Staphylococcus aureus

Übersicht


Medizin

Medizinische Bedeutung

  • Häufiger Erreger opportunistischer Infektionen, die aufgrund häufiger Resistenzen nur schwer behandelt werden können.
  • Enterotoxinbildende Staphylokokken zählen zu den wichtigsten Ursachen von Nahrungsmittelintoxikationen. 
    • Strenge lebensmittelhygienische Maßnahmen sind erforderlich, um solche Ausbrüche zu verhindern. Die klinische Symptomatik gleicht hierbei der anderer Nahrungsmittelinfektionen.

Pathogenese und Klinik

  • Die für die Menschen pathogenen Staphylococcus-aureus-Stämme zeigen große Unterschiede in ihrer Virulenz.
  • Keines der unten aufgeführten Toxine oder Enzyme kann bei invasiven Infektionen als alleiniger entscheidender Virulenzfaktor angesprochen werden. 
  • Die Virulenz ist vielmehr als die Summe aller Aktivitäten eines Staphylokokkenstammes anzusehen. 
  • Darüber hinaus musste man in den letzten Jahren feststellen, dass manche virulenten Staphylokokken auch eine besondere Epidemietendenz besitzen. Worauf diese beruht, ist nicht bekannt.
  • Auf der Haut und Schleimhautoberfläche werden Staphylokokken nur dann zum Entzündungserreger, wenn eine Vorschädigung oder eine lokale Resistenzminderung vorliegt (z.B. Dermatitis). 
  • Sind Staphylokokken in das Zwischengewebe des Körpers eingedrungen, können sie unterschiedlichste Infektionsprozesse verursachen oder mitunterhalten. 
  • Als typische Staphylococcus-aureus-Prozesse sind zu nennen: 
    • Osteomyelitis (Knochenmarksentzündung)
    • Furunkel, Karbunkel (Ansammlung dicht beieinanderliegender Furunkeln)
    • Mastitis (Brustdrüsenentzündung)
    • Impetigo (Eiterflechte)
    • Rittersche Erkrankung (Dermatitis exfoliativa)
    • Bartflechte
  • Das seit 1978 bekannte Toxic Shock Syndrome (TSS) imponiert durch die Leitsymptome Fieber, Hypotonie und Exanthem (scharlach-ähnlich). Hinzu kommen meist noch verschiedene Organschädigungen. Meist tritt TSS in Zusammenhang mit der Menstruation (Tampons) bei jüngeren Frauen auf; hierher gehört offensichtlich auch der Staphylokokken-Scharlach.

Therapie


Biologie

Definition

  • Grampositive Haufenkokken, die häufig als Erreger opportunistischer Infektionen auftreten.

Vorkommen

  • Beim gesunden Menschen findet man Staphylococcus aureus in wechselnder Häufigkeit in der Standortflora des vorderen Nasenbereiches, seltener in der Rachenflora, an bestimmen Bereichen der Hautflora (besonders im Bereich des Perineum) und sporadisch auch in der Darmflora.

