Tapentadol
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
- Starke akute und chronische Schmerzen, die nur mit Opioidanalgetika angemessen behandelt werden können.
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
- Starke Atembeschwerden
- Alter < 18 Jahre (Zulassungsbeschränkung)
Relative Kontraindikationen
- Opioidabhängigkeit
- Dialysepflichtige Niereninsuffizienz
- Gallenwegserkrankungen, Leberfunktionsstörungen
- Hirndrucksteigerung
- Erhöhte Krampfbereitschaft
- Schwangerschaft, Stillzeit
Anwendung
Tagesdosis |
(Retardpräparate1) bis 500 mg |
Einzeldosis |
50 - 100 mg |
Dosierungshinweise
- Die retardierten Formulierungen von Tapentadol sollen zweimal täglich,
idealerweise im Abstand von 12 h, eingenommen werden. Die Dosierung sollte
mit 50 mg pro Einzeldosis begonnen werden und kann bis auf 500 mg/d
gesteigert werden.
- Bei Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung notwendig. Bei Patienten mit Lebererkrankungen
sollte mit niedrigeren Dosen begonnen werden. Zudem ist hier oftmals eine
einmal tägliche Applikation ausreichend.
Patientenhinweise
Bemerkungen
Handelsnamen
Pharmakologie
Typ
Pharmakodynamik
Wirkmechanismen
- Tapentadol wirkt als Agonist an µ-Rezeptoren und zeigt zudem eine
Wiederaufnahmehemmung für Noradrenalin
(selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer). Durch letzteres steht mehr
Noradrenalin aus Neuronen an absteigenden Bahnen an postsynaptischen α2-Adrenozeptoren
der aufsteigenden Bahnen zur Verfügung. Da Noradrenalin
hier die Schmerzweiterleitung behindert, kommt es so zu einem zusätzlichen
analgetischen Effekt.
- Die Affinität zum µ-Rezeptor beträgt nur etwa ein 1/50 der von Morphin,
dennoch wird eine relativ hohe analgetische Potenz angegeben. Diese soll mit
etwa 0,3 - 0,5 zwischen Tramadol und Morphin liegen.
Bemerkungen
- Aufgrund der Rezeptorselektivität und der relativ geringen
Rezeptoraffinität wird ein besseres Verträglichkeitsprofil
mit geringeren unerwünschten Arzneimittelwirkungen (insbesondere Übelkeit,
Erbrechen und Obstipation) erwartet.
- Dosierungen mit 50 - 75 mg Tapentadol sollen in etwa äquipotent zu 10 mg
Oxycodon sein.
Pharmakokinetik
Distribution
- Die Substanz geht vermutlich in die Muttermilch über.
- Die Substanz wird in der Leber glucuronidiert und mit Sulfat
konjugiert.
Exkretion
- Die Ausscheidung in Form der Metaboliten erfolgt zu über 95 % renal.
Bemerkungen
- Embryotoxozität und verzögerte Entwicklung des Embryos wurden bei der
Einnahme in der Schwangerschaft beobachtet.
Geschichtliches
- Die Substanz wurde von Grünenthal zusammen mit Johnson & Johnson
entwickelt.
- Die Zulassung in Deutschland erfolgte am 19. August 2010.
- Tapentadol war bei seiner Einführung das erste neue peroral verfügbare
Opiod-Analgetikum seit ca. 25 Jahren.
Chemie
Strukturformel
Summenformel
C14H23NO
Molekülmasse
IUPAC
- 3-[(1R,2R)-3-(Dimethylamino)-1-ethyl-2-methylpropyl]phenol
CAS-Nummer
Eigenschaften
Analytik
IR-Spektrum
|