Mutterkornalkaloide
Synonym
  - Ergotalkaloide, Secale-Alkaloide
 
 
Übersicht
 
Medizin
Typ
Indikationen
  - Migräne
 
  - Verzögerte Lösung der Plazenta
 
  - Blutungen nach Lösen der Plazenta
 
  - Stauung des Wochenflusses
 
  - Mangelhafte Rückbildung des Uterus im Wochenbett
 
 
Kontraindikationen
Nichthydrierte Mutterkornalkaloide
Hydrierte Mutterkornalkaloide
Anwendung
    
 
  - Übelkeit, Erbrechen
     
    
      - Aufgrund des dopaminergen Effekts
 
     
   
  - Bei Dihydroergotoxin werden ferner gastrointestinale Störungen, trockene
    Nase, unerwünschter Blutdruckabfall sowie (selten) orthostatische
    Dysregulation, Bradykardie
    und pektanginöse Beschwerden beobachtet.
 
 
Bemerkungen
  - Die medizinisch eingesetzten Mutterkornalkaloide greifen wie Oxytocin
    direkt an der Uterusmuskulatur an und rufen in kleinen Dosen rhythmische
    Kontraktionen hervor.
 
  - Die Gefahr einer Dauerkontraktion ist jedoch bedeutend größer als nach
    Oxytocingabe, so dass sie nur nach strenger Indikationsstellung eingesetzt
    werden sollten.
 
 
 
Pharmakologie
Bemerkungen
  - Von der großen Anzahl der natürlich im Mutterkorn vorkommenden Alkaloide,
    sind pharmakologisch vor allem die Derivate der Lysergsäure
    von Bedeutung. Hier sind nun wiederum zwei Klassen zu betrachten:
    
      - Ergometrin-Typ
        
          - Mutterkornalkaloide des Ergometrin-Typs wirken nicht
            antagonistisch an α-Adrenozeptoren.
 
         
       
      - Peptid-Typ
        
          - Die Mutterkornalkaloide des Peptid-Typs beinhalten Verbindungen
            der beiden Unterklassen:
            
              - Ergotamin-Derivate
 
              - Ergotoxin-Derivate
 
             
           
         
       
     
   
 
  - Die jeweils entsprechenden Derivate der Isolysergsäure, die sich nur
    hinsichtlich der Stellung der Carboxylgruppe an C-8 unterscheiden, sind
    pharmakologisch unwirksam.
 
  - Die Vertreter des Ergometrin- und des Peptid-Typs zeigen jeweils komplexe
    Wirkungsspektren, die auf ihre vielfältigen Wirkorte zurückzuführen sind.
 
  - Sie wirken in unterschiedlich ausgeprägter Stärke als partielle
    Agonisten bzw. Antagonisten an α-adrenergen,
    dopaminergen und serotoninergen Rezeptoren.
 
  - Die agonistischen Effekte auf Dopamin-
    sowie die antagonistischen Effekte auf Serotonin-Rezeptoren
    sind nur schwach ausgeprägt.
 
  - Die natürlichen Mutterkornalkaloide des Peptid-Typs zeigen außerdem eine
    uteruskontrahierende Wirkung,
    worauf sich letztlich auch ihr Name zurückführen lässt.
 
 
 
Intoxikation
Bemerkungen
  - Während im Mittelalter Vergiftungen mit Secalealkaloiden durch
    mutterkornhaltiges Getreide häufig waren ("Ignis sacer",
    "Antoniusfeuer"), kommen sie heute nur noch selten vor
    (vorzugsweise bei Ernährung mit Getreide aus biologischem Anbau).
 
 
Akute Vergiftung
  - Durstgefühl
 
  - Erbrechen, starke
    Bauchschmerzen
 
  - Parästhesien ("Ameisenlaufen") in den Extremitäten
 
  - Mydriasis
 
  - Atemstillstand
 
  - Herzstillstand
 
 
Chronische Vergiftung
  - Die chronische Vergiftung mit Mutterkornalkaloiden wird als Ergotismus
    bezeichnet. Man unterscheidet eine konvulsive und eine gangränöse Form.
  
 
 
        Konvulsive Form der chronischen Vergiftung
        
          - Krämpfe
 
          - Zentralnervöse Störungen
 
          - Persönlichkeitsveränderungen.
 
         
        Gangränöse Form  der chronischen Vergiftung
        
          - Arterielle Durchblutungsstörungen der Extremitäten (extrem
            schmerzhaft)
 
          - Gangrän (in der Spätphase)
 
         
Sofortmaßnahmen
  - Gabe von medizinischer Kohle und Anwendung anderer resorptionsvermindernde
    Maßnahme
 
  - Applikation von peripher gefäßerweiternden Substanzen
 
  - Bei Krämpfen Diazepam 10 -
    20 mg langsam i.v.
 
  - Intubations- und Beatmungsbereitschaft herstellen
 
  - Reanimationsbereitschaft herstellen
 
 
 
Chemie
Substanzklassen
  - Mutterkornalkaloide vom Ergometrin-Typ ("einfache
    Lysergsäureamide")
    
      - Bei den Substanzen des Ergometrin-Typs ist die Carboxylgruppe der Lysergsäure
        amidartig mit einem Aminoalkohol verbunden. 
 
      - z.B. Ergin, Ergonovin (= Ergometrin), Methergin, Methysergid, LSD 
 
     
   
  - Mutterkornalkaloide
    vom Peptid-Typ
    
      - Bei den Substanzen des Peptid-Typs ist die Carboxylgruppe der Lysergsäure
        mit einem tricyclischen Peptid-Rest verknüpft. Hier unterscheidet man
        weiter in:
        
          - Ergotamin-Derivate
 
          - Ergotoxin-Derivate
 
         
       
     
   
 
 
Biologie
Vorkommen
  - Die natürlichen Vertreter dieser Substanzen stammen aus dem Mutterkorn (Secale
    cornutum).
 
 
 
Beispiele
Substanzen
 
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