Flupirtin

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Mäßige bis starke Schmerzen; insbesondere verspannungsbedingte oder mit muskulären Verspannungen einhergehende Schmerzsyndrome

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Häufig bis sehr häufig

Gelegentlich bis selten

  • Verwirrtheit, Sehstörungen, Hautreaktionen
  • Kurzdauernder, reversibler Anstieg der Muskelenzyme (CPK, SGOT) [nur bei Injektion]

Sehr selten

  • Anstieg der Transaminasen
  • Hepatitis

Arzneimittelinteraktionen

  • Sedierende, muskelrelaxierende und gerinnungshemmende Arzneistoffe (inkl. Ethanol)
    • Wirkungsverstärkung der genannten Substanzen
  • Paracetamol
    • Die zeitnahe Gabe von Paracetamol kann den sehr selten beobachteten Anstieg der Transaminasen verstärken

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis max. 600 mg
Einzeldosis 100 - 200 mg

Patientenhinweise

Bemerkungen

  • Flupirtin scheint keinen Einfluss auf die Atem- und Bronchialfunktion zu haben. Es eignet sich daher zur Schmerztherapie bei Asthmatikern.
  • Die Substanz eignet sich aufgrund ihrer auch muskelrelaxierenden Wirkung gut gegen Schmerzen in Kombination mit oder durch Verspannungen. Antiphlogistische und antipyretische Wirkungen fehlen!

Handelsnamen

  • Katadolon, Trancopal

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkeintritt ca. 0,5 h
Wirkdauer 3 - 5 h

Wirkungen

  • Schmerzhemmend und muskelrelaxierend

Wirkmechanismus

  • Flupirtin ist ein zentral wirkendes Analgetikum. Seine Wirkung entsteht im nozizeptiven System (an der "absteigenden Schmerzkontrolle").
  • Dort stabilisiert die Substanz das Ruhepotential der Nervenzellen, indem es selektiv neuronale K+-Kanäle öffnet.
    • Durch Öffnung dieser K+-Kanäle komm es zu einem Ausstrom von K+-Ionen und einer Stabilisierung des Ruhepotentials der Nervenzellen. Nachgeschaltete Neurone werden so weniger erregt, bleiben dadurch besser gegen neurotoxische Einflüsse geschützt und werden nicht gegenüber weitergeleiteten Reizen sensibilisiert.
      • Diese Sensibilisierung mit der Folge einer Übererregung der nachgeschalteten Neurone auf eigentlich geringe Reize, wird als Schmerzgedächtnis bezeichnet.
      • Die sensibilisierten Neurone reagieren heftiger auf weitergeleitete Schmerzreize, so dass ein Folgeschmerz als stärker empfunden wird, und können längerfristig so empfindlich werden, dass sie nahezu ohne äußeren Reiz erregt werden. Der Schmerz ist dann chronisch.
      • Flupirtin wirkt nicht nur der Schmerzchronifizierung entgegen, es kann sogar eine bereits bestehende Sensibilisierung wieder verringern.
  • Die Öffnung der K+-Kanäle im ZNS ist auch für die zentral muskelrelaxierenden Wirkungen verantwortlich.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs)  90 %
Clearance (CLtot)  110 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2)  7 - 11 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0)  > 0,7
Plasmaproteinbindung (PB)  80 - 85 %
tmax ca. 2 h
Verteilungsvolumen (Vapp)  1,2 L/kg

Resorption

  • Flupirtin wird nach peroraler Applikation rasch (15 - 30 min) aus dem Gastrointestinaltrakt resorbiert.

Exkretion

  • Die Elimination erfolgt zu etwa 69 % renal.

Toxikologie

Schwangerschaft

  • Bislang liegen keine Hinweise auf ein teratogenes Potential vor.

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C15H17FN4O2

Molekülmasse

  • 304,319

IUPAC

  • Ethyl 2-amino-6-[(4-fluorbenzyl)amino]-3-pyridincarbamat

CAS-Nummer

  • 56995-20-1

Eigenschaften

Schmelzpunkt  
pKS  
 

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