Tramadol

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

  • Zentrale Schmerzhemmung bei mäßigen bis stärkeren Schmerzen
  • (Geringe) Sedierung

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

  • Schwindel, Benommenheit
  • Übelkeit, Brechreiz, Erbrechen (besonders bei unruhigen Patienten, sehr häufig > 10 %)
  • Orthostatische Dysregulation
  • Tachykardie
  • Krampfanfälle (selten)

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis max. 400 mg
Einzeldosis 50 - 100 mg

Antidot

Handelsnamen

  • Amadol, Tramal, Tramundin

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkeintritt (i.v.) 5 - 8 min
Wirkdauer 2 - 4 h

Bemerkungen

  • Tramadol ist ein mäßig stark wirksames Opioid-Analgetikum mit geringem bis fehlendem Abhängigkeitspotential.
  • Die notwendige Dosierung beträgt ca. das 10fache der des Morphins, also etwa 50 - 100 mg. Die maximale Tagesdosis beträgt 400 mg.
  • Bei normaler Dosierung ist keine Atemdepression zu erwarten.
  • Der Mechanismus der analgetischen Wirkung ist sehr komplex und geht über die Wirkungen der Opioid-Rezeptoren hinaus.
  • Tramadol ist ein Racemat, wobei das (+)-Enantiomer eine höhere Affinität zu µ-Rezeptoren besitzt und in dieser Hinsicht stärker wirksam ist. Noch affiner ist der O-Desmethyl-Metabolit.
  • Die Substanz hemmt außerdem Transportsysteme für die neuronale Rückaufnahme von Noradrenalin und Serotonin - hier mit umgekehrter Enantioselektivität. Dieser Effekt erinnert an die tricyclischen Antidepressiva.
    • Diese Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmung wird für die Nebenwirkungen Schwindel, Übelkeit und Erbrechen verantwortlich gemacht.

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) 60 - 75 %
Clearance (CLtot) 487 ml/min
(andere Quelle) 440 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2)

ca. 6 h
(aktiver Metabolit) 6 - 9 h

Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 0,5
Plasmaproteinbindung (PB) ca. 20 %
(andere Quelle) < 5 %
Verteilungsvolumen (Vapp) 3,3 L/kg

Metabolisierung

  • Tramadol wird in der Leber durch O- und N-Demethylierung metabolisiert, die entstandenen Metaboliten werden anschließend glucuronidiert.
  • Die oxidativen Phase-I-Reaktionen werden vor allem über CYP2D6 katalysiert.

Exkretion

  • Etwa 30 % der Substanz werden unverändert renal ausgeschieden.

Bemerkungen

  • Die Gesamtkörperclearance wird mit 487 ml/min angegeben, wobei der Anteil der renalen Clearance etwa 77 ml/min beträgt.

Toxikologie

Schwangerschaft

  • Bislang liegen keine Hinweise auf ein teratogenes Potential vor.

Bemerkungen

  • Durch N-Demethylierung durch Cytochrom-P450-Enzyme entsteht der aktive Metabolit M1.
  • Bei Patienten mit Leberzirrhose ist die Metabolisierung von Tramadol eingeschränkt, so dass sich die Eliminationshalbwertszeiten von Tramadol und des aktiven Metaboliten M1 etwa verdoppeln.
  • Auch bei Niereninsuffizienz kann sich die Eliminationshalbwertszeit verlängern.
    • In einem Einzelfall beispielsweise nach wiederholter oraler Einnahme von Tramadol Atemdepression beobachtet, die durch Naloxon aufgehoben werden konnte.

Notfallmedizin

Indikation

  • Mittelstarke bis starke Schmerzzustände

Anwendung

Dosierung

  • 50 - 100 mg langsam i.v. als Einzeldosis
  • Bei Kindern ab 1 Jahr: 1 - 2 mg/kg

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C16H25NO2

Molekülmasse

  • 263,38

IUPAC

  • (R,R/S,S)-2-(Dimethylaminomethyl)-1-(3-methoxyphenyl)cyclo-hexanol

Eigenschaften

Schmelzpunkt 180 - 184 °C (HCl)
pKB 4,7
pKS 8

Sonstige Eigenschaften

  • HCl: Löslich in Wasser und Methanol. Schwer löslich in Aceton und Petrolether.

Bemerkungen

  • Tramadol ist ein synthetisches 4-Phenyl-Piperidin-Analogon von Codein.

Analytik

Identität

www.BDsoft.de
pharm@zie
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