Colchicin

Übersicht


Medizin

Typ

  • Gichtmittel

Indikationen

  • Gicht
    • Heute praktisch nur noch zur Therapie akuter Gichtanfälle sowie zur Diagnose (da es sehr sicher und sehr spezifisch bei aktuten Gichtanfällen hilft) eingesetzt.
    • Die Wirkung beruht wahrscheinlich auf einer Hemmung der Einwanderung von Entzündungszellen in die Gelenke.
  • Mittelmeerfieber
    • Bei Patienten mit familiärem Mittelmeerfieber kann die lebenslange Einnahme von Colchicin die Entstehung einer Amyloidose verhindern.
  • Morbus Adamantiades-Behçet
    • Beim Morbus Adamantiades-Behçet konnten in verschiedenen Studien, insbesondere bei Kindern, positive Ergebnisse erhalten werden. Im Vergleich zu Glukokortikoiden oder anderen Immunsuppressiva scheint Colchicin vorteilhaft aufgrund der besseren Langzeitverträglichkeit.
  • Rheuma (obsolet)

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

  • Gastrointestinale Beschwerden (z.T. schwere Diarrhoe)
  • Neutropenie
  • Knochenmarksschäden, Haarausfall, Anämie (bei längerer Einnahme hoher Dosen)

Kontraindikationen

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis max. 6 mg
Einzeldosis 2 mg

Pharmakologie

Typ

  • Mitose-Hemmstoff

Pharmakodynamik

Wirkungen

  • Antiinflammatorisch, zytotoxisch

Wirkmechanismen

  • Colchicin bindet an freies Tubulin, einem der Bestandteile der Mikrotubuli, so dass dieses nicht mehr für den Aufbau von Mitosespindeln zur Verfügung steht. 
  • Die anderen Vorgänge der Mitose werden nicht direkt beeinflusst, jedoch kommt es aufgrund des fehlenden Spindelapparates nicht zur korrekten äquatorialen Ausrichtung der Chromosomen, wie es in der Metaphase normalerweise der Fall ist. 
  • Auch das Aufteilen der Schwesterchromatiden während der Anaphase unterbleibt aufgrund fehlender Spindelfasern. Bei der Teilung entsteht so je eine Zelle mit und eine ohne Zellkern, wobei letztere nicht lebensfähig ist. Die andere Zelle verdoppelt nun in der Interphase die Chromatiden, was bei tierischen Zellen zur Apoptose führt.
    • Bei pflanzlichen Zellen kommt es zu einer Polyploidisierung mit einer oftmals gewünschten Vergrößerung der Zellen. Colchicin wird daher in der Pflanzenzucht eingesetzt.
    • Bei der Erstellung von Karyogrammen werden so Chromosomen gewonnen, die sich lichtmikroskopisch gut beurteilen lassen.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs)  
Clearance (CLtot)  
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 4 - 5 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0)  
Plasmaproteinbindung (PB)  
Verteilungsvolumen (Vapp)  

Exkretion

  • Colchicin wird sowohl unverändert über die Nieren, als auch über die Galle in die Faeces ausgeschieden. Das mit der Galle eliminierte Colchicin unterliegt einem enterohepatischem Kreislauf.

Toxikologie

Pregnancy category X
LDLO (Mensch) 12 mg

Intoxikation

Symptome

  • Etwa 2 - 6 h nach der Einnahme kommt es zu den folgenden, weitgehend chronologisch gegliederten Symptomen:
    • Brennen in Mund und Rachen
    • Fieber
    • Erbrechen (z.T. anhaltend)
    • Bauchschmerzen
    • Diarrhoe (massive)
    • Lähmungen
    • Nierenversagen
    • Herz-Kreislaufversagen

Bemerkungen

  • Bei Einnahme hoher Colchicin-Dosen kommt es im Körper zu einer massiven Bildung nichtfunktionsfähiger Zellen, die vom Immunsystem abgebaut werden müssen. Bei einer Überlastung des Immunsystems kommt es durch die abgestorbenen Zellen zu schweren Vergiftungserscheinungen, die lebensgefährlich sein können.

Antidot

  • Kein spezifisches Antidot verfügbar!

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C22H25NO6

Molekülmasse

  • 399,437

IUPAC

  • N-((7S)-5,6,7,9-Tetrahydro-1,2,3,10-tetramethoxy-9-oxobenzo(a)heptalen-7-yl)-acetamid

CAS-Nummer

  • 64-86-8

Eigenschaften

Schmelzpunkt 277 °C
log P  
pKS  

Sonstige Eigenschaften

  • Blassgelbes kristallines Pulver, das sich bei Lagerung an der Luft dunkel färbt.
  • Löslich in Wasser, Ethanol und Chloroform. Praktisch unlöslich in Petrolether.

Biologie

Vorkommen

Verwendung

 

www.BDsoft.de
pharm@zie
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