Eigenschaften des Erregers

  • Staphylococcus aureus zeigt keine besonderen Nährstoffansprüch, er kann eine Vielzahl von Substraten zu seiner Ernährung verwenden.
  • Die Kolonien sind kuppelförmig, meist gelb pigmentiert (aureus = golden) und zeigen auf Blutagar oft eine Hämolyse. Es können aber auch weiß pigmentierte Kolonien vorkommen.
  • In der Zellwand von Staphylococcus aureus findet man den sogenannten Clumping-Faktor, der über Fibrinogen und lösliche Fibrinkomplexe zu einer Verklumpung des Plasmas führt. Die pathogene Bedeutung dieses Faktors wird noch diskutiert.
  • Auf der Zellwandoberfläche von Staphylococcus aureus lässt sich das Protein A nachweisen, welches die Staphylokokken vor der Phagozytose schützt. Interessant ist, dass sich dieses Protein A unspezifisch mit dem Fc-Stück von IgG-Antikörpern verbinden kann. 
  • Staphylococcus aureus ist auch in stark hypertonen Milieus überlebensfähig. Er überlebt z.B. auch in 10 %iger NaCl-Lösung.
  • Die Säuretoleranz von Staphylococcus aureus reicht bis ca. pH 5.
  • Imposant ist der Ferment- und Toxinreichtum von Staphylococcus aureus:
    • β-Lactamase
      • 70 - 90 % der Staphylococcus-aureus-Stämme produzieren β-Lactamase. Da sie dies aktiv sezernieren bieten sie so auch anderen, Bakterien in ihrer Umgebung, die ansonsten von β-Lactam-Antibiotika angegriffen werden könnten einen Schutz. Dies wird als "Gruppenschutz" bezeichnet.
      Enterotoxine
      • Rund ein Drittel aller Staphylococcus-aureus-Stämme sind in der Lage, Enterotoxine zu bilden und sie an die Umgebung abzugeben. 
      • Man unterscheidet die Enterotoxine A, B, C, D und E. 
      • Sie führen zur Staphylokokkenenterotoxikose.
    • Exfoliativtoxine (SSSS-Toxine)
      • Diese epidermolytischen Toxine verursachen eine intraepidermale Spaltbildung in der Haut, wodurch das "Staphylococcal Scalded Skin-Syndrom" (SSSS) ausgelöst wird (beim Säugling spricht man auch von der Ritterschen Erkrankung, weitere Bezeichnungen sind Brühhaut-Syndrom oder Dermatitis exfoliativa). 
        • Die obere Hautschicht löst sich blasenartig von der unteren ab ( toxische Epidermolyse ). Diese toxische Reaktion findet am ganzen Körper statt.
        • Für das Bakterium liegt der Vorteil in der zusätzlichen  Schädigung der Haut, die ihm die Besiedlung auch tieferer Gebiete eröffnet.
        • Die Therapie besteht in der Beseitigung des Toxinherdes durch Antibiotika
        • Die betroffenen Hautstellen heilen ohne Narbenbildung aus, da die teilungsfähigen Zellen nicht geschädigt werden.
        • Etwa 1 % der Fälle enden durch Sepsis oder Sekundärinfektionen letal.
        • Besonders betroffen sind Kinder. Im Laufe des Lebens wird eine Immunität gegen dieses Toxin entwickelt.
      • Man kennt zwei Toxine, das Exfoliatin A und das Exfoliatin B, die besonders von Staphylokokken der Phaggruppe II gebildet werden.
    • Fibrinolysin (Staphylokinase)
      • Mit diesem Enzym können Staphylokokken Plasminogen aktivieren; das dadurch entstehende Plasmin führt zur Fibrinauflösung. 
      • Staphylokokken bilden das Fibrinolysin erst einige Zeit nach der Koagulase. 
        • Nachdem sich die Staphylokokken vorerst im Schutz des Fibrinmantels vermehren konnten, vermögen sie dann dieses Fibrin selbst aufzulösen und sich damit einen Weg zur Ausbreitung freizumachen.
    • Gelatinase
      • Mit Hilfe der Gelatinase kann Staphylococcus aureus Gelatine irreversibel verflüssigen und sie als Nährstoff nutzen.
      • Staphylocaccus aureus ist die einzige Staphylokokkenart die dieses Enzym produziert.
    • Hämolysin
      • Von den vier bekannten Hämolysinen (α-, β-, δ- und ε-Hämolysin) ist humanmedizinisch das α-Hämolysin am wichtigsten. 
      • Dieses Toxin weist eine letale Wirkung auf, es kommt zum Aktivitätszusammenbruch bestimmter Organzellen, insbesondere von Ganglienzellen. 
      • Auch eine dermonekrotische Wirkung kommt dem α-Hämolysin zu.
    • Hyaluronidase
      • Dieses Enzym löst die interzelluläre Kittsubstanz Hyaluronsäure auf, dadurch wird ebenfalls eine Ausbreitung der Staphylokokken gefördert.
    • Koagulase
      • Dieses Exoenzym wirkt auf das Prothrombin ein. Das dadurch gebildete Staphylothrombin führt zu einer Plasmakoagulation, welche der natürlichen Blutgerinnung gleicht. 
      • Dank dieses Ferments sind die eingedrungenen Staphylokokken in der Lage, einen schützenden Fibrinwall gegen die Abwehrmechanismen des Körpers zu bilden. 
      • Dieses Ferment ist die Mitursache der bei Staphylokokken typischerweise zu beobachtenden Abszessbildung.
    • Leucocidin (Leukozidin)
    • Lipasen
      • Staphylokokken schließen mit Hilfe der Lipasen verschiedene Lipoide auf, um die Abbauprodukte für ihren eigenen Stoffwechsel zu verwenden.
    • Lysozym
      • Das von Staphylococcus aureus produzierte Lysozym entspricht in seiner Wirkung weitgehend anderen Lysozymen, z.B. dem aus Hühnereiweiß. 
      • Ebenso wie die bei Staphylokokken reichlich nachzuweisenden Bekteriocine schafft es Staphylococcus aureus eine Lebensnische innerhalb einer grampositiven Mischflora.
    • Proteasen
      • Staphylokokken bauen mit Hilfe verschiedener Proteasen verschiedenste Eiweißstoffe ab, um sie dann für ihren eigenen Stoffwechsel zu nutzen. 
      • Eine dieser Proteasen kann über das Thrombin ebenfalls zu einer Blutgerinnung führen. 
      • Manche Staphylokokken bilden eine Protease, welche den für Influenzaviren entscheidenden Pathogenitätsfaktor Hämagglutinin aktivieren und damit das in Gang kommen bzw. das Ausmaß dieser Virusinfektion fördern kann. 
      • Staphylococcus aureus gehört daher zu den mit Recht gefürchteten Begleitkeimen einer Influenza-Pneumonie.
    • Toxic shock syndrom toxin 1
      • Das TSST-1 wird nur von etwa einem Drittel aller Staphylococcus-aureus-Stämme produziert.
      • TSST-1 verursacht das "Toxic shock syndrom" (TSS). 
        • Die genauen Entstehungsmechanismen des TSS sind noch nicht geklärt. 
        • Die Prognose ist unbehandelt schlecht (ca. 50 % Letalität).
      • Die Toxinbildung scheint erst bei Mangel an zweiwertigen Ionen gestartet zu werden. Man geht davon aus, dass die Häufung dieses Syndroms bei Tempon-benutzenden jungen Frauen daher kommt, dass die Tampons zweiwertige Ionen aufnehmen, die so an der Schleimhaut selbst fehlen und so die Toxinbildung induzieren. 

