Diazepam
Übersicht
Medizin
Typ
Indikationen
Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
Relative Kontraindikationen
Allgemein
- Atemdepression (v.a. bei zu rascher Injektion)
- Blutdruckabfall (v.a. in Kombination mit Opiaten)
- Anterograde Amnesie
- Gelegentlich paradoxe Reaktionen bei älteren Patienten
Nur bei i.v.-Applikation
- Venenreizung und Thrombophlebitis, deshalb Präparate auf
Sojabohnenölbasis bevorzugen (z.B. Diazepam-Lipuro)
Anwendung
Tagesdosis |
5 - 15 mg |
Einzeldosis |
2 - 10 mg |
Anwendungshinweise
Bemerkungen
- Valium MM Roche darf wegen seines Gehalts an Natriumdisulfit
nicht beim Asthmatiker mit Sulfitüberempfindlichkeit angewendet werden
- Verschreibungspflichtig
- Diazep, Faustan, Lamra, Tranquo-Tablinen, Valium, Valiquid
Pharmakologie
Typ
Bemerkungen
- Diazepam kann peroral, intravenös, intramuskulär oder als Suppositorium
angewendet werden.
- Die Resorption
bei peroraler Applikation ist rasch und gut. Die intramuskuläre Anwendung
führt zu geringerer Bioverfügbarkeit und langsamerer Resorption.
- Diazepam ist stark lipophil und passiert die Blut-Hirn-Schranke.
- Diazepam wird in der Leber durch Cytochrom-P450-Enzyme (u.a. CYP2C19
und CYP3A4) metabolisiert.
- Dabei entsteht durch die CYP2C19-vermittelte N-Demethylierung relativ rasch der ebenfalls
aktive, langwirkende Metabolit Nordazepam.
- Die anschließende Hydroxylierung zu Oxazepams,
das im Urin bevorzugt als
Glucuronid auftritt verläuft relativ langsam.
- In geringerem Umfang erfolgt auch erst die Hydroxylierung zu Temazepam
und dann die Demethylierung zu Oxazepam.
- Die Subtanz wird weit überwiegend in Form ihrer Metaboliten renal
ausgeschieden.
Bemerkungen
- Toxische Effekte sind ab einer Plasmakonzentration von 1,5 µg/l zu
erwarten.
Geschichtliches
- Diazepam wurde erstmals 1963 von der Firma Hoffmann-La Roche unter dem
Handelsnamen Valium® auf den Markt gebracht. Es war - nach
Chlordiazepoxid - das zweite, ebenfalls von Leo Sternbach entwickelte,
Benzodiazepin überhaupt.
- Diazepam (Valium®) wurde rasch zum absoluten Blockbuster. Es
war das am meisten verschriebene Medikament in den USA der Jahre 1969 bis
1982.
- Die, auch aufgrund der geringen Toxizität, häufig sehr lasche
Verschreibungspraxis, die Diazepam auch gegen normalen Alltagsstress
einsetzte, führte dazu dass viele Patienten psychisch abhängig wurden und
Diazepam in Verruf geriet. Bei verantwortungsvollem Einsatz ist Diazepam
jedoch auch heute noch ein sehr guter Arzneistoff, der im Vergleich zu den
zuvor eingesetzten Barbituraten deutlich weniger Anwendungsrisiken hat.
Bemerkungen
- Die WHO führt Diazepam in ihrer Liste der essentiellen Arzneistoffe.
Intoxikation
Bemerkungen
- Neben den unten aufgeführten allgemeinen Symptomen sind beim Diazepam
eine relativ frühe Relaxation der Atemmuskulatur, ein Absinken den
Blutdrucks und eine Erniedrigung der Körpertemperatur zu beobachten.
- Benommenheit
- Verwirrtheit
- Schlafneigung (meist jedoch erweckbar)
- Bewusstlosigkeit (selten)
- Zentrale Muskelrelaxation
- Nystagmus
- Ataxie
- Übelkeit, Erbrechen
- Atemdepression (selten)
- Hypotonie
(selten)
Sofortdiagnostik
Sofortmaßnahmen
- Nach Zustand des Patienten
- Schutz gegen Auskühlung
- Bei Intoxikationen durch orale Applikation:
- NOTARZT
- Evtl. Vorbereitung von Flumazenil
(Gabe jedoch nur in schweren Fällen sinnvoll)
- Evtl. Magenspülung
Notfallmedizin
Indikation
- Sedierung
- Prämedikation zur Narkose
- Krampfanfälle
- Akute Angst-, Spannungs-, Erregungs- und Unruhezustände
- Fieberkrämpfe
Anwendung
- 0,05 - 0,5 mg/kg KG langsam i.v. (Kinder: 0,5 mg/kg KG rektal)
- Immer individuell nach Wirkung!
- Notkompetenz
- Indikation nur kindlicher Krampfanfall!
- Nur Rektal-Tube!
- Kinder unter 15 kg KG 5 mg rektal, darüber 10 mg rektal
Achtung
- Dosisreduktion bei Hypoproteinämie
- Große therapeutische Breite
- Hohes Suchtpotential
- Wegen der langen Halbwertszeit Ersatz durch Midazolam
in Erwägung ziehen
Chemie
Strukturformel
C16H13ClN2O
IUPAC
- 9-Chlor-2-methyl-6-phenyl-2,5-diazabicyclo[5.4.0]undeca-5,8,10,12-tetraen-3-on
- 7-Chlor-1,3-dihydro-1-methyl-5-phenyl-2H-1,4-benzodiazepin-2-on
- 7-Chlor-1-methyl-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2(3H)-on
Eigenschaften
Gehaltsanforderung (Ph.Eur.)
- Diazepam enthält mindestens 99,0 und höchstens 101,0 %, berechnet auf
die getrocknete Substanz
Sonstige Eigenschaften
- Weißes bis fast weißes, kristallines Pulver ohne Geruch und mit leicht
bitterem Geschmack.
- Praktisch unlöslich in Wasser (1:350), schwer löslich in Diethylether
(1:39), löslich in Ethanol (1:16), leicht löslich in Aceton (1:5) und
Chloroform (1:2).
Analytik
Identität
Gehalt
UV-Spektrum
- Absorptionsmaxima in HCl (0,1 mol/l) bei 282 nm (E = 475) und 360 nm (E =
150).
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