Narkose

Synonyme

Übersicht


Medizin

Definition

  • Narkose ist ein durch Zufuhr von Narkotika hergestellter reversibler Zustand (reversible und umfassende Lähmung des ZNS) mit weitestgehender Ausschaltung von Bewusstsein, Schmerzempfindung (Analgesie), Abwehrreflexen und Muskelspannung, jedoch erhaltener Funktionsfähigkeit lebenswichtiger Zentren, in dem operative und diagnostische Eingriffe durchgeführt werden können.

Bemerkungen

  • Die Narkose umfasst:
    1. Analgesierung
      • Aufhebung der Schmerzempfindung
    2. Sedierung
      • Verminderung oder Ausschaltung der Reflexaktivität, Bewusstlosigkeit
    3. Relaxierung
      • Muskelrelaxation (gegebenenfalls)
    4. Kontrollierte Blutdrucksenkung bzw. Hypothermie (in speziellen Fällen)
  • Vor einer geplanten Narkose erfolgt normalerweise eine Prämedikation.
  • Die Wahl des Narkoseverfahrens richtet sich nach der Art der Operation und dem Zustand des Patienten.
  • Eine Narkose mit Intubation und Beatmung ist bei einer Muskelrelaxation aufgrund der Lähmung der Atemmuskulatur obligatorisch.
  • Die Steuerung der Narkosetiefe und die Wahl des Narkoseverfahrens (Auswahl des Narkotikums, Beatmung mit einer Atemmaske oder Intubation usw.) richten sich nach dem Ausmaß des chirurgischen Eingriffs unter Berücksichtigung von Herzfrequenz, Blutdruck und anderen vegetativ gesteuerten Funktionen (z.B. Schweißsekretion).
    • Eine Narkose ist also ein "dynamisch" zu führender Prozess der an die aktuellen Bedingungen während einer Operation angepasst werden muss,

Narkosephasen

  • Einleitungsphase
  • Aufrechterhaltungsphase
  • Abklingphase

Narkosestadien

  • Mit steigender Konzentration des Narkosemittels werden bei der Narkoseeinleitung folgende Narkosestadien durchlaufen, wobei deren Stärke je nach Narkotikum unterschiedlich ausgeprägt ist:
    • Analgesiestadium
      • Symptome
        • Hemmung kortikaler Zentren, Herabsetzung der Schmerzempfindung, Bewusstseinstrübung, teilweise Amnesie
      • Bemerkungen
        • Hier sind kleinere operative Eingriffe (z.B. in der Geburtshilfe, Zahnmedizin) möglich
    • Exzitationsstadium (Erregungsstadium)
      • Symptome
        • Hemmung übergeordneter motorischer Zentren, dadurch Enthemmung niederer motorischer Zentren und motorische Unruhe, Bewusstlosigkeit, unregelmäßige Atmung
        • Erbrechen und Laryngospasmus (Stimmritzenkrampf) sind möglich und unangenehm für den Patienten.
      • Bemerkungen
        • Diese Phase erhöht die Zahl von postoperativen Komplikationen. Sie wird jedoch nicht bei allen Narkotika durchlaufen; besonders ausgeprägt ist sie bei der (obsoleten) Narkose mit Diethylether.
    • Toleranzstadium
      • Symptome
        • Hemmung von Zentren im Großhirn und Rückenmark, Abschwächung oder Auslöschung von Reflexen, Herabsetzung des Tonus der quergestreiften Muskulatur, Steuerung vitaler vegetativer Funktionen durch Zentren in der Medulla oblongata
      • Bemerkungen
        • Weitere Unterteilung dieses Stadiums in 4 Stufen (Guedel-Schema)
        • Stadium für längere Operationen.
    • Asphyktisches oder paralytisches Stadium
      • Symptome
      • Bemerkungen
        • In diesem Stadium tritt ohne Wiederbelebung der Tod ein.
  • Nach Beendigung der Narkose werden diese Stadien (außer dem asphyktischen Stadium) rückläufig durchlaufen.

Narkosearten

  • Inhalationsnarkose
  • Injektionsnarkose
  • Kombinationsnarkose
    • Bei der modernen Kombinationsnarkose wird zunächst eine Prämedikation durchgeführt. Diese dient dazu dem Patienten die Angst vor der eigentlichen Narkose zu nehmen sowie andere Narkoserisiken zu minimieren.
    • Durch die Kombination mehrerer Narkotika und mit anderen Medikamenten versucht man das Toleranzstadium schneller zu erreichen, Operationen in geringerer Narkosetiefe (bei garantierter Hypnose und Analgesie) durchführen zu können, Narkotika einzusparen und die durch die Narkose entstehenden Nebenwirkungen zu vermindern.
    • Unterarten der Kombinationsnarkose sind:

Ablauf einer Narkose

Prämedikation

Narkoseeinleitung

Narkoseaufrechterhaltung

  • Aufrechterhaltung der Narkose durch Beatmung, z.B. mit einem Sauerstoff-Lachgas-Halothan-Gemisch.
  • Zusätzlich Verwendung von Muskelrelaxantien zur Erschlaffung der quergestreiften Muskulatur, um reflektorische Abwehrspannungen (z.B. bei Bauchoperationen) zu verhindern, wobei eine Beatmung obligatorisch (Lähmung der Atemmuskulatur) ist.
  • Beatmung ist auch ansonsten meist erforderlich (zentrale Atemdepression durch fast alle Narkotika).

Narkoseausleitung

Risikofaktoren


Notfallmedizin

Materialien

  • Beatmungsbeutel, Maske und Reservoir
  • Mindestens ein (besser zwei) gesicherter venöser Zugang
  • Absaugbereitschaft mit Yankauer
  • Material zur Intubation
  • Erforderliche Medikamente aufgezogen und beschriftet
  • Equipment zur Vitalparametrie angeschlossen (RR, EKG (mit Ton), Pulsoximeter (mit Ton)
  • Ausreichend Sauerstoffreserve
  • Vorbereiteter Respirator mit HME
  • Möglichkeit des Wärmeerhalts
  • Ggf. Magensonde

Medikamente

Beispiele

Prioritäten beim Aufzug

  1. Etomidat oder Ketamin
  2. Suxamethoniumchlorid
  3. Atropin
  4. Opioide, z.B. Fentanyl
  5. Midazolam
  6. Vecuroniumbromid

Beispiele

Bemerkungen

  • Aufgrund der vielen verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten der Narkosemedikamente, sollte man sich lieber auf eine Narkoseführung spezialisieren, die dafür "im Schlaf" beherrscht wird.
  • Das letztgenannte Beispiel ist zwar etwas aufwendiger, weist jedoch normalerweise die geringsten Gefahren auf.
  • Die Angaben zu den Medikamentengaben nach der erfolgten Intubation sollten mit Vorsicht betrachtet werden, da die Narkosefortführung nie nach festem Schema ablaufen sollte.
  • Treten z.B. Husten- oder Würgereflexe auf, sollte schnellstmöglich die Sedierung vertieft werden und die Relaxation verbessert. Das Ansteigen der Pulsfrequenz und des Blutdrucks deuten auf eine unzureichende Sedierung und Analgesie hin.
  • Um eine gute Steuerbarkeit der Narkose zu erhalten, sollten Medikamente mit möglichst kurzer Halbwertszeit verwandt werden.
  • Jede Narkose darf nur unter genauem Monitoring durchgeführt werden!
 

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