Epidemiologie

  • Primäres Erregerreservoir der für den Menschen gefährlichen Staphylococcus-aureus-Stämme ist der Mensch selbst. 
  • Außerhalb des menschlichen Körpers können Staphylokokken eine gewisse Zeit überleben, eine Vermehrung findet aber nur im Körper oder in bestimmten Lebensmitteln statt (besonders in Milch und Milchprodukten, Eiprodukten, Kartoffelsalat, Fleischwaren u.a.). 
  • Tierische Staphylococcus-aureus-Stämme gehen nur selten auf den Menschen über und umgekehrt.

Geschichtliches

  • In den 50er Jahren kam es sehr überraschend zum Auftreten von Staphylococcus-aureus-bedingten Krankenhausinfektionen, nicht selten in Form von Epidemien. Man sprach damals vom "Staphylokokken-Hospitalismus". Diese Entwicklung beruhte wahrscheinlich auf der im Zeichen der Antibiotikaära im Krankenhaus vernachlässigten grundlegenden Hygiene/ Asepsis und auf einer hohen Antibiotikaresistenzneigung dieser Staphylokokken. Auch vorher nicht da gewesene Epidemietypen wurden beobachtet. Völlig befriedigend lässt sich dieses Phänomen des plötzlichen Hervortretens einer zuvor eher harmlosen Bakterienart nicht dennoch nicht erklären. Man hat diese sich wandelnde Epidemietendenz auch mit dem Ausdruck "Genius epidemicus" umschrieben.
  • Ende der 60er Jahre nahm die Häufigkeit von Staphylococcus aureus als Erreger von Krankenhausinfektionen ab, auch diese Beobachtung ist nicht völlig zu verstehen. Vielleicht spielte die damalige Einführung der heute noch gut wirksamen β-Lactamase-stabilen Penicilline in der Therapie eine gewisse Rolle.

Systematik

Domäne

  • Bacteria

Abteilung

  • Firmicutes

Klasse

  • Bacilli

Ordnung

  • Bacillales

Familie

Gattung

  • Staphylococcus

Art

  • Staphylococcus aureus
 

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