt werden.
- Der zweite bedeutende Speicher für Eisen
im Körper ist Hämosiderin.
- Die im Körper in Hämosiderin gespeicherte Menge an Eisen
beträgt etwa 250 mg.
- Hämosiderin findet sich vor allem in den Makrophagen
der Leber und im Knochenmark.
- Es entsteht aus Ferritin und stellt eine Aggregation der Eisenanteile
mehrerer Ferritin-Moleküle mit teilweise abgebautem Proteinanteil dar.
- Das in Hämosiderin gebundene Eisen
ist schwerer mobilisierbar als das aus Ferritin freisetzbare.
- Die biologische Halbwertszeit von Eisen
beträgt in der Lunge ca. 3200 Tage, im Knochengewebe 1680 Tage und über
den gesamten Organismus gemittelt durchschnittlich 800 Tage.
Wiederverwertung
- Das aus fehlgebildeten Eryhtroblasten und hämolysierten Erythrozyten
freigesetzte Hämoglobin-Eisen und Häm-Eisen wird an Haptoglobin bzw.
Hämopexin gebunden und von den Makrophagen
des Knochenmarks bzw. der Leber und Milz durch Endozytose
aufgenommen.
- Insgesamt werden so ca. 97 % der täglich anfallenden Eisenmenge von 20 -
30 mg recycelt.
Mangelerscheinungen
- Hypochrome Anämie
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
- Erhöhte Infektanfälligkeit
- Plummer-Vinson-Syndrom
- Rhagaden, Haarasufall, Nagelbrüchigkeit
- Amenorrhoe
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