Diazepam

Übersicht


Medizin

Typ

Indikationen

Kontraindikationen

Absolute Kontraindikationen

Relative Kontraindikationen

Arzneimittelinteraktionen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Allgemein

  • Atemdepression (v.a. bei zu rascher Injektion)
  • Blutdruckabfall (v.a. in Kombination mit Opiaten)
  • Anterograde Amnesie
  • Gelegentlich paradoxe Reaktionen bei älteren Patienten

Nur bei i.v.-Applikation

  • Venenreizung und Thrombophlebitis, deshalb Präparate auf Sojabohnenölbasis bevorzugen (z.B. Diazepam-Lipuro)

Anwendung

Dosierung

Tagesdosis 5 - 15 mg
Einzeldosis 2 - 10 mg

Anwendungshinweise

  • [...]

Patientenhinweise

Bemerkungen

  • Valium MM Roche darf wegen seines Gehalts an Natriumdisulfit nicht beim Asthmatiker mit Sulfitüberempfindlichkeit angewendet werden
  • Verschreibungspflichtig

Handelsnamen

  • Diazep, Faustan, Lamra, Tranquo-Tablinen, Valium, Valiquid

Pharmakologie

Typ

Pharmakodynamik

Wirkeintritt (i.v.) 1 - 2 min
Wirkdauer (stark differierend nach Dosierung und Patient) ca. 15 min - 100 h

Bemerkungen

Pharmakokinetik

Bioverfügbarkeit (BVabs) 93 - 100 %
Clearance (CLtot) 30 ml/min
Eliminationshalbwertszeit (t1/2) 8 - 72 h
Ø 40 h
(aktiver Metabolit) 50 - > 90 h
Extrarenale Eliminationsfraktion (Q0) 1,0
(aktiver Metabolit) 1,0
Plasmaproteinbindung (PB) 98 - 99 %
tmax 4 h
Verteilungsvolumen (Vapp) 1,1 L/kg

Resorption

  • Diazepam kann peroral, intravenös, intramuskulär oder als Suppositorium angewendet werden.
  • Die Resorption bei peroraler Applikation ist rasch und gut. Die intramuskuläre Anwendung führt zu geringerer Bioverfügbarkeit und langsamerer Resorption.

Distribution

  • Diazepam ist stark lipophil und passiert die Blut-Hirn-Schranke.

Metabolisierung

  • Diazepam wird in der Leber durch Cytochrom-P450-Enzyme (u.a. CYP2C19 und CYP3A4) metabolisiert.
  • Dabei entsteht durch die CYP2C19-vermittelte N-Demethylierung relativ rasch der ebenfalls aktive, langwirkende Metabolit Nordazepam.
  • Die anschließende Hydroxylierung zu Oxazepams, das im Urin bevorzugt als Glucuronid auftritt verläuft relativ langsam.
  • In geringerem Umfang erfolgt auch erst die Hydroxylierung zu Temazepam und dann die Demethylierung zu Oxazepam.

Exkretion

  • Die Subtanz wird weit überwiegend in Form ihrer Metaboliten renal ausgeschieden.

Toxikologie

LD50 (Maus, p.o.) 720 mg/kg
(Ratte, p.o.) 1240 mg/kg
Pregnancy category D

Bemerkungen

  • Toxische Effekte sind ab einer Plasmakonzentration von 1,5 µg/l zu erwarten.

Geschichtliches

  • Diazepam wurde erstmals 1963 von der Firma Hoffmann-La Roche unter dem Handelsnamen Valium® auf den Markt gebracht. Es war - nach Chlordiazepoxid - das zweite, ebenfalls von Leo Sternbach entwickelte, Benzodiazepin überhaupt.
  • Diazepam (Valium®) wurde rasch zum absoluten Blockbuster. Es war das am meisten verschriebene Medikament in den USA der Jahre 1969 bis 1982.
  • Die, auch aufgrund der geringen Toxizität, häufig sehr lasche Verschreibungspraxis, die Diazepam auch gegen normalen Alltagsstress einsetzte, führte dazu dass viele Patienten psychisch abhängig wurden und Diazepam in Verruf geriet. Bei verantwortungsvollem Einsatz ist Diazepam jedoch auch heute noch ein sehr guter Arzneistoff, der im Vergleich zu den zuvor eingesetzten Barbituraten deutlich weniger Anwendungsrisiken hat.

Bemerkungen

  • Die WHO führt Diazepam in ihrer Liste der essentiellen Arzneistoffe.

Intoxikation

Bemerkungen

  • Neben den unten aufgeführten allgemeinen Symptomen sind beim Diazepam eine relativ frühe Relaxation der Atemmuskulatur, ein Absinken den Blutdrucks und eine Erniedrigung der Körpertemperatur zu beobachten.

Symptomatik

  • Benommenheit
  • Verwirrtheit
  • Schlafneigung (meist jedoch erweckbar)
  • Bewusstlosigkeit (selten)
  • Zentrale Muskelrelaxation
  • Nystagmus
  • Ataxie
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Atemdepression (selten)
  • Hypotonie (selten)

Sofortdiagnostik

Sofortmaßnahmen

Antidot


Notfallmedizin

Indikation

  • Sedierung
  • Prämedikation zur Narkose
  • Krampfanfälle
  • Akute Angst-, Spannungs-, Erregungs- und Unruhezustände
  • Fieberkrämpfe

Anwendung

Dosierung

  • 0,05 - 0,5 mg/kg KG langsam i.v. (Kinder: 0,5 mg/kg KG rektal)
  • Immer individuell nach Wirkung!
  • Notkompetenz
    • Indikation nur kindlicher Krampfanfall!
    • Nur Rektal-Tube!
    • Kinder unter 15 kg KG 5 mg rektal, darüber 10 mg rektal

Achtung

  • Dosisreduktion bei Hypoproteinämie
  • Große therapeutische Breite
  • Hohes Suchtpotential
  • Wegen der langen Halbwertszeit Ersatz durch Midazolam in Erwägung ziehen

Chemie

Strukturformel

Summenformel

C16H13ClN2O

Molekülmasse

  • 284,740

IUPAC

  • 9-Chlor-2-methyl-6-phenyl-2,5-diazabicyclo[5.4.0]undeca-5,8,10,12-tetraen-3-on
  • 7-Chlor-1,3-dihydro-1-methyl-5-phenyl-2H-1,4-benzodiazepin-2-on
  • 7-Chlor-1-methyl-5-phenyl-1H-1,4-benzodiazepin-2(3H)-on

CAS-Nummer

  • 439-14-5

Eigenschaften

Schmelzpunkt 125 - 128 °C
(andere Quelle) 129 - 131 °C
Löslichkeit (H2O) 50 mg/L
log P 2,9
pKS 3,31
pKB (vinyloges Amidin) 11,7

Gehaltsanforderung (Ph.Eur.)

  • Diazepam enthält mindestens 99,0 und höchstens 101,0 %, berechnet auf die getrocknete Substanz

Sonstige Eigenschaften

  • Weißes bis fast weißes, kristallines Pulver ohne Geruch und mit leicht bitterem Geschmack.
  • Praktisch unlöslich in Wasser (1:350), schwer löslich in Diethylether (1:39), löslich in Ethanol (1:16), leicht löslich in Aceton (1:5) und Chloroform (1:2).

Analytik

Stas-Otto-Gang

Identität

Gehalt

IR-Spektrum

Massenspektrum

UV-Spektrum

  • Absorptionsmaxima in HCl (0,1 mol/l) bei 282 nm (E = 475) und 360 nm (E = 150).
 

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